In Deutschland sterben täglich durchschnittlich 162 Menschen an
einer Blutvergiftung. Das hat das Kompetenznetzwerks Sepsis (SepNet)
in einer aktuellen Studie herausgefunden. Viele dieser Todesfälle
könnten durch bessere Prävention, gezieltere Diagnostik und
schnellere Behandlung vermieden werden. Die gefährliche Erkrankung
Sepsis beginnt immer mit einer Infektion, zum Beispiel einer
Lungenentzündung oder einem Harnwegsinfekt. Sogar eine gewöhnliche
Grippe kann die Autoimmunreaktion hervorrufen und zum
Multiorganversagen führen. Warum sterben von Jahr zu Jahr mehr
Menschen an einer Sepsis? Der Intensivmediziner Prof. Dr. Konrad
Reinhart von der Universitätsklinik Jena begründet das im Gespräch
mit dem BPI Pressedienst Arzneimittel mit der steigenden
Lebenserwartung und der Zunahme von Begleiterkrankungen wie Diabetes
oder chronische Bronchitis. Und er nennt noch einen weiteren Aspekt:
O-Ton1 Prof. Reinhart: "Ein Grund für die Zunahme der Sepsis ist
auch die Tatsache, dass sich immer mehr ältere Menschen immer
invasiveren medizinischen Behandlungen unterziehen, die dann
teilweise das Immunsystem schwächen und diese Schwächung des
Immunsystems führt eben dazu, dass man anfälliger für Infektionen und
damit auch für Sepsis wird."
Vor allem die sogenannten multi-resistenten Krankenhauskeime
spielen dabei eine wichtige Rolle, sagt Professor Reinhart. Er
schätzt, dass jährlich bis zu 4.500 Todesfälle durch Sepsis vermieden
werden könnten, wenn die Hygieneregeln in Krankenhäusern strikter
eingehalten würden. Dies sei aber nur eine von vielen Maßnahmen, denn
etwa 30 bis 40 Prozent der Sepsisfälle entwickelten sich außerhalb
des Krankenhauses. Ein Grundproblem sei, dass viele Ärzte noch immer
viel zu wenig über die Krankheit wüssten. Oft werde nicht beachtet,
dass eine Sepsis keine normale Infektion, sondern eine komplizierte
und verheerende Autoimmunreaktion sei:
O-Ton2 Prof. Reinhart: "Häufig wird auch von den Ärzten nur die
Infektion genannt die eine Sepsis auslöst, z. B. Lungenentzündung
oder Harnwegsinfekt und das wird teilweise eben dann in den Medien
nicht als Sepsis beschrieben sondern eben ist an einer
Lungenentzündung gestorben."
Die Öffentlichkeit müsse unbedingt besser über die Sepsisgefahr
informiert werden, fordert Professor Reinhart. Vor allem aber müsse
die Krankheit in der Ausbildung von Ärzten und Pflegepersonal eine
größere Rolle spielen. Zu häufig würden typische Symptome wie zum
Beispiel Verwirrtheit fehlinterpretiert. Dabei sei die Früherkennung
bei der Sepsis das A und O. Tatsächlich zeigen Studien, dass die
Überlebenschancen des Patienten deutlich höher sind, wenn er schnell
mit entsprechenden Antibiotika behandelt wird. Noch besser sei es
natürlich, sagt Professor Reinhart, wenn eine Sepsis gar nicht erst
ausbricht:
O-Ton3 Prof. Reinhart: "Man muss auch wissen, dass man sich gegen
gewisse Sepsis- Erreger impfen lassen kann, z. B. gegen Pneumokokken,
die die Lungenentzündung auslösen oder auch Erreger die
Hirnhautentzündung auslösen oder man kann sich ja auch gegen Grippe,
die ja auch gar nicht so selten in eine Sepsis übergeht, impfen
lassen und sollte sich auch impfen lassen."
Den Pressedienst Arzneimittel des BPI zum Thema Sepsis finden Sie
auch unter: http://www.bpi.de/presse/pressedienst-arzneimittel/
Pressekontakt:
Andreas Aumann
BPI-Pressereferent
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