Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Form der Demenz; rund 700.000 der etwa 1,3 Millionen Demenzpatienten in Deutschland sind von Morbus Alzheimer betroffen. Durch den demographischen Wandel werden sich die Erkrankungszahlen bis zum Jahr 2050 etwa verdoppeln. Eine effektive Therapie gibt es derzeit nicht. Die Ursachen der Erkrankung sind bislang nicht vollständig geklärt. Jahre, bevor erste klinische Symptome sichtbar werden, bilden sich im Gehirn der Betroffenen sogenannte Plaques, die aus fehlerhaft gefalteten Eiweißmolekülen, den Beta-Amyloid-Peptiden, entstehen. "Allerdings wissen wir, dass es verschiedene genetische Risikofaktoren gibt, die als Auslöser für diejenigen Alzheimer-Erkrankungen gelten, die bereits in jüngeren Jahren auftreten", erläutert Prof. Glatzel. Ein solcher Risikofaktor ist die vermehrte Produktion des Amyloid-Vorläuferproteins. "Menschen, die aufgrund von Veränderungen im Erbgut mehr von dem Amyloid-Vorläuferprotein produzieren, entwickeln wesentlich häufiger und früher eine Alzheimer-Erkrankung."
Prof. Glatzel und sein Team aus der Neuropathologie suchen deshalb nach Wegen, die Menge des Vorläuferproteins im Gehirn zu verringern. Sie verwenden dafür ein neues, Zellkultur-basiertes Verfahren, das es ermöglicht, eine große Zahl potentieller Wirkstoffe auf ihre Wirkung gegenüber dem Amyloid-Vorläuferprotein zu testen. "Aus einer Bibliothek mit pharmakologisch einsetzbaren Substanzen haben wir aus 10.000 Substanzen sechs identifizieren können, die die Menge des Amyloid-Vorläuferproteins spezifisch reduzieren konnten", erläutert Prof. Glatzel. In weiteren Laborstudien gehe es nun darum, diese Substanzen so zu modifizieren, dass daraus pharmakologische Wirkstoffe werden. "Das Ziel ist es, diesen neuen und vielversprechenden Therapieansatz so fortzuentwickeln, dass er in die klinische Anwendung gebracht werden kann", so Prof. Glatzel.
Das Forschungsprojekt wurde unter anderem mit Hilfe einer Testamentsspende realisiert.
Literatur:
Rosenkranz SC, Geissen M, Härter K, Szalay B, Ferrer I, Vogel J, Smith S, Glatzel M, (2013), Amyloid-Precursor-Protein-lowering small molecules for disease modifying therapy of Alzheimer's disease. PLOS ONE, in press
http://dx.plos.org/10.1371/journal.pone.0082255
er entdecken neue Wirkstoffe zur Therapie der Alzheimer-Krankheit
Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Form der Demenz; rund 700.000 der etwa 1,3 Millionen Demenzpatienten in Deutschland sind von Morbus Alzheimer betroffen. Durch den demographischen Wandel werden sich die Erkrankungszahlen bis zum Jahr 2050 etwa verdoppeln. Eine effektive Therapie gibt es derzeit nicht. Die Ursachen der Erkrankung sind bislang nicht vollständig geklärt. Jahre, bevor erste klinische Symptome sichtbar werden, bilden sich im Gehirn der Betroffenen sogenannte Plaques, die aus fehlerhaft gefalteten Eiweißmolekülen, den Beta-Amyloid-Peptiden, entstehen. "Allerdings wissen wir, dass es verschiedene genetische Risikofaktoren gibt, die als Auslöser für diejenigen Alzheimer-Erkrankungen gelten, die bereits in jüngeren Jahren auftreten", erläutert Prof. Glatzel. Ein solcher Risikofaktor ist die vermehrte Produktion des Amyloid-Vorläuferproteins. "Menschen, die aufgrund von Veränderungen im Erbgut mehr von dem Amyloid-Vorläuferprotein produzieren, entwickeln wesentlich häufiger und früher eine Alzheimer-Erkrankung."
Prof. Glatzel und sein Team aus der Neuropathologie suchen deshalb nach Wegen, die Menge des Vorläuferproteins im Gehirn zu verringern. Sie verwenden dafür ein neues, Zellkultur-basiertes Verfahren, das es ermöglicht, eine große Zahl potentieller Wirkstoffe auf ihre Wirkung gegenüber dem Amyloid-Vorläuferprotein zu testen. "Aus einer Bibliothek mit pharmakologisch einsetzbaren Substanzen haben wir aus 10.000 Substanzen sechs identifizieren können, die die Menge des Amyloid-Vorläuferproteins spezifisch reduzieren konnten", erläutert Prof. Glatzel. In weiteren Laborstudien gehe es nun darum, diese Substanzen so zu modifizieren, dass daraus pharmakologische Wirkstoffe werden. "Das Ziel ist es, diesen neuen und vielversprechenden Therapieansatz so fortzuentwickeln, dass er in die klinische Anwendung gebracht werden kann", so Prof. Glatzel.
Das Forschungsprojekt wurde unter anderem mit Hilfe einer Testamentsspende realisiert.
Literatur:
Rosenkranz SC, Geissen M, Härter K, Szalay B, Ferrer I, Vogel J, Smith S, Glatzel M, (2013), Amyloid-Precursor-Protein-lowering small molecules for disease modifying therapy of Alzheimer''s disease. PLOS ONE, in press
http://dx.plos.org/10.1371/journal.pone.0082255