fit und munter - Wie Kiefergelenkserkrankungen mit Tinnitus im Zusammenhang stehen können

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Wie Kiefergelenkserkrankungen mit Tinnitus im Zusammenhang stehen können

Jeder Vierte ist vorübergehend von Ohrgeräuschen betroffen, ca. 250.000 Menschen in Deutschland erkranken jährlich an einem chronischen Tinnitus. Manche Betroffene erkranken für wenige Monate, einige für Jahre oder ein Leben lang. Tinnitus hat viele Ursachen. Bei einem Drittel der Betroffenen werden Kiefergelenkserkrankungen diagnostiziert.
Mit den Phantomgeräuschen im Ohr beginnt für die Betroffenen meist eine mühsame Ärzte-Odyssee. Tinnitus kann durch viele Erkrankungen ausgelöst werden. Tinnitus tritt u.a. in Folge von Mittelohrerkrankungen, starkem Lärm, Stress, Stoffwechselstörungen und im Zusammenhang mit Fehlfunktionen des Kiefers auf. Wichtig bei der Diagnose Tinnitus ist die schnelle und interdisziplinäre Zusammenarbeit vieler Fachärzte, um die Ursache des Tinnitus schnellstmöglich zu lokalisieren und den Betroffenen bestmöglich zu therapieren.

Was Tinnitus ist

Tinnitus ist eine Störung der Hörfunktion. Er äußert sich in einer akustischen Wahrnehmung, die nicht durch einen äußeren Schallreiz ausgelöst wird. Der Betroffene hört Geräusche, die meist nur er selbst hören kann. Tinnitus kann zur massiven Einschränkung der Lebensqualität führen. Für viele Betroffene wird ein hohes Pfeifen, Piepen, Brummen, Rattern oder Rauschen zum täglichen Wegbegleiter.

Wie Kiefergelenkserkrankungen und akuter Tinnitus zusammenhängen können

Die Kiefergelenke verbinden den Ober- und Unterkiefer miteinander. Durch sie kann der Mensch den Mund öffnen und schließen, Speisen zerkleinern und auch am Sprechen und Schlucken sind die Kiefergelenke beteiligt. Ist die Funktion der Kiefergelenke gesund, ruhen am Abschluss eines Bisses beide Kieferköpfchen zentral in der Kiefergrube. Die Gelenke stehen symmetrisch zueinander, und die Kaumuskulatur weist auf beiden Seiten dieselbe Beanspruchung und gesunde Spannung bzw. Entspannung auf.

Treffen der Ober- und Unterkiefer nicht in der idealen Position aufeinander, kann es zu einer Störung kommen, in der der Körper versucht, das Ungleichgewicht zu kompensieren. Sobald sich nun der Mund schließt, wird der Unterkiefer in eine neue Position geschoben, um die Fehlstellung auszugleichen. Die Symmetrie und gleichmäßige Spannung der Muskulatur gehen hierbei verloren. Die Kiefergelenke und umliegenden Muskeln werden unnatürlich beansprucht und belastet. Es entsteht ein kontinuierlicher Druck.

Druck entsteht auch bei Stress. Werden starke Belastungen tagsüber nicht bewältigt bzw. abgebaut, reagieren viele Menschen nachts mit einem Stressabbau durch Verspannungen, Zähneknirschen und –pressen (Bruxismus).

Studien haben gezeigt, dass ca. 30 Prozent der Tinnitus-Patienten von Kiefergelenkserkrankungen und /oder Erkrankungen im Kopf- und Halsbereich betroffen sind. Ein Zusammenhang der Erkrankungen wird aktuell in Gemeinsamkeiten zwischen Kiefergelenk und Ohr diskutiert. Da die Spannmuskeln für das Trommelfell vom gleichen Nerven mit Reizen versorgt werden wie die Kaumuskulatur, könnten Verkrampfungen im Kiefer auch Verkrampfungen der Muskeln im Mittelohr provozieren. Druckdolenzen (Druckschmerzhaftigkeiten) im Kiefergelenk scheinen demnach kausal mit der Entstehung von Tinnitus in Verbindung zu stehen.

Nachdem innerhalb der letzten Jahre Zahnärzte und Kieferorthopäden einen Teil der Patienten mit akutem Tinnitus und Kiefergelenkserkrankungen erfolgreich mit Aufbissschienen behandeln konnten, sollte eine Funktionsanalyse in der Diagnose nicht fehlen. Laut Studien kann maximal 60 Prozent dieser Patientengruppe geholfen werden, realistischer ist eine Erfolgsquote von ca. 40 Prozent. Chronischer Tinnitus ist generell wesentlich schlechter therapierbar.

Bei einem durch CMD mit verursachtem, akutem Tinnitus ist die Aufbissschiene als Teil eines Therapiekonzeptes empfohlen, das ergänzend zur Physiotherapie, Selbstmassage der Triggerpunkte und Entspannungsübungen angewendet wird. Eine Heilung der Kiefergelenkserkrankung garantiert jedoch nicht die erfolgreiche Tinnitustherapie.

„Dennoch: Eine Aufbissschiene ist kein invasiver Eingriff. Die Behandlung ist schmerzfrei, frei von Nebenwirkungen und die Schiene entlastet einen durch Stress oder Fehlfunktionen verkrampften Kiefer. Für uns sollte letztendlich jede Therapiemöglichkeit zählen, mit der wir Tinnitus lindern oder Patienten therapieren können." (Kieferorthopäde Dr. Patrick Dipsche).
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