Als "Götter in Weiß" wurden sie früher tituliert,
der "Herr Doktor" war schier unantastbar. Auch heute ist die
Wertschätzung für diesen verantwortungsvollen Beruf noch sehr hoch,
aber das Image hat durch Skandale und öffentliche Debatten Kratzer
davongetragen. Das weiß der Hartmannbund nur zu gut und geht bei
einem heiklen Thema in die Offensive: dem Umgang mit immer seltener
vertuschbaren Ärztefehlern. Dass solche geschehen, ist unbestreitbar
- und letztlich menschlich. Ein Patient darf aber erwarten, dass
alles Menschenmögliche zu deren Vermeidung getan wird - und dass ein
Mediziner sein Missgeschick gegebenenfalls eingesteht und sich
entschuldigt. Dies wäre bisweilen für Betroffene oder Hinterbliebene
schon eine Genugtuung. Allein - beides fällt Ärzten meist unsagbar
schwer. Zum einen haben sich die meisten gegenüber oft verunsicherten
Patienten ein festes, weil beruhigendes Auftreten angewöhnt - nach
dem Motto: "Ich weiß, was ich tue." Zum anderen drohen
disziplinarische, finanzielle und versicherungstechnische Folgen, die
ein schnelles Eingeständnis schwer machen. Dabei könnte rasche
Klärung den Schaden bisweilen noch begrenzen. Bleibt zu hoffen, dass
die Ankündigung des Hartmannbundes von mehr Transparenz letztlich
nicht nur auf ein anonymes oder internes Meldesystem zielt, das
höchstens Klarheit bringen könnte, ob geschätzte 40_000 oder 170_000
jährlicher Behandlungsfehler der Realität näherkommen. Offenheit muss
es vor allem gegenüber den Betroffenen geben, sie ist die Basis des
unabdingbaren Vertrauens zwischen Arzt und Patienten. Wer die
tägliche Zahl der Arzt-Patienten-Kontakte ins Verhältnis zu der der
Kunstfehler setzt, wird dann trotzdem auch in Zukunft vertrauensvoll
zum Arzt gehen können.
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Wolfgang Bürkle
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