- Weltweit hat sich der Wert neuer Beteiligungen im
Healthcare-Sektor 2014 nahezu verdoppelt
- Fünf der zehn weltgrößten Buy-out-Deals fanden in Europa statt
- Der Wettbewerb mit strategischen Käufern wird immer härter
- Globale M&A-Aktivitäten erreichten im vergangenen Jahr das
Rekordniveau von 406 Milliarden US-Dollar
Trotz hoher Bewertungen und harten Wettbewerbs hat sich das
Investitionsvolumen von Private-Equity-(PE-)Fonds im europäischen
Gesundheitssektor 2014 auf nahezu zehn Milliarden US-Dollar
verdreifacht. Weltweit wurde eine Verdopplung auf rund 30 Milliarden
US-Dollar erzielt. Dies entspricht elf Prozent aller PE-Transaktionen
im vergangenen Jahr. Die vierte Ausgabe des "Global Healthcare
Private Equity Report" von Bain & Company, dem weltweit führenden
Beratungsunternehmen für die Private-Equity-Branche, zeigt
Schwerpunkte und Herausforderungen bei neuen Investments auf.
Zugleich wird erläutert, warum PE-Fonds eine immer wichtigere Rolle
in der Gesundheitsbranche spielen.
Im November 2014 übernahm die Beteiligungsgesellschaft EQT
gemeinsam mit der Santo Holding der Unternehmerfamilie Strüngmann die
Hörgerätesparte von Siemens für 2,7 Milliarden US-Dollar. Diese
weltweit drittgrößte Transaktion 2014 im Gesundheitssektor war für
die europäische PE-Branche die Krönung eines investitionsintensiven
Jahrs (Abb.). Insgesamt beliefen sich die Investitionen von
Buy-out-Fonds auf 9,6 Milliarden US-Dollar. Dafür wurden 58 neue
Beteiligungen in der Healthcare-Branche erworben. Im Jahr zuvor waren
es zwar 62 Deals gewesen, der Gesamtwert aber hatte lediglich bei 3,2
Milliarden US-Dollar gelegen. Dies entspricht dem weltweiten Trend
des steigenden Deal-Volumens bei rückläufiger Zahl neuer
Beteiligungen. Hohe Bewertungen und ein harter Wettbewerb prägten das
Geschäft in einem freundlichen Kapitalmarktumfeld.
Bedeutung der PE-Branche wächst
Finanzinvestoren sind im Gesundheitssektor weiter auf dem
Vormarsch. "Das Engagement der Private-Equity-Unternehmen allein in
der europäischen Healthcare-Branche nimmt seit 15 Jahren
kontinuierlich zu", stellt Dr. Franz-Robert Klingan, Partner bei Bain
& Company und Co-Autor der Studie, fest. "Viele konzentrieren sich
mittlerweile mit speziellen Teams auf dieses Segment und nutzen die
Chancen, die sich effizienten Marktteilnehmern in Zeiten angespannter
Haushaltslagen bieten." Das Gesundheitswesen muss den demografischen
Herausforderungen mit einem Effizienzschub in allen Bereichen
begegnen - von der Arzneimittelherstellung und Medizintechnik über
die Krankenhäuser bis hin zu Dienstleistern. Diesen Wandel können
Finanzinvestoren gestalten und beschleunigen. Bestes Beispiel ist die
Waterland Private Equity mit der deutschen Klinik- und
Pflegeheimgruppe RHM. Nach der Übernahme der Median-Kliniken von
Advent International im Dezember 2014 - weltweit die fünftgrößte
Transaktion im vergangenen Jahr - formt Waterland einen
Versorgungsanbieter mit 72 Reha-Einrichtungen, Akutkliniken und
Pflegeheimen.
Strategische Käufer überbieten Buy-out-Fonds häufig
Im Gesundheitssektor sehen sich PE-Unternehmen noch viel stärker
als in anderen Branchen einem harten Wettbewerb mit strategischen
Investoren gegenüber. Gerade in dem für Buy-out-Fonds besonders
interessanten Transaktionsbereich zwischen 500 Millionen und 5
Milliarden US-Dollar werden sie immer wieder von strategischen
Käufern überboten, die mit Blick auf Wachstumsambitionen und
Synergiepotenziale einen Aufpreis zahlen. 2014 kamen mit dem
temporären Sondereffekt der "Tax Inversions" zusätzliche
Transaktionsvolumina zum Tragen. Dabei kaufen US-amerikanische
Unternehmen (keine Fonds) europäische und verlegen ihren Hauptsitz
nach Europa, was erhebliche Steuervorteile mit sich bringt. Einige
große Deals im letzten Jahr sind vor diesem Hintergrund zustande
gekommen und haben das Transaktionsvolumen 2014 künstlich vergrößert.
Durch diese "Tax Inversions" stiegen die Deal-Aktivitäten sprunghaft
auf 406 Milliarden US-Dollar an und übertrafen nicht nur die 213
Milliarden US-Dollar aus dem Vorjahr, sondern auch die bisherigen
Höchststände der Jahre 2006 und 2007 deutlich.
Neue Chancen durch Carve-outs, Early-Stage-Deals und
Buy-and-Build-Strategien
Das hohe M&A-Engagement eröffnet der PE-Branche aber auch Chancen:
durch das Absplitten von Aktivitäten jenseits des Kerngeschäfts
großer Unternehmen - der Carve-out der Siemens-Hörgerätesparte steht
für diesen Trend - oder durch die Trennung von einzelnen Geschäften,
die dem Abschluss einer Fusion kartellrechtlich im Weg stehen.
Darüber hinaus wächst die Investitionstätigkeit sowohl im
Early-Stage-Bereich als auch im Zuge von Buy-and-Build-Strategien.
"In der Pharmabranche und der Medizintechnik korreliert
Profitabilität sehr stark mit dem Anteil wohldefinierter
Produktkategorien und nicht so sehr mit absoluter Größe oder
Marktanteilen in möglichst vielen Therapiegebieten", erklärt
Bain-Healthcare-Experte Klingan. "Daher kommt es beim Buy-and-Build
darauf an, die richtigen Unternehmen in den richtigen Ländern und den
richtigen Kategorien zusammenzubringen. Hier sind noch erhebliche
Wertsteigerungen möglich. Daher erwarten wir weiterhin hohe Aktivität
beim Umbau der Portfolios." Das erfordert allerdings umfassende
Expertise. Entsprechend dürfte sich die Spezialisierung in der
PE-Branche fortsetzen.
Bain & Company
Bain & Company ist eine der weltweit führenden
Managementberatungen. Wir unterstützen Unternehmen bei wichtigen
Entscheidungen zu Strategie, Operations, Technologie, Organisation,
Private Equity und M&A - und das industrie- wie länderübergreifend.
Gemeinsam mit seinen Kunden arbeitet Bain darauf hin, klare
Wettbewerbsvorteile zu erzielen und damit den Unternehmenswert
nachhaltig zu steigern. Im Zentrum der ergebnisorientierten Beratung
stehen das Kerngeschäft des Kunden und Strategien, aus einem starken
Kern heraus neue Wachstumsfelder zu erschließen. Seit unserer
Gründung im Jahr 1973 lassen wir uns an den Ergebnissen unserer
Beratungsarbeit messen. Bain unterhält 51 Büros in 33 Ländern und
beschäftigt weltweit 6.000 Mitarbeiter, 700 davon im
deutschsprachigen Raum. Weiteres zu Bain unter: www.bain.de.
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