Frage: Herr Michaelsen, gut sieben Prozent der Arbeitnehmer versuchen ihre Arbeitsleistung sowie ihre Motivation mit Dopingmitteln laut DAK-Gesundheitsbericht zu steigern. Es wird von Hirndoping in dem Bericht gesprochen. Welche Ergebnisse kann man überhaupt langfristig und mit welchen Mitteln erzielen?
Antwort: Erstens glaube ich, ist die Dunkelziffer sicher höher. Und, ob es überhaupt langfristig „positive“ Wirkungen gibt, habe ich Zweifel. Wahrscheinlich ist es nahezu ausschließlich eine Illusion.
Bei den Substanzen sind verschiedene Ansätze denkbar: Es beginnt bei stimulierenden Substanzen mit hochdosiertem Coffein und Energydrinks, geht weiter mit legal oder illegal erworbenen Medikamenten (z.B. Ritalin [ein ADHS-Medikament] oder Modafinil [ein Medikament gegen Narkolepsie] und endet bei illegalen Drogen wie Metamphetamin [Crystal]). Aber auch leichte Beruhigungsmittel und Antidepressiva werden eingesetzt, um Angst, Aufregung und Unruhe zu bekämpfen, weiterhin auch Betablocker (ein Blutdruckmedikament) oder Mittel gegen Demenz.
Frage: Welche Spuren hinterlassen diese Medikamente im menschlichen Körper? Welche Mitverantwortung tragen Mediziner, diese verschreibungspflichtigen Mittel verschreiben? Birgt die kurzfristige oder auch ständige Einnahme von leistungsfördernden Medikamenten die Gefahr der Sucht?
Antwort: Jedes Medikament hat Risiken und Nebenwirkungen, kann Leber- und Nierenschäden, Herz-Kreislaufbeschwerden sowie Unverträglichkeiten bewirken. Ärzte sollten immer überprüfen, ob ein Medikament wirklich indiziert, also notwendig ist, allerdings haben die Betroffenen die gleiche Verantwortung, wenn bei ihnen die leistungssteigernde Absicht vorliegt. Das Risiko der Suchtentwicklung ist bei einigen Substanzen durchaus gegeben, allerdings führt nicht jede Einnahme einer leistungssteigernden Substanz automatisch zur Sucht.
Frage: Welche Ratschläge geben Sie, wenn sich Arbeitnehmer stets überfordert fühlen bzw. ihre Leistungen ständig als nicht ausreichend deklariert werden, so wie einige Gründe für das Hirndoping vom DAK-Gesundheitsbericht herausgestellt wurden? Und welche Therapieansätze gibt es, Abhängigen zu helfen, aus der Spirale wieder herauszukommen?
Antwort: Als ersten sollten die Betroffenen nicht schweigen, sondern mit einer Vertrauensperson das Gespräch suchen, danach sollten sie durchaus auf den Vorgesetzten zugehen und das Problem am Arbeitsplatz (also die Mehrbelastung, Überlastung oder die Überforderung) benennen. Dabei sollte man selber konstruktive Vorschläge mitbringen und um Veränderung bitten. Vom Abwarten wird das Problem grundsätzlich nicht besser. Am Ende ist für die Betroffenen entscheidend, dass sie durch die Arbeit nicht krank gemacht werden.
Bei einer Suchtentwicklung ist professionelle Hilfe erforderlich. Da kann man sich zuerst an seinen Hausarzt oder eine Suchtberatungsstelle wenden. Dort werden dann die weiteren Schritte besprochen, insbesondere die weitere therapeutische Begleitung.
Das Thema Sucht wird auf dem rehawissenschaftlichen Kolloquium von weiteren Seiten betrachtet. So kommen neben den Medizinern aus Leipzig und Berlin auch Referenten aus der Wirtschaft zu Wort, die sich zur Prävention und langfristigen Betreuung von Suchtkranken in ihren Unternehmen äußern werden.
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Erstellt: Michael Lindner/BFW Leipzig
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Rehawissenschaftliches Kolloquium: „Sucht – zwischen Gewohnheit und Gefahr“
21. Mai 2014, 9:30 – 16:30 Uhr
Berufsförderungswerk Leipzig | Georg-Schumann-Straße 148 | 04159 Leipzig
Informationslink: www.bfw-leipzig.de/reha-kolloquium