Teilhabe am Arbeitsleben wird als Ziel medizinischer Interventionen zunehmend wichtiger. Denn Arbeitsunfähigkeit und vorzeitiges Ausscheiden aus dem Arbeitsleben bedeuten für die Betroffenen neben dem Armutsrisiko auch soziale Vereinsamung und Verlust des Selbstwertgefühls. Grund zum Optimismus gibt daher die aktuelle Analyse der Erwerbstätigkeit von Rheumakranken anhand von Sozialversicherungsdaten und Daten aus der Kerndokumentation der Rheumazentren, die Prof. Mau jetzt in der Zeitschrift für Rheumatologie veröffentlichte*.
Innerhalb der letzten 10 bis 15 Jahre zeigen diese Daten eine deutlich verbesserte Teilnahme von Menschen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen am Berufsleben. So wurde bei erwerbsstätigen AOK-Versicherten eine stärkere Verminderung der durchschnittlichen Arbeitsunfähigkeitsdauer wegen rheumatoider Arthritis, Spondylitis ankylosans oder systemischem Lupus erythematodes gegenüber allen Krankheiten festgestellt (um 7-27 % versus 2-6 %).
Daten aus den Rheumazentren zeigen noch deutlicher die Verminderung der mittleren Arbeitsunfähigkeitsdauer im Zeitverlauf: Von 1997 bis 2011 nahmen Arbeitsunfähigkeitsepisoden bei Patienten mit der häufigsten chronisch-entzündlichen Gelenkerkrankung, der rheumatoiden Arthritis, um 32 % ab, die mittlere Arbeitsunfähigkeitsdauer sank pro Patient um 42 % und bei allen Beschäftigten mit einer rheumatoiden Arthritis sogar um 63 %. Dagegen war die mittlere Arbeitsunfähigkeitsdauer bei allen GKV-Pflichtversicherten im Jahr 2011 nur um 3 % gegenüber 1997 reduziert.
Ähnlich positiv ist die Entwicklung bei der Zahl der Erwerbsminderungsrenten, die von 2001 bis 2011 bei den häufigsten entzündlich-rheumatischen Erkrankungen stetig abnahm und sich ebenfalls deutlich günstiger entwickelte als für die Gesamtheit aller Krankheiten in Deutschland. Laut der Kerndokumentation sind gegenüber 1997 Patienten mit rheumatoider Arthritis im Jahr 2011 um 3-8 % seltener berentet worden. Während 1997 in den ersten 2 Krankheitsjahren bereits 8 % der Betroffenen berentet worden waren und nach 5 Jahren 16 %, betraf dies 2011 nach 2 Jahren nur 5 % und in den ersten 2-5 Jahren 10 %. Ältere prospektive Langzeitstudien zeigen für 1997 sogar eine Berentung von 15 % innerhalb der ersten beiden Krankheitsjahre und 28 % nach 6,5 Jahren. Die Steigerung des Anteils Erwerbstätiger mit rheumatoider Arthritis zwischen 1997 und 2011 war mit 14 % am deutlichsten bei Frauen mittleren Alters. "Hier ist vor allem ein Zusammenhang mit wirksamen Medikamenten und konsequenten nicht-medikamentösen Therapiestrategien anzunehmen", betont Prof. Mau.
Trotz dieser deutlichen Verbesserungen bleibt laut Prof. Mau weiterhin viel zu tun: Unbefriedigend ist für den Wissenschaftler vor allem, dass im Jahr 2012 die Hälfte der Patienten in den letzten 5 Jahren vor ihrer Frühberentung wegen Rheuma keine stationäre Leistung zur medizinischen Rehabilitation der Deutschen Rentenversicherung erhalten haben. Angesichts der sich abzeichnenden, erheblichen Effekte einer Kombination von wirksamen medikamentösen Therapien und nicht-medikamentösen Interventionen auf die Erwerbsfähigkeit sieht er hier noch viel Spielraum für eine weitere Verbesserung der Teilhabe am Arbeitsleben von Rheumapatienten.
Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (DGRh) ist mit mehr als 1.400 Mitgliedern die größte medizinische Fachgesellschaft in Deutschland im Bereich der Rheumatologie. Sie repräsentiert seit mehr als 80 Jahren die rheumatologische Wissenschaft und Forschung und deren Entwicklung in Deutschland. Als gemeinnütziger Verein arbeitet die DGRh unabhängig und ohne Verfolgung wirtschaftlicher Ziele zum Nutzen der Allgemeinheit.
*Mau W, Thiele K, Lamprecht J (2013): Trends der Erwerbstätigkeit von Rheumakranken. Ergebnisse aus Sozialversicherungsdaten und Kerndokumentation der Rheumazentren in Deutschland.
