fit und munter - "Wir brauchen die Bedarfsplanung in der Schmerzmedizin" / Facharzt und Bedarfsplanung als Voraussetzung für eine adäquate Versorgung

fit und munter

"Wir brauchen die Bedarfsplanung in der Schmerzmedizin" / Facharzt und Bedarfsplanung als Voraussetzung für eine adäquate Versorgung


"Effektive Schmerzmedizin ist kein Luxusartikel,
sondern eine zwingende Notwendigkeit in einer modernen
Industriegesellschaft, und zwar sowohl unter ethischen als auch unter
juristischen und ökonomischen Gesichtspunkten", sagte Dr. Gerhard H.
H. Müller-Schwefe, Präsident der Deutschen Gesellschaft für
Schmerzmedizin zum Auftakt des Schmerz- und Palliativtages. Doch die
Situation in Deutschland sieht anders aus: Aktuelle epidemiologische
Untersuchungen gehen von 23 Millionen Schmerzpatienten aus, von denen
wiederum 2,2 Millionen unter schwersten chronischen Schmerzen mit
psychischen Beeinträchtigungen, der sogenannten Schmerzkrankheit,
leiden. Dieser hohen Patientenzahl stehen lediglich 1.066 ambulant
tätige Vertragsärzte gegenüber, die an der
Schmerztherapie-Vereinbarung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung
(KBV) teilnehmen und von denen nur 381 ausschließlich
Schmerzpatienten betreuen. "Damit kann eine effektive Schmerzmedizin
nicht sichergestellt werden. Wir fordern daher dringend die
Bedarfsplanung für Schmerzmedizin in Deutschland", so Müller-Schwefe.
Diese erfordert die Facharztbezeichnung "Schmerzmedizin", denn die
Bedarfsplanung der Kassenärztlichen Vereinigungen orientiert sich
jeweils an den Facharztgruppen.

Müller-Schwefe rechnete vor, dass eine adäquate Versorgung von
Schmerzpatienten nicht nur ethisch und juristisch geboten, sondern
auch ökonomisch ist. So habe beispielsweise das integrierte
Versorgungskonzept Rückenschmerzen der Deutschen Gesellschaft für
Schmerzmedizin mit der Techniker Krankenkasse (TK) gezeigt, dass eine
Frühintervention zu einer signifikant geringeren Frühberentung und
einer geringeren Anzahl an Arbeitsunfähigkeitstagen führt. "Damit
kann die gesamte Versorgung aus der Einsparung von
Arbeitsunfähigkeitstagen finanziert werden, bei gleichzeitig besserer
Lebensqualität der Patienten", schlussfolgerte Müller-Schwefe.

DGS Praxisregister Schmerz

Um weitere Optimierungsansätze auf der Basis realistischer Daten
zu entwickeln, hat die DGS im vergangenen Jahr mit dem DGS
Praxisregister Schmerz ein bundesweites Versorgungsforschungsprojekt
initiiert. Aktuell beteiligen sich 30 Zentren an dem Projekt, 2.784
Patienten sind bereits inkludiert - mit kontinuierlich steigender
Patientenzahl. Für Ende 2015 erwartet die DGS ein Datenbankvolumen
von rund 14.000. "In naher Zukunft wird damit das größte
Schmerzregister vorliegen, das als Basis für Optimierungen bezogen
auf Strukturen und Methoden der Schmerzmedizin in Deutschland dienen
kann", erklärte PD Dr. Michael Überall, Vizepräsident der DGS und
Präsident der Patientenorganisation Deutsche Schmerzliga e.V. Schon
heute profitieren die beteiligten Ärzte und Patienten, da sich
aufgrund einer vereinfachten Dokumentation von Behandlungsverläufen
der Aufwand des Arztes reduziert, und er gleichzeitig eine Analyse
der Patientenangaben mit Hinweisen auf versteckt vorliegende Befunde
oder mögliche Entwicklungen erhält.

Praxisnah und aktuell - der Deutsche Schmerz- und Palliativtag

Der jährlich stattfindende Deutsche Schmerz- und Palliativtag ist
mit durchschnittlich 2.500 Teilnehmern der größte deutsche
Schmerzkongress. Er zeichnet sich durch die Vermittlung besonders
praxisnaher und alltagstauglicher schmerzmedizinischer Inhalte aus -
am Patienten orientiert und direkt aus der Forschung in der täglichen
Arbeit anwendbar. Der Kongress dauert noch bis zum 07. März.
Mitveranstalter sind die Patientenorganisation Deutsche Schmerzliga
e.V., die Deutsche Gesellschaft für Interdisziplinäre
Palliativversorgung und das Institut für Qualitätssicherung in
Schmerztherapie und Palliativmedizin.

Weitere aktuelle Themen des Kongresses:

- Ärztlich assistierter Suizid: Die DGS vertritt die Meinung, dass
die effektive Umsetzung schmerzmedizinischer und
palliativmedizinischer Optionen den assistierten Suizid
überflüssig macht. Eine Diskussionsrunde am Freitag, den 6.
März, unter anderem mit Dr. Nikolaus Schneider, dem ehemaligen
Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD),
widmet sich den unterschiedlichen Aspekten dieses Themas.

- Neue Therapien: Im Rahmen des Deutschen Schmerz- und
Palliativtages werden u.a. der Einsatz von Biologicals in der
Schmerzmedizin, die Behandlung chronischer Migräne mit
Botulinumtoxin sowie die Neuromodulation zur Behandlung von
Cluster-Kopfschmerzen und neuropathischen Schmerzen diskutiert.

- Schmerztherapie unter Extrembedingungen: Dr. Michael Petermeyer,
Schmerzmediziner und ärztlicher Einsatzleiter während der
Höhlenrettung im Riesending, berichtet in einer Special Lecture
am Donnerstag, den 5. März, über Szenarien zur Versorgung von
Schwerstverletzten bei Umwelt- oder Verkehrskatastrophen und
stellt Ansätze zur Schmerztherapie in entlegenen Gebieten vor.

- Schnittstellen Schmerzmedizin / Suchtmedizin: In verschiedenen
Symposien werden Fragestellungen wie "Machen Opioide süchtig?",
"Werden Schmerzpatienten unter der Therapie mit Opioiden
süchtig?" oder "Wie können Suchtpatienten schmerzmedizinisch
behandelt werden?" thematisiert.

Weitere Informationen unter: www.schmerz-und-palliativtag.de



Pressekontakt:
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Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V.
Adenauerallee 18 · 61440 Oberursel
Tel. 06171-2860-0 · Fax 06171-2860-69
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www.dgschmerzmedizin.de

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