Chefarzt des Vinzentius-Krankenhauses machen Eltern Mut
Landau, 30. November 2014 In Deutschland leiden über 600.000 Kinder an ungewolltem Urinverlust in der Nacht, was unter dem medizinischen Fachausdruck Enuresis gefasst wird. Während ein ungewollter Harnverlust bis zum vollendeten fünften Lebensjahr als normal zu betrachten ist, sollten Kinder mit sechs Jahren die Steuerungs- und Kontrollfähigkeit der Blase besitzen – so die Experten.
Medizinisch wird von einer Enuresis gesprochen, wenn der nächtliche Urinverlust in mindestens zwei Nächten pro Monat auftritt und das Kind mindestens sechs Jahre alt ist. „Generell empfehlen wir allen Eltern, gemeinsam mit ihrem Kind einen Arzt aufzusuchen, wenn eine Enuresis vorliegt. Bei einer Untersuchung beim Kinderarzt können körperliche Erkrankungen ausgeschlossen werden, und das ist ein erster und sehr wichtiger Schritt“, erklärt Dr. Jürgen Bensch, der die Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde am Vinzentius-Krankenhaus in Landau leitet.
Um die beste Therapie auszuwählen, ist die Einstufung des Bettnässens vonnöten. Dabei wird das Einnässen ausschließlich in der Nacht vom ungewollten Urinverlust in der Nacht und am Tag unterschieden. Des Weiteren bezeichnet eine primäre Enuresis, dass das nächtliche Einnässen seit der Geburt ohne Trockenphase auftritt, während es zu einer trockenen Phase von mindestens sechs Monaten im Falle einer sekundären Enuresis kommt. „Enuresis ist ein häufiges Symptom und kann in jeder Familie auftreten“, weiß der Chefarzt. „Für viele Eltern ist das Thema Bettnässen jedoch schwierig – es wird von ihnen tabuisiert. Dabei gibt es zahlreiche Therapiemöglichkeiten, die mit dem jeweiligen Arzt individuell besprochen werden können.“
Eine sorgfältige Ursachensuche und eine gezielte Therapie erzielen in der Regel sehr gute und nachhaltige Erfolge. So gibt es beispielsweise spezielle Trainings für die Blase. Begonnen wird oftmals mit dem Führen eines Kalenders, in dem das Kind sowohl nasse als auch trockene Nächte farbig markiert. „Es hilft der ganzen Familie, wenn das Thema aktiv angegangen wird“, betont Dr. Bensch. „Deshalb werden auch immer die Kinder selbst mit einbezogen, ein Ansatz, der sich bewährt hat.“
Der Mediziner sieht es als seine Aufgabe an, betroffenen Eltern Mut zu machen. „Viele haben eine Odyssee aus Sorge, Ärger, Trauer, Wut und Verzweiflung hinter sich. Warum einen Leidensweg auf sich nehmen, wenn es Möglichkeiten der Hilfe gibt?“, fasst Dr. Bensch zusammen.