Es gibt mehrere mögliche Ursachen für Hornhauterkrankungen: Verletzungen mit anschließender Narbenbildung gehören zu den häufigsten. Entzündungen am Auge, genetische Veränderungen und Stoffwechselstörungen können ebenfalls die Hornhaut eintrüben. Oft ist auch der sogenannte Keratokonus die Ursache. Die Bezeichnung leitet sich vom griechischen Wort „keras“ für Horn (in diesem Fall die Hornhaut des Auges) und vom lateinischen Wort „konus“ für Kegel ab. Keratokonus bezeichnet eine kegelförmige Vorwölbung der Hornhaut. Im Rahmen der Erkrankung kann die Hornhaut immer dünner werden.
Sind erst einmal Eintrübungen vorhanden, bilden sich diese in der Regel nicht mehr zurück. Ab einem gewissen Stadium hilft nur noch der Austausch gegen eine gesunde, klare Hornhaut, eine Hornhauttransplantation (Keratoplastik). Dr. Gangolf Sauder, Chefarzt der Charlottenklinik für Augenheilkunde in Stuttgart: „Eine Keratoplastik ist notwendig, wenn die Hornhaut ihrer eigentlichen Funktion nicht mehr nachkommen kann. Wenn durch Narben oder andere Erkrankungen die Durchlässigkeit des Lichts deutlich eingeschränkt ist.“
Eine Hornhauttransplantation kann heute auf verschiedene Art erfolgen:
Man unterscheidet zwischen einer vollen Gewebstransplantation (perforierende Keratoplastik) und einer Transplantation von Gewebeteilen (lammelläre Transplantation). Dr. Sauder: „Bei Veränderungen, die alle Hornhautschichten betreffen – zum Beispiel bei ausgeprägten Narben – muss eine perforierende Keratoplastik durchgeführt werden. Eine lamelläre Keratoplastik kommt dagegen bei Erkrankungen in Betracht, die nur einzelne Schichten betreffen. So zum Beispiel bei der Fuchs´schen Endotheldystrophie, bei welcher es zu einer Funktionsstörung der inneren Schichten der Hornhaut kommt.“
► Perforierende Keratoplastik
Bei der perforierenden Keratoplastik wird das gesamte Hornhautgewebe transplantiert. Der Operationsverlauf ist einfach erklärt: Mit einem sogenannten Trepan, einem Rundmesser, wird die erkrankte Hornhaut ausgeschnitten. „Die modernen Trepansysteme ermöglichen eine sehr genaue Schnittführung“, sagt Dr. Sauder. In die entstandene runde Lücke wird die klare, gesunde Hornhaut eingenäht. Die Fäden, mit denen das Transplantat eingenäht wird, bestehen aus Nylon und sind um ein Vielfaches dünner als ein Haar. Nach etwa einem Jahr ist das Spendergewebe eingeheilt, und die Fäden können entfernt werden.
► Lamelläre Keratoplastik
In vielen Fällen reicht es aus, wenn nur die erkrankte Gewebsschicht transplantiert wird. Dr. Sauder: „Diese lamelläre Keratoplastik hat den Vorteil, dass nur erkrankte Hornhautschichten entfernt werden und somit das gesunde Gewebe des Patienten erhalten bleibt.“ Bei der lamellären Hornhauttransplantation unterscheiden Ärzte zwischen Operationen, bei denen die Oberfläche und der mittlere Teil der Hornhaut (Epithel und Stroma) ersetzt werden (vordere lamelläre Keratoplastik, abgekürzt DALK genannt) und Operationen, bei denen nur die innerste Schicht, also das Endothel ersetzt wird (hintere lamelläre Keratoplastik (DMEK und DSAEK).
Abstoßungsreaktionen wie bei anderen Organtransplantationen sind selten. Grund: In der Hornhaut gibt es keine Blutgefäße, denn sie wird über das Tränensekret ernährt. So kommen die Immunzellen erst gar nicht mit dem Transplantat in Verbindung.
