Amman/ Bonn, 6. August 2015. Investitionen in
Ausbildungsprogramme und Geschäftsideen im Flüchtlingscamp Azraq
kommen sowohl syrischen Flüchtlingen, als auch der jordanischen
Regierung und Hilfsorganisationen zugute. Das ist das Ergebnis einer
aktuellen Studie der Hilfsorganisation CARE.
Seit der Eröffnung des Azraq-Camps im April 2014 organisiert CARE
freiwillige Tätigkeiten für Bewohner, die mit umgerechnet 25 Euro im
Monat vergütet werden. So konnten bisher etwa 1.800 Bewohner
unterstützt und etwa eine Million Euro in die Wirtschaft des Camps
investiert werden. "Es geht hier vor allem um eine Perspektive für
Flüchtlinge. Sie möchten arbeiten, ihre Existenz selbst sichern,
wieder etwas zu tun haben und sich ein besseres Leben aufbauen", so
Marten Mylius, CARE-Teamleiter im Azraq Camp. "Niemand hier möchte
auf Almosen angewiesen sein oder seine Fähigkeiten vergeuden."
Arbeitsgenehmigungen sind in Jordanien schwer zu erhalten. Für die
meisten Flüchtlinge - sowohl in Camps als auch in Städten - gibt es
außer der der Freiwilligentätigkeit für Hilfsorganisationen wie CARE
kaum Möglichkeiten, ihren eigenen Lebensunterhalt legal zu sichern
oder berufliche Qualifikationen zu erwerben.
"Durch das CARE-Freiwilligen-Programm bringen Flüchtlinge ihre
Fähigkeiten in den Arbeitsmarkt ein und erlernen neue Fähigkeiten",
so Mylius. "Die Studie zeigt, dass so die Lebensbedingungen der
Teilnehmer deutlich verbessert werden können. Aber die verfügbaren
Plätze decken bei Weitem nicht die enorme Nachfrage." Ein Großteil
der etwa 20.000 Flüchtlinge im Azraq Camp ist im erwerbsfähigen Alter
und hat sich in der CARE-Datenbank registrieren lassen - viele von
ihnen mit Studien- und Ausbildungsabschlüssen.
"Flüchtlinge, die in Syrien etwa als Lehrer oder Handwerker
arbeiteten, müssen jetzt herumsitzen und abwarten. Viele Menschen
hier berichten uns, dass das Warten, das Nichtstun, die
Perspektivlosigkeit für sie fast unerträglich sind. Diese
psychologische Belastung, die zu traumatischen Erinnerungen und der
Trauer über den Verlust von Familienangehörigen und der Heimat noch
dazu kommt, ist besonders dramatisch", so Mylius.
Aus dem Bericht geht zudem hervor, dass es eine starke Nachfrage
nach Dienstleistungen und ein hohes Potential für Positionen wie etwa
Friseure, Handy-Reparaturen und den Verkauf von Setzlingen und Samen
zum Eigenanbau von Lebensmitteln gibt. CARE empfiehlt der
jordanischen Regierung daher, schnellstmöglich den Markt im Camp zu
eröffnen. So würden neue Möglichkeiten zur Einkommensschaffung
entstehen, die Lebensqualität der Bewohner könnte durch eine Auswahl
an Produkten, gesteigerte Qualität und Dienstleistungen erheblich
verbessert werden. Zudem müsste der Zugang zu Arbeitsgenehmigungen
erleichtert werden und sichergestellt werden, dass der Privatsektor
sowie Gastgemeinden in die Entwicklung neuer Märkte einbezogen
werden. CARE fordert die internationale Gemeinschaft auf,
Weiterbildungen zu finanzieren, um nachhaltige wirtschaftliche
Systeme zur Selbstversorgung zu schaffen.
Die gesamte Studie finden Sie auf www.care.de.
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