Menschen mit Hörbeeinträchtigungen sind sich oftmals nicht darüber
bewusst, dass sie aktiv dazu beitragen können, was sie verstehen.
Denn viele wissen nicht: Hören und Verstehen sind zwei
unterschiedliche Funktionen, die aber eng miteinander verknüpft sind.
Die menschliche Sprache besteht aus hohen und tiefen Schallanteilen.
Das Lautheitsempfinden wird durch tiefe Töne bestimmt, während hohe
Töne dagegen für die Deutlichkeit bzw. für das Verstehen sorgen. Und
genau hier kann man ansetzen:
Das Verstehen kann trainiert werden, um das Hörvermögen zu
stärken. Wie kann Hörvermögen trainiert werden?
Das Hören selbst kann nicht trainiert werden. Das Verstehen jedoch
schon. Um zu hören, werden durch die Ohrmuschel Schallschwingungen
aufgenommen, die an das Mittelohr weitergeleitet und verstärkt
werden, und im Innenohr werden diese Schallschwingungen schließlich
in elektrische Impulse umgewandelt. Schwerhörigkeiten lassen sich auf
Probleme im Innenohr oder bei der Weiterleitung und Umwandlung von
Schallwellen zurückführen. Hingegen ist die auditive Wahrnehmung für
die Verarbeitung der elektrischen Impulse zuständig: Unterschiedliche
Signale werden im Ohr abgeglichen und in Informationen umgewandelt.
Und genau diese Verarbeitung kann trainiert werden. "Durch auditives
Training, beispielsweise mit CDs mit speziellen Hörübungsprogrammen,
können Menschen mit Hörimplantaten das Wahrnehmen von Tönen
verbessern. So ist es möglich, hohe und triefe Töne sowie Signale von
rechts und links besser zu unterscheiden und wahrzunehmen", erklärt
Prof. Dr. med. Joachim Müller vom Klinikum der Universität München,
Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde. "Dies führt
letztendlich dazu, dass Nebengeräusche und einzelne Stimmen im
Gemisch mit weiteren Stimmen besser herausgefiltert werden können."
Wie kann man die auditive Wahrnehmung verbessern?
Regelmäßiges Training ist die Grundvoraussetzung, um die Synapsen
im Gehirn anzuregen und dadurch bestehende Verbindungen zu stärken
oder neue Verknüpfungen zu bilden. Aus diesem Grund ist es
empfehlenswert, eine Audiotherapie zu machen. Durch das Training mit
Therapeuten wird Betroffenen eine Technik gezeigt, um das Verstehen
zu verbessern. Beispielsweise hören die Betroffenen Musik und Sprache
mit einem Hörwahrnehmungstrainer. Die verwendeten Hörtrainingsgeräte
verändern den Schall in bestimmten Frequenzen, so dass
unterschiedliche Laute besser wahrgenommen werden. Auch werden
Mikrofone genutzt, damit die Patienten ihre veränderte Sprache über
Kopfhörer selbst hören. So wird die Wahrnehmung für die eigene
Sprechweise geschult.
Eine weitere gute Möglichkeit ist es, Übungs- und Gesprächsgruppen
für Hörbeeinträchtigte aufzusuchen. Im Gespräch können sich
Betroffene über relevante Themen und persönliche Erfahrungen
austauschen und erfahren, wie weit die eigenen Hörerfahrungen
reichen.
Was können hörbeeinträchtigte Menschen noch tun, um ihr
Hörvermögen wieder zu verbessern?
- Offen mit dem Thema umgehen! Betroffene sollten ihr Umfeld
darüber informieren, was sie hören können und was nicht.
Außerdem können sie die Familie und Freunde aktiv fragen, was
sie mittlerweile besser verstehen und welche Bereiche noch
verbesserungswürdig sind.
- Tagebuch schreiben: Durch das Protokollieren von Übungen,
Techniken, Gefühlen und definierten Zielen erkennen Betroffene
nach einiger Zeit ihre Fortschritte.
- Nach Tipps fragen: Menschen, die trotz Hörbeeinträchtigung gute
Zuhörfähigkeiten haben, können gefragt werden, wie sie das
erreicht haben und was ihnen zu Beginn schwer gefallen ist.
Hören entsteht durch Lernen. Solange jemand nicht gut hört,
verlernt er, die Sprache zu verstehen, und es fällt ihm schwer,
kommunikative Herausforderungen zu meistern. "Durch gezieltes
Training können unter anderem Erfolge im Bereich des
Lautheitsempfindens sowie der auditiven Differenzierung, die
Sprachlaute, Tonhöhe und Geräusche betrifft, erreicht werden",
bestätigt Prof. Dr. med. Joachim Müller. Wer den Schwierigkeiten
offen begegnet und sein Verstehen trainiert, merkt schnell, dass sich
die Mühe lohnt und sich das Hören und Verstehen zunehmend verbessert.
beat the silence - Der Stille entgegentreten
Die Initiative beat the silence möchte Hörverlust als Barriere für
Kommunikation überwinden und Hilfe anbieten. Auf den verschiedenen
Kanälen der Initiative können sich Betroffene und deren Angehörige
über das Thema Hörverlust informieren und austauschen. Das Herzstück
der Initiative bildet die Website www.beat-the-silence.org. Dank
einer klaren und einfachen Navigationsstruktur werden die Besucher
über verschiedene Menüpunkte zu unterschiedlichsten Themen im
Zusammenhang mit dem Wert guten Hörens aufgeklärt. Neben der Website
kommuniziert die Initiative beat the silence vor allem über ihren
Facebook- und Twitter-Account sowie den eigenen YouTube-Channel.
Unterstützt wird beat the silence u.a. vom Hörimplantathersteller
MED-EL.
Pressekontakt:
beat the silence
Christina Achtert
Brabanter Str. 4
D-80805 München
Telefon: 089 121 75 149
Fax: 089 121 75 197
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