Uedem im Dezember 2014. Es ist die Zeit der Weihnachtsmärkte, der gemütlichen Abende mit Freunden und Familie. Und immer mit dabei sind in dieser kalten Winterzeit reichhaltiges Essen wie Braten mit Soße, Äpfel und Clementinen, Kekse, Schokolade und nicht zu vergessen die guten Heißgetränke. Von Glühwein über Eierpunsch bis zu Met gibt es alles, was das Herz begehrt. Nicht nur Kinder naschen in dieser dunklen Jahreszeit besonders gerne, sondern auch Erwachsene greifen bei Speisen und Getränken beherzt zu. Eine harte Zeit für die Zähne, denn nicht nur Zucker wirkt auf den Mund und seine 32 Bewohner. Weniger bekannt, doch deswegen nicht minder gefährlich ist die Wirkung säurehaltiger Speisen und Getränke auf die Zähne, wie Dr. med. dent. Harald Hüskens, Leiter der Zahnarztpraxis Uedem und Gutachter für die Deutsche Gesellschaft für zahnärztliche Implantologie, weiß.
Säure reduziert Zahnschmelz
„Insbesondere in den kalten Monaten greifen viele Menschen vermehrt zu Zitrusfrüchten, um ihre Abwehrkräfte zu stärken“, sagt Dr. Hüskens und merkt an: „Was jedoch gut für das Immunsystem des Körpers ist, stellt für die Zähne einen Belastungstest dar.“ Durch Nahrungsaufnahme sinkt im Allgemeinen und speziell bei solchen säurehaltigen Lebensmitteln der sonst neutrale pH-Wert im Mund für eine gewisse Zeit ab. Zudem begünstigen Bakterien im Biofilm auf den Zähnen die Entstehung des sauren Milieus im Mund. Zahnfleisch und -schmelz sind in diesem Moment einer sehr hohen Belastung ausgesetzt. Dieser Prozess wird Demineralisierung genannt. Jeder Genuss von Mandarinen, Glüh- oder auch Rotwein bedeutet einen kleinen Angriff auf den Zahnschmelz.
Remineralisierung braucht Zeit
Selbstverständlich muss trotzdem niemand auf den Genuss von Orangen oder Wein verzichten. Allerdings kommt es der Zahngesundheit zugute, wenn beim Verzehr ein paar Aspekte beachtet werden: „Um die sogenannte Demineralisation zu stoppen, hilft der körpereigene Speichel. Er stellt den normalen pH-Wert wieder her“, erklärt Dr. Hüskens und gibt zu bedenken: „Allerdings benötigt diese Remineralisierung eine Zeit von rund vier Stunden, damit im Speichel enthaltenes Kalzium und Phosphat den angegriffenen Zahnschmelz wieder festigen können. Wird in dieser Zeit erneut etwas gegessen oder getrunken, geht der Prozess von vorne los. Schlecht für die Zähne, weil bis dahin noch kein ausreichender Schutz besteht.“
Folgen können schlimm sein
Diese vielen kleinen Angriffe auf die Zähne können sogenannte Zahnerosionen hervorrufen. Hierbei handelt es sich um ein regelrechtes Auflösen des Zahnschmelzes. So baut sich der gesamte Zahn langsam, aber sicher ab. In der Folge kommt es zu Zahnwanderungen oder Fehlstellungen. „Anders als vermutet, hilft gegen Zahnerosion nicht, direkt nach dem Essen zu putzen“, warnt Dr. Hüskens: „Ganz im Gegenteil: Durch den gesenkten pH-Wert ist gerade in diesem Moment der Zahnschmelz stark angegriffen. Bürste und Zahnpasta wirken dann wie Schleifmaschinen auf den lädierten Zahnschmelz und fördern sogar dessen Verlust.“ Damit es nicht so weit kommt, empfiehlt es sich, Naschereien direkt nach den Tagesmahlzeiten einzunehmen und mit dem Zähneputzen eine halbe Stunde zu warten. „Für unterwegs, wie beispielsweise auf dem Weihnachtsmarkt, helfen Kaugummis, die den Speichelfluss anregen. Damit der pH-Wert im Mund nicht so stark durcheinandergebracht wird, besteht auch die Möglichkeit, zu säurehaltigen Genüssen kalziumhaltige Gegenspieler zu wählen, was häufig auch gut passt. So passt zum Wein hervorragend ein Stück Käse oder zum Obst ein Glas Milch.
Pflege und Kontrolle beste Vorsorge
Da es sich bei einer Zahnerosion um einen schleichenden Prozess handelt, ist Vorsorge sowohl privat als auch fachmännisch die beste Vorbeugung. Im Rahmen der täglichen Zahnpflege gilt: Zu wenig Einsatz ist hier genauso falsch wie zu viel. Regelmäßigkeit und Sorgfältigkeit bilden den Grundstock für ein langes Zahnleben. „Versäumte Zahnhygiene hebt sich nicht durch festes Drücken oder extralanges Putzen wieder auf, sondern dies führt sogar dazu, den Schmelzabbau weiter voranzutreiben“, gibt Dr. Hüskens zu bedenken. Hier empfiehlt der Experte, mindestens zweimal am Tag zu putzen, und rät dazu, Zahnseide und Interdentalbürsten zu nutzen, um kleinste Reste zu entfernen. Zahnpasten mit einem Fluoridgehalt von 1000 bis 1500 ppm für Erwachsene und für Kinder mit 500 bis 1450 ppm unterstützen den Erhalt des Zahnschmelzes dabei gut. Vorsicht ist geboten bei den sogenannten RDA-Werten, die den Abrieb der Zahnsubstanz durch die Creme angeben. Liegen diese bei über 70, ist die schmirgelnde Wirkung der Pasta sehr hoch, bekannt bei Produkten zum Zähneweißen. Angaben zu Fluoridgehalt und Abrieb finden sich auf den meisten Verpackungen oder sind auf den Internetseiten der Hersteller einsehbar. „Bei der Wahl der passenden Zahncreme unterstützt der Zahnarzt und er kann im Rahmen der regelmäßigen Kontrolle auch auf Veränderungen reagieren“, sagt Dr. Hüskens. „Auch zur Früherkennung einer Zahnerosion rate ich, Routinekontrollen ernst zu nehmen, da Betroffene bei einem leichten Fall noch keine Schmerzen haben. Erst in fortgeschrittenem Stadium der Zahnerosion entsteht eine Überempfindlichkeit gegen Kälte oder Hitze.“
Weitere Informationen unter www.dr-hueskens.de