Gesetzliche Krankenkassen und WPE vereinbaren zukunftsweisende Zusammenarbeit
• Vertrag regelt Kostenübernahme für rund 50 Mio. Versicherte
• Festlegung der Indikationen vereinbart
• Gesetzliche Krankenkassen unterstützen klinische Studien
Versicherte großer Ersatzkassen und der AOK Rheinland/Hamburg werden zukünftig am Westdeutschen Protonentherapiezentrum Essen (WPE) behandelt, ohne einen gesonderten Antrag zur Übernahme der Behandlungskosten stellen zu müssen. Dies hielten der Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek), die AOK Rheinland/Hamburg (AOK) und das Universitätsklinikum Essen (UK Essen), zu dem das WPE gehört, in Verträgen fest, die am 20.04.2015 unterzeichnet wurden. Die über 26,5 Millionen Versicherten der Mitgliedskassen des vdek (am Vertrag nehmen die Techniker Krankenkasse TK, DAK-Gesundheit, Kaufmännische Krankenkasse - KKH und Handelskrankenkasse (hkk) teil) sowie die 24 Millionen Versicherten der Allgemeinen Ortskrankenkassen erhalten damit einen unbürokratischen Zugang zu dieser zielgenauen und schonenden Form der Krebstherapie. Mit der BARMER GEK besteht ebenfalls eine entsprechende vertragliche Vereinbarung. Zu Gute kommen wird dies den Patienten mit Tumorerkrankungen in empfindlichen Geweberegionen wie Kopf, Wirbelsäule oder Becken, die nur schwer anderweitig therapierbar sind. Um die bestmögliche Qualität und wissenschaftliche Begleitung der Behandlung sicherzustellen, unterstützen die gesetzlichen Krankenkassen zudem klinische Studien am WPE. In diesen soll das Team des WPE erforschen, bei welchen Tumoren die Protonentherapie einen optimalen Behandlungseffekt erzielt. en Tumoren die Protonentherapie einen optimalen Behandlungseffekt erzielt.
„Mit Hilfe der Protonentherapie behandeln wir seit rund zwei Jahren sehr erfolgreich Patienten mit bestimmten Krebserkrankungen am WPE, darunter alleine über 100 Kinder. Mit der heute geschlossenen Vereinbarung legen wir nun einerseits klar fest, welche Krebsformen derzeit optimal mit der aufwändigen Protonentherapie behandelt werden können. Andererseits stellen wir mit Hilfe der Unterstützung von klinischen Studien durch die Kostenträger die gemeinsame Weiterentwicklung dieses innovativen Behandlungsverfahrens sicher. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen also die Vorreiterrolle bei der Einführung dieser medizinischen Spitzentechnologie in die Versorgung von krebskranken Menschen in Deutschland. Mittelfristig werden dadurch immer mehr Patientinnen und Patienten von der effektiven und schonenden Form der Strahlentherapie profitieren. Dafür sind wir – insbesondere im Namen unserer Patienten – sehr dankbar“, so Prof. Dr. mult. Eckhard Nagel, Ärztlicher Direktor des UK Essen und Geschäftsführer des WPE, anlässlich der Vertragsunterzeichnung am Montag.
Erklärtes Ziel der Vertragspartner war es, auf Basis der nun abgeschlossenen Vereinbarung festzulegen, welche Patientengruppen aktuell und zukünftig mit Protonen behandelt werden und wie die gesetzlichen Krankenkassen die Mittel, die ihnen in diesem Bereich zur Verfügung stehen, optimal einsetzen können: „Mit diesem Vertrag stellen wir sicher, dass unsere Versicherten eine optimale Behandlung erhalten und die Protonentherapie genau den Patienten zu Gute kommt, die von ihr am meisten profitieren", betonte Ulrike Elsner, Vorstandsvorsitzende des vdek, bei der Vertragsunterzeichnung in Essen. Matthias Mohrmann, Vorstandsmitglied der AOK Rheinland/Hamburg ergänzte: „Die letzten zwei Jahre haben gezeigt: Mit dem WPE haben wir einen Partner, der im Zusammenspiel mit dem Westdeutschen Tumorzentrum, einem der größten onkologischen Zentren Deutschlands, die strukturierte Erforschung und Weiterentwicklung der Protonentherapie in den Mittelpunkt des Handelns stellt und nicht die kommerziellen Interessen. Deshalb setzen wir die erfolgreiche Zusammenarbeit gerne fort.“
Seit Mitte 2013 behandelt das Team des WPE unter der medizinischen Leitung von Prof. Dr. Beate Timmermann Patienten mit Protonen. Im März 2014 hatte das UK Essen das Zentrum organisatorisch vollständig von der ursprünglichen Bau- und Betreibergesellschaft übernommen. Bis Anfang 2016 soll der letzte Behandlungsraum in Betrieb genommen werden, langfristiges Ziel ist es, pro Jahr bis zu über 1.000 Patienten pro Jahr zu behandeln. „Ich freue mich über diesen Vertrag mit den Krankenkassen. Wir wollen gemeinsam untersuchen, für wen die Protonentherapie einen wertvollen Nutzen erbringt, um den Krebs zu bekämpfen sowie Nebenwirkungen zu verhindern“, erläuterte Prof. Timmermann. „Bisher konnten wir rund 200 Patienten behandeln, darunter insbesondere krebskranke Kinder und Erwachsene mit Tumoren in empfindlichen Geweberegionen wie Kopf, Wirbelsäule oder Beckengegend, die nur schwer anderweitig therapierbar sind. Künftig konzentrieren wir uns auf den Ausbau der Indikationen – einen weiteren, wichtigen Schritt haben wir gemacht: Dank einer neuen Planungstechnologie können wir nun z. B. auch Tumoren behandeln, bei denen das gesamte Zentrale Nervensystem betroffen ist. Sicher werden wir auch in Zukunft viele weitere erfolgreiche gemeinsame Schritte zum Wohle der Patienten gehen“, erklärte die Ärztliche Leiterin des WPE abschließend.