Reserveantibiotika sind oft das letzte Mittel
gegen resistente Bakterien. Diese hochwirksamen Antibiotika sind
originär der Therapie schwerer, lebensbedrohlicher Erkrankungen
vorbehalten, wenn die infektiösen Bakterien bereits Resistenzen gegen
andere Antibiotika entwickelt haben. Doch der massive und unkritische
Einsatz dieser Medikamente in Krankenhäusern und Arztpraxen sowie in
der Tiermast hat dazu geführt, dass in jüngster Zeit selbst gegen
diese letzten Hoffnungsträger immer häufiger Resistenzen beobachtet
werden[1,2]. Einen Weg zur Entschärfung des Resistenzproblems sieht
Professor Uwe Frank, Freiburg, im alternativen Einsatz von
antibiotisch wirksamen Pflanzeninhaltsstoffen wie den Senfölen aus
Kapuzinerkresse und Meerrettich. Der Einsatz des Senfölgemischs bei
unkomplizierten Atem- und Harnwegsinfekten sei eine gute Option, um
die Ausbreitung resistenter Keime zu bremsen. "Unsere Untersuchungen
mit den Senfölen haben gezeigt, dass diese Pflanzenstoffe sowohl
gegen relevante Erreger von Blasenentzündungen als auch gegen die
häufigsten Verursacher bakterieller Atemwegsinfektionen hochwirksam
sind", so der Hygieniker und Mikrobiologe am Universitätsklinikum
Freiburg.
Reserveantibiotika sollten nicht zur Therapie einfacher
Infektionskrankheiten, wie zum Beispiel akuten Blasenentzündungen,
eingesetzt werden. Doch laut Antibiotika-Report 2014 der
DAK-Gesundheit gelten mittlerweile 22% aller verordneten Antibiotika
als Reserveantibiotika[3]. In der Tiermast werden in Deutschland
sogar fünf Mal mehr Antibiotika als an Menschen verabreicht, nahezu
ausschließlich breit wirksame Reserveantibiotika[4]. Neun
Bundesländer plädieren daher aktuell für ein Verbot dieser
Medikamente an Nutztieren[5]. Auch der Deutsche Bauernverband (DBV)
spricht sich in seiner jüngsten Erklärung für einen
verantwortungsvollen Einsatz von Antibiotika aus[6].
Entwicklung neuer Antibiotika ist teuer
Der unkritische Einsatz von chemisch-synthetischen Antibiotika hat
zur massiven Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen geführt. So
wirken zum Beispiel gegen resistenten Formen von E. coli, Proteus
ssp. und Klebsiellen - häufige Auslöser von Blasenentzündungen - oft
nur noch ein oder zwei Arten Reserve-Antibiotika[7]. Dass gegenwärtig
selbst gegen diese hochwirksamen Substanzen zunehmend Resistenzen
beobachtet werden[1,2], ist alarmierend. "Es ist daher dringlicher
denn je, neue Antibiotika bereitzustellen", sagt Frank. Doch neue
Wirkstoffe können nicht mehr schnell genug entwickelt werden, es
mangelt vor allem an den finanziellen Ressourcen. Zwar förderte die
Regierung die Entwicklung neuer Antibiotika 2014 mit etwa 10
Millionen Euro. Doch Fachleute beziffern die Entwicklungskosten für
ein einziges neues Antibiotikum bis zur Markteinführung auf 800
Millionen bis 1,5 Milliarden Euro[8]. Die neu entwickelte Substanz
Teixobactin gilt zwar als erste Neuentdeckung seit langer Zeit.
Experten zufolge kann dieses neue chemisch-synthetische Antibiotikum
die Resistenzproblematik aber nicht lösen[9,10,11].
Therapeutische Wirkung der Senföle umfassend belegt
Frank plädiert daher dafür, bei einfachen unkomplizierten
Infektionen, wie zum Beispiel Erkältungskrankheiten und
Blasenentzündungen, auf antibiotisch wirksame pflanzliche Präparate
wie die Senföle aus Kapuzinerkresse und Meerrettich auszuweichen. Auf
diese Weise würden hocheffektive Antibiotika für ernste und
bedrohliche Erkrankungen aufgespart. Die gute Wirksamkeit und
Verträglichkeit des Senfölgemischs bei Atem- und Harnwegsinfektionen
ist in zahlreichen Studien belegt, auch bei häufig wiederkehrenden
Blasenentzündungen und Erkältungskrankheiten[12-17]. Bei den bereits
seit Jahrhunderten zur Behandlung von Harn- und Atemwegsinfektionen
eingesetzten Senfölen sind bisher keine Resistenzen beobachtet
worden, wie auch eine jüngere Studie aus den USA bestätigt[18].
"Im Gegensatz zu chemisch-synthetischen Antibiotika handelt es
sich bei den Senfölen um Viel- bzw. Mehrstoffgemische mit
vielfältigen antimikrobiellen Wirkmechanismen. Synergistisch und
synchron ablaufende Effekte, die teilweise noch nicht aufgeklärt
wurden, verhindern bei diesen Pflanzenstoffen die
Resistenzentwicklung bei Mikroorganismen, wie sie von
Standard-Antibiotika bekannt sind", erklärt der Wissenschaftler.
"Damit könnten derartige pflanzliche Arzneimittel in Zukunft einen
neuen Stellenwert in der Therapie von unkomplizierten Atem- und
Harnwegsinfektionen einnehmen und zur Entschärfung des
Resistenzproblems beitragen", resümiert Frank.
Literatur:
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