Immer wieder wird thematisiert, dass zu häufig oder unnötig
künstliche Knie- und/oder Hüftgelenke (Endoprothetik) bei Patienten
eingesetzt werden. Besonders bei Älteren ist der Blick der
Öffentlichkeit sehr kritisch. Dabei sind einerseits Fragen zu der
allgemeinen Gesundheit der Patienten Gegenstand der Betrachtungen,
andererseits werden aber auch Fragen laut, die nicht so neutral sind.
Übersteigt die Haltbarkeit der Gelenk-Prothese die Lebenserwartung
des Patienten? Ist es nicht im Alter normal, dass man nicht gut
laufen kann? Wirtschaftliche Betrachtungen spielen plötzlich eine
Rolle.
Wer rastet, der rostet
"Um die Beweglichkeit im Alter zu erhalten, muss der Mensch aktiv
bleiben. Er muss sich sportlich betätigen, um dem natürlichen
Muskelabbau entgegenzuwirken. Aber unter Schmerzen ist dies schwer
möglich, ebenso bei ungleicher Beanspruchung, weil man beispielsweise
ein Knie nicht belastet", macht Prof. Dr. med. Karl-Dieter Heller,
Vorsitzender des Verbands leitender Orthopäden und Unfallchirurgen
Deutschlands e. V. (VLOU), deutlich. "Dabei zählt im hohen Alter auch
spazieren gehen, tanzen oder wandern zu Sport. Hautsache, man bewegt
sich und stärkt die Muskeln. Aktiv sein, bedeutet - gerade im Alter -
ein großes Stück Lebensqualität."
Während der Mensch zwischen dem 30. und 70. Lebensjahr den
kontinuierlichen Muskelabbau kompensieren kann, wird es anschließend
schwieriger. Wird im Alter das Laufen beschwerlicher, beginnt eine
Abwärtsspirale. Wenn Bewegung Schmerz verursacht, bewegt man sich
weniger und nimmt eine Schonhaltung ein. Hinken und eine
Bewegungseinschränkung sind die Folge. Dadurch bewegt man sich
weniger, wodurch die Muskulatur noch weiter abgebaut wird. Das führt
unweigerlich zu einem schnelleren Alterungsprozess. "Bei
fortgeschrittener Verschleiss-Erkrankung und ausgereizter
konservativer Therapie sind Gelenkersatz-Operationen auch im hohen
Alter sinnvoll - und die müssen in unserem Versicherungssystem
definitiv möglich sein", betont Karl-Dieter Heller.
Individuelle Sorgen
Neben den allgemeinen Vorurteilen machen sich auch Patienten,
denen ein solcher Eingriff empfohlen wird, ihre Gedanken. "Ich höre
nicht selten die Frage, ob eine solche Operation überhaupt noch Sinn
macht", berichtet Karl-Dieter Heller. "Dabei untersuchen wir den
Gesundheitszustand eines Patienten ganz genau, bevor wir ihm zu einem
Austausch raten." Ist der Patient körperlich nicht ausreichend
belastbar oder narkosefähig, kommt ein solcher Eingriff gar nicht
erst in Frage. "Allerdings sind die Menschen, die über eine solche
Operation nachdenken, meist nahezu gesund. Wer 90 Jahre alt ist, kann
nicht schwerkrank sein - sonst wäre er so alt nicht geworden", gibt
der Verbands-Vorsitzende zu bedenken.
Neue Gelenke gegen Demenz?
Eine neue Studie zeigt eine weitere Seite der Pro-Argumente für
den Einsatz künstlicher Knie- oder Hüftgelenke im Alter. Die
Ergebnisse besagen, dass Menschen, die sich im Alter aktiv bleiben,
um 50 Prozent seltener an Demenz erkranken als andere, die sich nicht
bewegen. "Auch das macht mehr als deutlich, dass auch ältere
Patienten ihre Einschränkungen - beispielsweise durch eine Arthrose -
nicht hinnehmen, sondern behandeln lassen sollten", stellt Heller
deutlich klar.
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Sigrid Baum, Leiterin Pressearbeit
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