Es ist eine Art Steckbrief, den jedes Baby nach der Geburt in sein
gelbes U-Heft geklebt bekommt: Gewicht, Größe, Kopfumfang. Und seit
60 Jahren auch die Apgar-Werte für die Atmung, den Herzschlag, die
Hautfarbe, den Muskeltonus und die Reflexe. Aber jetzt regt sich
Widerstand gegen den Test, berichtet die Zeitschrift ELTERN in ihrer
aktuellen Ausgabe (ab heute im Handel).
In der heutigen Form habe der Apgar keinen großen Wert mehr, meint
Prof. Mario Rüdiger vom Uni-Klinikum Carl Gustav Carus in Dresden:
"Wir haben in der Vergangenheit versäumt, den Test an die modernen
Bedingungen anzupassen." Rüdiger hat deshalb gemeinsam mit seinen
Kollegen ein neues Wertesystem entwickelt, das vor allem auf die
steigende Zahl von Frühgeborenen Rücksicht nimmt - denn gerade die
fallen beim alten Apgar-Test durchs Raster.
Der Neugeborenenmediziner plädiert dafür, die alte
Zehn-Punkte-Skala um eine zweite, sieben Punkte umfassende Skala zu
erweitern. Sie deckt die medizinischen Hilfen (zum Beispiel
Sauerstoffgabe oder Herzdruckmassage) ab, die ein Baby gleich nach
der Geburt bekommt. Die klassischen Apgar-Werte sollen dann den
Zustand während dieser Interventionen beschreiben. Prof. Rüdiger: "So
kann auch ein extremes Frühchen, das reanimiert wird, die volle
Punktzahl erhalten." Insgesamt könne man den Zustand eines Babys sehr
viel differenzierter beschreiben, außerdem würden die Apgar-Werte
verschiedener Kinder wieder vergleichbar.
In Portugal und Polen arbeiten die Geburtskliniken bereits nach
dem in Dresden entwickelten System. In Deutschland hat es der neue
Apgar-Test schwer, viele Kinikchefs wollen lieber beim alten bleiben.
Mario Rüdiger konnte jetzt immerhin einen Debatten-Beitrag im
renommierten Medizin-Journal "Lancet" veröffentlichen. Er ist
zuversichtlich, dass sich seine Idee durchsetzen wird.
Der ganze Bericht "10/10/10 - Das Märchen vom Superbaby" ab 10.6.
in ELTERN
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