fit und munter - Brüssel muss Weichen für effektiven Schutz der Umwelt vor Tierarzneimitteln stellen (FOTO)

fit und munter

Brüssel muss Weichen für effektiven Schutz der Umwelt vor Tierarzneimitteln stellen (FOTO)



Am 4.3.2015 werden Tierarzneimittel in Brüssel Thema eines "Policy
and Science Event" sein, das auf Initiative des Umweltbundesamtes und
der finnischen Behörde TUKES stattfinden wird. Hier sollen vor dem
Hintergrund der laufenden Überarbeitung des europäischen
Tierarzneimittel-Gesetzes Vorgaben für eine effektive
Umwelt-Risikobewertung von Tierarzneimitteln diskutiert werden. PAN
Germany begrüßt die Initiative und fordert erhebliche Nachbesserungen
am derzeitigen Gesetzesentwurf.

Über 1600 Tonnen Antibiotika wurden Tieren in Deutschland 2012
verabreicht. 99 Prozent davon wurden zur Behandlung von Nutztieren,
vor allem Schweinen, Geflügel und Rindern, angewandt, rund doppelt so
viel, wie zur Behandlung kranker Menschen verwendet wurde. Diese
enormen Mengen sind nicht nur hinsichtlich der Ausbreitung von
Antibiotikaresistenzen problematisch. Die behandelten Tiere scheiden
einen Großteil der Substanzen wieder aus. Über Gülle und Stallluft
gelangen die noch immer wirksamen Substanzen in die Umwelt. Hier
wirken die Rückstände der Antibiotika und anderer Tierarzneimittel
wie Antiparasitika und Hormone auf Organismen in Böden und Gewässern.

Aus ganz Europa gibt es Meldungen über Funde pharmazeutischer
Substanzen und ihrer Metaboliten in den Gewässern. Die schädigende
Wirkung von Arzneimittelrückständen wurde in diversen Studien
beschrieben. So können Antibiotika das Wachstum von Pflanzen, Algen
und Cyanobakterien hemmen. Die in der Nutztierhaltung weit
verbreiteten antibiotischen Tetracycline können die Zusammensetzung
der mikrobiologischen Flora verändern und zu einer erhöhten Selektion
antibiotikaresistenter Bodenbakterien führen. Andere antibiotische
Wirkstoffe wirken toxisch auf Mycorrhizza-Pilze im Boden, die eine
bedeutende Rolle bei der Nährstoffversorgung der mit ihnen in
Symbiose lebenden Pflanzen spielen. Das Antiparasitikum Ivermectin
schädigt Dung-bürtige Insekten und verzögert auf diese Weise
nachweislich den Prozess des Dungabbaus.

"Tierarzneimittel sind ein ungelöstes Umweltproblem mit
Langzeitfolgen. Es ist dringend geboten, gegenzusteuern." so Dipl.
Ing. agr. Susan Haffmans von Umweltverband PAN Germany. Praktikable
Vorschläge, wie sich ein besserer Schutz der Umwelt vor
Tierarzneimittelbelastungen realisieren ließe, liegen vor. Die
Maßnahmen reichen von Vorgaben für die Tierhaltung, damit Tiere so
gehalten werden, dass sie gesund aufwachsen können, bis hin zur
Verschärfungen der Tierarzneimittelzulassung.

"Bislang versäumt der Entwurf des neuen Tierarzneimittelgesetzes
der EU, notwendige Maßnahmen zum Schutz der Umwelt vor
Tierarzneimittelbelastungen umzusetzen. Dringend nötig ist eine
Umweltprüfung von Alt-Arzneimitteln, ein verpflichtendes
Umwelt-Monitoring für zugelassene Arzneimittel und eine klare Vorgabe
zur Offenlegung der Anwendungsdaten für alle Tierarzneimittel", so
Haffmans.

Weitere Informationen von PAN Germany zum Thema, einen
YouTube-Filmspott und detaillierte Forderungen zur Revision des
EU-Tierarzneimittelgesetzes bietet PAN unter
http://www.pan-germany.org/deu/projekte/tierarzneimittel.html



Pressekontakt:
susan.haffmans[at]pan-germany.org;
040-39919100
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