Die Deutschen haben es gerne gemütlich: Couch und
Fernseher stehen bei fast allen Wohnzimmern im Mittelpunkt. Doch gibt
es auch Unterschiede. In seiner Studie hat der GfK Verein drei
Wohntypen identifiziert: älter-traditionell, jung-pragmatisch, und
gehoben-stilvoll. Der GfK Verein fragte nicht nur danach, wie das
deutsche Wohnzimmer eingerichtet ist. Die Nürnberger Forscher
untersuchten auch, welche Faktoren die Wohnzimmergestaltung
beeinflussen.
Ein Dach über dem Kopf zu haben ist ein menschliches
Grundbedürfnisse. In der modernen Konsumgesellschaft sind Wohnung und
Einrichtung außerdem Ausdruck eines bestimmten Lebensstils. Das
trifft besonders auf das Wohnzimmer zu. "Das typisch deutsche
Wohnzimmer gibt es nicht, dafür sind die Unterschiede in den
Lebenswelten zu groß", fasst Ronald Frank, Leiter Studien beim GfK
Verein zusammen. Was charakterisiert die Wohnzimmer in Deutschland?
Wie sind sie eingerichtet und welchen Aktivitäten wird dort
nachgegangen? Diese Fragen untersuchte der GfK Verein in einer
kombinierten qualitativen und quantitativen Untersuchung. "Durch eine
Verdichtung beider Studien haben sich für uns am Ende drei
grundlegend verschiedene Wohntypen herauskristallisiert", so Frank.
Von älter-traditionell bis jung-pragmatisch
Den größten Anteil macht mit 40 Prozent der "älter-traditionelle"
Typ aus. Das Wohnzimmer ist in diesen Haushalten durchschnittlich 22
Quadratmeter groß und klar auf das Wohnen ausgerichtet. Typische
Einrichtungsmerkmale sind eine Strukturtapete in Beige, Teppichboden,
Vorhänge und ein braunes Stoffsofa mit passendem Sessel. In so
eingerichteten Wohnzimmern leben eher ältere Personen und Familien
mit geringem Einkommen. Der zweite Wohntyp lässt sich als
"jung-pragmatisch" charakterisieren: Rund 30 Prozent der Haushalte
gehören laut Studie des GfK Vereins zu dieser Gruppe. Ihr Wohnzimmer
ist im Durchschnitt 23 qm groß. Es muss variabel sein, um neben dem
Wohnen auch Raum zum Essen oder Arbeiten zu bieten. Diese Haushalte
mögen es modern: Weiße Raufasertapete für die Wände, weiß lackierte
Türen und eine Wohnlandschaft in Grautönen nehmen Spitzenplätze ein.
Ein weiteres Drittel der Haushalte lebt in "gehoben-stilvollen"
Wohnzimmern. 62 Prozent dieses Wohntyps leben im eigenen Haus. Diese
rund zwölf Millionen Haushalte sind für die Einrichtungsbranche
besonders interessant: Sie haben nicht nur ein 30 Quadratmeter großes
Wohn- und Esszimmer - 38 Prozent verfügen auch über ein
Haushalts-Nettoeinkommen von mindestens 3.000 Euro im Monat.
Wohnzimmer als Rückzugsort
Weitere Einflussfaktoren wie Alter, Geschlecht und kultureller
Hintergrund sorgen für sehr unterschiedliche Einrichtungsstile. Das
belegt die im Anschluss an die quantitative Erhebung durchgeführte
qualitative Untersuchung. Eines eint die Befragten jedoch: Alle sehen
im Wohnzimmer einen individuell gestaltbaren Raum und Ort des
gemütlichen Beisammenseins. "Wohnzimmer bedeutet, Zeit für sich
selbst und für die Familie oder den Partner zu haben", beschreibt
Studienleiter Ronald Frank. Wohnzimmer sind in Deutschland im Schnitt
25 qm groß. Das Herzstück ist die Couch: Drei von vier Haushalten
haben sich mit einem Sofa eingerichtet, meist in dezenten Farben
gehalten. Dort sitzt man zusammen, redet miteinander, telefoniert,
spielt, schaut fern oder surft im Internet. Die Couch ist fast immer
auf das TV-Gerät ausgerichtet - Fernsehen ist nach wie vor die
Hauptbeschäftigung im Wohnzimmer. Doch liegen bei vielen Laptop oder
Tablet griffbereit. Handy oder Smartphone hat die Mehrheit sowieso
fast immer in Reichweite.
Der aktuelle Wohntrend in Deutschland ist klar, leicht und luftig:
Die Wohnzimmerwände sind bei 53 Prozent überwiegend in Weiß
gestrichen. Sideboards, kombiniert mit Vitrinen, finden sich in mehr
als der Hälfte der Wohnzimmer. Die traditionelle Schrankwand schätzen
hingegen nur noch 28 Prozent der Befragten. Bei den Zuständigkeiten
für die Einrichtung herrscht in vielen Wohnzimmer noch immer eine
klare Rollenverteilung: Die Frauen sind für Details und Dekoration
zuständig. Geht es um größere Anschaffungen, haben meist die Männer
das Sagen.
Zur Studie
Mit einer Kombination aus quantitativen und qualitativen Methoden
wurde untersucht, wie Wohnzimmer in Deutschland eingerichtet sind und
welche Bedeutung dieser Raum hat. Im Herbst 2014 gaben in einer
repräsentativen Erhebung 2.000 Männer und Frauen ab 14 Jahren
Auskunft zu ihrer Wohnzimmereinrichtung, der technische Ausstattung
sowie der baulichen Gegebenheiten. Ergänzend erfolgte eine
ethnografische Erforschung von 30 Wohnzimmern aus neun verschiedenen
Lebenswelten. Gegenstand der qualitativen Interviews war die
Bedeutung der Einrichtungsgegenstände im Wohnzimmer sowie der Motive,
die hinter einer bestimmten Einrichtung stehen.
Zum GfK Verein
Der GfK Verein ist eine 1934 gegründete Non-Profit-Organisation
zur Förderung der Marktforschung. Er setzt sich aus rund 600
Unternehmen und Einzelpersonen zusammen. Zweck des Vereins ist es,
innovative Forschungsmethoden in enger Zusammenarbeit mit
wissenschaftlichen Institutionen zu entwickeln, die Aus- und
Weiterbildung von Marktforschern zu fördern und die für den privaten
Konsum grundlegenden Strukturen und Entwicklungen in Gesellschaft,
Wirtschaft und Politik zu verfolgen sowie deren Auswirkungen auf die
Verbraucher zu erforschen. Die Studienergebnisse werden den
Mitgliedern des Vereins kostenlos zur Verfügung gestellt. Der GfK
Verein ist Gesellschafter der GfK SE. Weitere Informationen unter
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