Hornhauttransplantate stammen immer von verstorbenen Menschen. Bei der Hornhaut besteht die Besonderheit, dass sie noch bis zu 16 Stunden nach der endgültigen Feststellung des Todes entnommen werden kann. Das Problem: Es gibt immer noch viel weniger Spenderhornhäute als Patienten, die ein Transplantat benötigen. Sogenannte Hornhautbanken sorgen national und international dafür, dass jeweils geeignetes Spendergewebe den Patienten zur Verfügung gestellt wird. Hornhautbanken arbeiten immer gemeinnützig und ohne finanziellen Gewinn.
Interview
„Das Auge sollte besser geschützt werden“
Interview mit Dr. Gangolf Sauder, Chefarzt der Charlottenklinik für Augenheilkunde in Stuttgart
Wie sieht bei einer Hornhauttransplantation die Nachbehandlung aus?
Dr. Sauder: Nach der Keratoplastik muss das Auge engmaschig sowohl vom niedergelassenen Augenarzt als auch von den Ärzten der Augenklinik untersucht werden. Der Patient bekommt Augentropfen, die er mehrmals täglich benutzen sollte. Die Fäden müssen in der Regel ein Jahr in der Hornhaut verbleiben, da die Wundheilung extrem langsam verläuft.
Kann der Patient sofort gut sehen?
Dr. Sauder: Nach einer Hornhauttransplantation kann es viele Wochen und Monate dauern, bis sich das Sehvermögen langsam bessert. Wie gut die Sehleistung unmittelbar nach der Operation ist, ist individuell verschieden. Manche Patienten können bereits Dinge in der Ferne erkennen, andere nur Handbewegungen wahrnehmen.
Wie lange wird man krankgeschrieben?
Dr. Sauder: In der Regel sollte man mit einer vierwöchigen Arbeitsunfähigkeit rechnen.
Sobald sich die Sehschärfe verbessert, kann der Patient seinem Beruf wieder voll nachgehen. Wer viel am PC arbeitet, sollte die Augen vor Austrocknung schützen und vermehrt künstliche Tränenflüssigkeit zuführen.
Ab wann darf man Sport treiben?
Dr. Sauder: Im Idealfall wartet der Patient einige Wochen. Ohnehin sollte die Aufnahme sportlicher Aktivitäten erst nach Rücksprache mit dem Augenarzt erfolgen. Sportarten, bei denen ein erhöhtes Risiko für Augenverletzungen besteht (z. B. Kampfsport, Squash), sollte man nach der Operation grundsätzlich vermeiden. Ebenfalls wichtig: In den ersten zwei Monaten ist Schwimmen oder Saunieren nicht erlaubt.
Kann man Erkrankungen der Hornhaut vorbeugen?
Dr. Sauder: Häufige Risiken sind Hornhautnarben durch Unfälle oder Infektionen. Bei Tätigkeiten, bei denen das Auge gefährdet sein kann – zum Beispiel bei Arbeiten mit einer Kettensäge - sollte unbedingt eine Schutzbrille getragen werden. Da Infektionen häufig Kontaktlinsenträger betreffen, sind diese besonders auf eine ausreichende Hygiene angewiesen. Beispielsweise sollten Kontaktlinsen täglich gereinigt werden.
Info-Kasten
Die Hornhaut
Die Hornhaut ist das Fenster vorne am Auge, durch das man die farbige Iris und die schwarze Pupille sieht. Im gesunden Zustand ist sie glasklar und lässt wie ein Fenster Licht ins Auge. Aufgrund ihrer leicht gewölbten Form wirkt die Hornhaut wie ein Brennglas und hilft, die Lichtstrahlen auf dem Weg zur Netzhaut zu brechen. Sie schützt das Auge und sorgt dafür, dass wir scharf sehen können.