Z Rheumatol DOI 10.1007/s00393-013-1205-y
Kontakt:
Prof. Dr. med. Wilfried Mau
Direktor des Instituts für Rehabilitationsmedizin
Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
06097 Halle (Saale)
Tel. 0345 557 4204
wilfried.mau@medizin.uni-halle.de
ob bleiben: Das geht immer besser
Teilhabe am Arbeitsleben wird als Ziel medizinischer Interventionen zunehmend wichtiger. Denn Arbeitsunfähigkeit und vorzeitiges Ausscheiden aus dem Arbeitsleben bedeuten für die Betroffenen neben dem Armutsrisiko auch soziale Vereinsamung und Verlust des Selbstwertgefühls. Grund zum Optimismus gibt daher die aktuelle Analyse der Erwerbstätigkeit von Rheumakranken anhand von Sozialversicherungsdaten und Daten aus der Kerndokumentation der Rheumazentren, die Prof. Mau jetzt in der Zeitschrift für Rheumatologie veröffentlichte*.
Innerhalb der letzten 10 bis 15 Jahre zeigen diese Daten eine deutlich verbesserte Teilnahme von Menschen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen am Berufsleben. So wurde bei erwerbsstätigen AOK-Versicherten eine stärkere Verminderung der durchschnittlichen Arbeitsunfähigkeitsdauer wegen rheumatoider Arthritis, Spondylitis ankylosans oder systemischem Lupus erythematodes gegenüber allen Krankheiten festgestellt (um 7-27 % versus 2-6 %).
Daten aus den Rheumazentren zeigen noch deutlicher die Verminderung der mittleren Arbeitsunfähigkeitsdauer im Zeitverlauf: Von 1997 bis 2011 nahmen Arbeitsunfähigkeitsepisoden bei Patienten mit der häufigsten chronisch-entzündlichen Gelenkerkrankung, der rheumatoiden Arthritis, um 32 % ab, die mittlere Arbeitsunfähigkeitsdauer sank pro Patient um 42 % und bei allen Beschäftigten mit einer rheumatoiden Arthritis sogar um 63 %. Dagegen war die mittlere Arbeitsunfähigkeitsdauer bei allen GKV-Pflichtversicherten im Jahr 2011 nur um 3 % gegenüber 1997 reduziert.
Ähnlich positiv ist die Entwicklung bei der Zahl der Erwerbsminderungsrenten, die von 2001 bis 2011 bei den häufigsten entzündlich-rheumatischen Erkrankungen stetig abnahm und sich ebenfalls deutlich günstiger entwickelte als für die Gesamtheit aller Krankheiten in Deutschland. Laut der Kerndokumentation sind gegenüber 1997 Patienten mit rheumatoider Arthritis im Jahr 2011 um 3-8 % seltener berentet worden. Während 1997 in den ersten 2 Krankheitsjahren bereits 8 % der Betroffenen berentet worden waren und nach 5 Jahren 16 %, betraf dies 2011 nach 2 Jahren nur 5 % und in den ersten 2-5 Jahren 10 %. Ältere prospektive Langzeitstudien zeigen für 1997 sogar eine Berentung von 15 % innerhalb der ersten beiden Krankheitsjahre und 28 % nach 6,5 Jahren. Die Steigerung des Anteils Erwerbstätiger mit rheumatoider Arthritis zwischen 1997 und 2011 war mit 14 % am deutlichsten bei Frauen mittleren Alters. "Hier ist vor allem ein Zusammenhang mit wirksamen Medikamenten und konsequenten nicht-medikamentösen Therapiestrategien anzunehmen", betont Prof. Mau.
Trotz dieser deutlichen Verbesserungen bleibt laut Prof. Mau weiterhin viel zu tun: Unbefriedigend ist für den Wissenschaftler vor allem, dass im Jahr 2012 die Hälfte der Patienten in den letzten 5 Jahren vor ihrer Frühberentung wegen Rheuma keine stationäre Leistung zur medizinischen Rehabilitation der Deutschen Rentenversicherung erhalten haben. Angesichts der sich abzeichnenden, erheblichen Effekte einer Kombination von wirksamen medikamentösen Therapien und nicht-medikamentösen Interventionen auf die Erwerbsfähigkeit sieht er hier noch viel Spielraum für eine weitere Verbesserung der Teilhabe am Arbeitsleben von Rheumapatienten.
Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (DGRh) ist mit mehr als 1.400 Mitgliedern die größte medizinische Fachgesellschaft in Deutschland im Bereich der Rheumatologie. Sie repräsentiert seit mehr als 80 Jahren die rheumatologische Wissenschaft und Forschung und deren Entwicklung in Deutschland. Als gemeinnütziger Verein arbeitet die DGRh unabhängig und ohne Verfolgung wirtschaftlicher Ziele zum Nutzen der Allgemeinheit.
*Mau W, Thiele K, Lamprecht J (2013): Trends der Erwerbstätigkeit von Rheumakranken. Ergebnisse aus Sozialversicherungsdaten und Kerndokumentation der Rheumazentren in Deutschland.
Z Rheumatol DOI 10.1007/s00393-013-1205-y
Kontakt:
Prof. Dr. med. Wilfried Mau
Direktor des Instituts für Rehabilitationsmedizin
Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
06097 Halle (Saale)
Tel. 0345 557 4204
wilfried.mau@medizin.uni-halle.de