fit und munter - medico-Jahrespressekonferenz: Humanitäre Hilfe kann Krisen nicht lösen / Rekordspendenergebnis ist "kein Grund zur Freude"

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medico-Jahrespressekonferenz: Humanitäre Hilfe kann Krisen nicht lösen / Rekordspendenergebnis ist "kein Grund zur Freude"


Mit einer 14-prozentigen Spendensteigerung
verzeichnet die sozialmedizinische Hilfs- und
Menschenrechtsorganisation medico international für das Jahr 2014 ein
Rekordergebnis.

"Kein Grund zur Freude", so Geschäftsführer Thomas Gebauer auf der
heutigen Jahrespressekonferenz von medico international. Denn dieses
Ergebnis sei Ausdruck krisenhafter Entwicklungen, die immer
dramatischere Ausmaße annehmen. Mit der Ebola-Epidemie, dem
Gaza-Konflikt und den Auseinandersetzungen in Syrien mit mittlerweile
12 Millionen Flüchtlingen verwies er auf drei Beispiele, bei denen
medico mit der Unterstützung lokaler Partner aktiv war und ist.

Die Selbsthilfe und Zivilgesellschaft vor Ort zu stärken, so
Gebauer, sei wesentliche Aufgabe von Hilfsorganisationen wie medico,
aber dies könne nicht die Politik ersetzen. "Hilfe ist nicht sinnlos.
Aber der Glaube, dass die Hilfe Krisen lösen kann, ist ein fataler
Irrtum", so der medico-Geschäftsführer.

Das Ende der Ebola-Epidemie zu verkünden, sei ein Beweis für ein
Politikversagen, das immer wieder neue Krisen hervorrufe. "Die
Ebola-Epidemie ist erst vorbei, wenn es der internationalen Politik
und der Weltgesundheitsorganisation gelingt, Liberia und Sierra Leone
darin zu unterstützen nachhaltige Gesundheitssysteme aufzubauen." Das
sei eine Frage der globalen Umverteilung. In diesem Zusammenhang
begrüßte Gebauer die Ankündigung der Bundesregierung, die Zuwendungen
an die WHO um 5 Prozent zu erhöhen, als "Schritt in die richtige
Richtung."

Syrisches Drama

"Den Opfern des Syrienkonflikts muss man helfen", so Martin
Glasenapp, der Nahost-Referent von medico international, "aber wenn
es keine politische Lösung gibt, dann verlängert die Hilfe den
Krieg."

Der UN-Beschluss zur "Cross-Border-Hilfe" müsse auch durchgesetzt
werden, so Glasenapp, der mehrfach im kurdisch-syrischen Kobane war.
Bundesdeutsche Politik müsse auf den Nato-Partner Türkei deutlich
Druck ausüben, dass die Grenzen für Hilfe dort geöffnet würden, wo
Menschen wieder - wie in Teilen der kurdischen Gebiete - in ihre
Heimat zurückkehren könnten. Er warnte vor einem Wettrennen der
Hilfsorganisationen dort, wo Hilfe möglich sei. "Unsere Aufgabe ist,
lokale Partner und vorhandene legitime Institutionen so zu
unterstützen, dass sie die Wiederaufbauhilfe steuern." medico
international gehört zu den wenigen Hilfsorganisationen, die im
syrisch-kurdischen Kobane tätig sind und medizinische Hilfe leisten.

Glasenapp verwies darauf, dass die positive Entwicklung in der
kurdischen Enklave nicht darüber hinweg täuschen dürfte, unter welch
extremen Bedingungen die Menschen in anderen Teilen Syriens
überlebten. Bedrängt vom IS oder den Bombenangriffen der
Assad-Militärs sei es immer schwerer, unabhängige lokale Partner zu
unterstützen. Die Hilfe, die medico für die Aufrechterhaltung des
Schulbetriebs in der umkämpften Stadt Erbin nahe Damaskus leiste, sei
ein Symbol für eine nach wie vor vorhandene syrische
Zivilgesellschaft, die eine friedliche und demokratische Zukunft
anstrebe. Aber für die meisten Menschen gebe es nur die Wirklichkeit
des Krieges und der Flucht.

Der medico-Jahresbericht ist abrufbar unter:
https://www.medico.de/jahresbericht-2014



Für Nachfragen und Interviewwünsche wenden Sie sich bitte an:

Katja Maurer, medico-Pressesprecherin: maurer@medico.de oder Tel.
0171-1221261
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