Eltern von behinderten Kindern greifen nach jedem
Strohhalm, um ihren Kindern zu helfen. Dazu gehört oft auch eine
Delfintherapie. Die Bild am Sonntag (BamS) berichtete jetzt nach
Hinweisen des Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) über "zweifelhafte
Delfintherapien" und das Leiden der Delfine.
Branko Weitzmann aus Deutschland, so die BamS, bezeichnet das
tägliche halbstündige Planschen mit Delfinen für eine Woche zu einem
Preis von rund 1500 Euro plus Reisekosten im tunesischen Friguia-Park
als Delfintherapie.
Was die meisten nicht wissen ist, dass die Delfine eine qualvolle
Vergangenheit haben. Die Wildtiere in Tunesien stammen aus der
grausamen Treibjagd einer Bucht im japanischen Taiji. Der
Oscar-prämierte Dokumentarfilm Die Bucht (The Cove) deckte vor
einigen Jahren die Delfin-Massaker auf. Seitdem wird das alljährliche
blutige Spektakel weltweit verurteilt.
Da kaum eine Krankenkasse eine Delfintherapie bezahlt, weil der
medizinische Heileffekt wissenschaftlich nicht bewiesen ist, wird
meist zu Spendenaktionen aufgerufen, ohne zu wissen, dass durch eine
Delfintherapie das Leiden der in Gefangenschaft gehaltenen Delfine
gefördert wird.
Christa K., Mutter eines behinderten Kindes gegenüber dem WDSF:
"Ich glaube, es wäre für einige Eltern ein großer Vorteil, wenn sie
ihre Energie nicht in einen Spendenmarathon stecken würden, sondern
einfach mit den Kindern privat in einen Urlaub ohne Delfine starten
würden. Mein Sohn hat bis heute noch kein einziges mal "Mama" zu mir
gesagt, obwohl er zweimal eine solche Therapie bei der Organisation
"dolpin aid" hatte."
Eine wissenschaftliche Langzeitstudie über die Delfintherapie an
der Julius-Maximilians-Universität Würzburg hat ergeben, dass
lediglich in der Wahrnehmung von Eltern der jungen Patienten eine
vorübergehender Veränderung eingetreten war. Der Privatdozent
Christian Schulze von der Ruhr-Universität Bochum vermisst in einer
Rezension zu der Veröffentlichung der Studie den Tierschutzaspekt,
spricht von vermeidbaren methodischen Mängeln und dem Verdacht einer
Auftragsarbeit. Der Meeresbiologe und Buchautor Karsten Brensing rät
von einer Delfintherapie ab. Brensing weist auf die erheblichen
Risiken der direkten Interaktion mit den Meeressäugern hin, zumal ein
Delfin ein "kaum berechenbares Wildtier" sei.
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