Wer hierzulande schön sein will, muss leiden. Wer in Südostasien schön sein will, besucht eine der zahlreichen Bärenfarmen, auf denen Sonnen- und Mondbären für Schönheit und Gesundheit der Käufer leiden müssen. Tagtäglich wird ihnen mittels Kathetern Gallenflüssigkeit entnommen. Sie fristen ihr Dasein in kleinen Gitterkäfigen und sind oftmals mangelernährt. Stereotypisches Verhalten, Selbstverstümmelung und infizierte Wunden sind die Folge und häufig Grund für einen qualvollen Tod. In Vietnam sind Bärenfarmen seit 2005 verboten. Zu wenig Platz für die Unterbringung dieser Tiere führte jedoch dazu, dass sie weiterhin auf den Farmen bleiben mussten.
Der Handel mit Gallensaft ist ein lukratives, wenn auch illegales Geschäft. Sonnen- und Mondbären stehen nicht nur auf der Roten Liste der gefährdeten Arten sondern unterliegen auch einem Handelsverbot. Trotzdem sieht man in vielen Städten Plakate und Schilder, die den Weg zur nächsten Bärenfarm zeigen. Einheimische wie auch Touristen sind gerne bereit 15 Euro für einen Milliliter der umstrittenen Flüssigkeit zu bezahlen. Da die Bären auf den Farmen auch weiterhin „gemolken“ werden, wird, neben einem Schutzzentrum in Nordvietnam, ein zweites Zentrum dringend benötigt.
Das Schutzzentrum in Südvietnam
Seit 20 Jahren kämpft die australische Tierschutzorganisation Free the Bears gegen den Missbrauch von Bären in Südostasien. Gemeinsam mit diesem erfahrenen Partner setzt sich die Welttierschutzgesellschaft für ein besseres Leben der Sonnen- und Mondbären in Vietnam ein.
Im Cat Tien National Park in Südvietnam startet daher der Bau eines Schutzzentrums für die „Galle-Bären“, das im Mai 2015 eröffnet werden soll. Zunächst werden 35 Bären aus einem alten und zu klein gewordenen staatlichen Zentrum umgesiedelt. Weitere Tiere sollen bis 2018 jährlich aus Bärenfarmen befreit und in das zehn Hektar große Schutzzentrum gebracht werden. Hier werden sie zukünftig ein schmerzfreies Leben in natürlicher Umgebung, mit Artgenossen und ausreichend Futter führen können. Mitarbeiter eines kambodschanischen Bärenschutzzentrums werden den vietnamesischen Tierpflegern nach der Eröffnung zur Seite stehen und ihnen in einem Intensivkurs die Bedürfnisse der Bären sowie Behandlungsmöglichkeiten bei psychischen und physischen Erkrankungen vermitteln.
Ein Bildungspfad mit Informationstafeln gibt Besuchern einen Einblick in das traurige und qualvolle Leben der „Galle-Bären“. Ein Bildungszentrum für Schulklassen rund um das Thema Bärengalle ist in Planung.