Bei der Verwendung von Aufputschmitteln im Leistungssport waren es in der Vergangenheit vor allem Amphetamine und Ephedrin, die die größte Rolle gespielt haben. Heute ist es meist nur noch Ephedrin, doch auch dieser Wirkstoff bereitet Probleme. Ephedrin und Amphetamine weisen hinsichtlich ihrer Wirkung zahlreiche Gemeinsamkeiten auf. Der größte Unterschied ist wohl der, dass Ephedrin in geringerem Maße fettlöslich ist als jedes Amphetamin. Alle anderen Effekte unterscheiden sich nur graduell. Aufgrund ihrer starken Nebenwirkungen wurden Amphetamine in der Medizin fast vollständig durch andere Arzneistoffe ersetzt. Wenn überhaupt, sind sie heute nur noch über ein Betäubungsmittelrezept erhältlich. Dementsprechend schwer ist es, diese Substanzen käuflich zu erwerben. Da die Nebenwirkungen und gesundheitlichen Gefahren von Ephedrin nicht ganz so stark ausgeprägt sind, haben diese heute die weitaus größere Bedeutung.
Die Wirkung von Ephedrin lässt sich in eine psychotrope und eine körperliche Komponente unterteilen. Ephedrin hemmt den Appetit und es ist zu beobachten, dass manche Anwender bei hohen Dosierungen in einen euphorischen Zustand verfallen. Diese Effekte werden durch eine erhöhte Produktion von Dopamin ausgelöst. Allerdings hat die Erhöhung des Dopaminspiegels nicht nur erwünschte, sondern auch unangenehme Effekte. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Nervosität und Schlaflosigkeit. Wenn Ephedrin über lange Zeit in zu hoher Dosis verwendet wird, kann es sogar psychotische Erkrankungen auslösen oder begünstigen.
Hinsichtlich der körperlichen Effekte von Ephedrin ist zu sagen, dass es bei Überdosierungen, wie sie vor allem unter Bodybuildern üblich sind, zu schweren Schädigungen des Herz-Kreislauf-Systems kommen kann. Sportler, die jahrelang mit Ephedrin gedopt haben, weisen oft die gleichen Schädigungen des Herzmuskels auf, wie solche, die unter einem Burn-Out-Syndrom leiden. Ein weiterer gefährlicher Nebeneffekt von Ephedrin ist die Störung des Thyroxin-Haushalts. Thyroxin ist ein Schilddrüsenhormon, das durch seine Wechselwirkung mit Ephedrin bei Herzkrankheiten – auch bei bis dahin unerkannten – gefährlich werden kann.
Die größte, weil den Anwender oft nicht bewusste Gefahr von Ephedrin, sind jedoch seine Wechselwirkungen mit Substanzen, die ganz selbstverständlich zum Alltag der Anwender gehören, oder als vermeintlich harmlose Nahrungsergänzungen konsumiert werden. Zu dieser Gruppe zählen vor allem Stimulanzien wie Koffein und Guarana. Schon die Kombination von Kaffee mit einer hohen Dosis Ephedrin kann zu Symptomen wie Herzrasen oder einem lebensbedrohlichen Kreislaufkollaps führen. In manchen Fällen musste sogar der Tod durch Atemlähmung festgestellt werden. Das tragische daran ist, dass sich die meisten Anwender dieser Risiken gar nicht bewusst sind. Manche erfahren erst davon, wenn sie auf der Intensivstation zu sich kommen.
Aus den genannten Gründen gilt in der Medizin das Risiko/Nutzen-Verhältnis von Ephedrin nach aktuellem Wissensstand als sehr ungünstig. Wo es möglich ist, behandelt man heute mit anderen Arzneistoffen. Allerdings ist die Risiko/Nutzen-Abwägung einiger Sportler anders als die der Mediziner. Für einen besseren Trainingserfolg oder für das Erreichen eines angestrebten Wunschgewichts sind viele bereit, gewisse Risiken bewusst in Kauf zu nehmen. An diese Zielgruppe richten sich die Angebote jender Online-Shops, bei denen der Interessent nicht nur Ephedrin kaufen kann, sondern auch eine ganze Reihe anderer Substanzen, die eigentlich rezept- oder zumindest apothekenpflichtig sind, rezeptfrei zur Auswahl hat. Diesen Benutzern sei geraten, bei der Anwendung der dort erworbenen Medikamente die größte Vorsicht walten zu lassen und beim geringsten Hinweis auf gesundheitsschädliche Veränderung einen Arzt zur Rate zu ziehen.
