UK Essen eröffnet Klinik für Infektiologie
Fachübergreifende Versorgung von Patienten mit speziellen Infektionen in über 30 Betten – Prof. Dr. Oliver Witzke zum Klinikdirektor ernannt
Essen, 14.8.2015 - Das Universitätsklinikum Essen (UK Essen) verfügt seit heute als eine der ersten Universitätskliniken in Deutschland über eine eigenständige Klinik mit ausschließlichem Fokus auf die Infektiologie. Ein Schwerpunkt liegt auf der Prävention, Diagnostik und Therapie von Infektionskrankheiten bei Patienten mit Immunschwäche, z. B. nach einer Organtransplantation. Die neugegründete Klinik mit über 30 ständigen Betten wird Teil des Westdeutschen Zentrums für Infektiologie (WZI), das die Klammer um sämtliche klinischen und wissenschaftlichen Bereiche der Infektionsmedizin am UK Essen bildet und damit sowohl die klinische Versorgung von Patientinnen und Patienten, als auch die Forschung und die Lehre umfasst. Damit baut das UK Essen den Schwerpunkt Infektiologie weiter aus und reagiert so auf die zunehmende Bedeutung von Infektionen in der Medizin: Aufgrund stetig verbesserter Behandlungsmethoden und steigender Lebenserwartung nimmt die Anzahl der Patienten kontinuierlich zu, die aufgrund geschwächter Immunsysteme durch Infektionskrankheiten besonders gefährdet sind.
Unter einer Infektion (lat. īnficere „anstecken“, „vergiften“; wörtlich „hineintun“) versteht man das Eindringen und die anschließende Vermehrung von potentiell krankmachenden Molekülen, Bakterien oder Viren in einen Organismus. „Mitunter stellen bestimmte Infektionen schon für gesunde Menschen eine Gefahr dar. Bei einem geschwächten Immunsystem kann eine Infektion schnell zu einer akuten Bedrohung werden: Die körpereigene Abwehr ist dann nicht mehr in der Lage, die Eindringlinge zu bekämpfen – der Organismus wird von den Erregern regelrecht überschwemmt und es kommt zur Erkrankung“, ordnet Prof. Dr. mult. Eckhard Nagel, Ärztlicher Direktor des UK Essen, ein. Dies sei zum Beispiel nach schweren Tumor- oder Organerkrankungen an Nieren, Leber, Herz oder Lunge sowie Transplantationen oft der Fall, da das Immunsystem nicht zuletzt durch die notwendige Gabe von starken Medikamenten beeinträchtigt wird oder bewusst unterdrückt werden muss, um Abstoßungsreaktionen im Fall einer erfolgten Transplantation zu vermeiden. „Bis heute sehen Ärzte und Wissenschaftler in Deutschland die Infektiologie vielfach als Teilgebiet der Inneren Medizin, da hier mit der Organtransplantation und der Behandlung von Krankheiten an den inneren Organen viele Menschen mit geschwächten Immunsystemen behandelt werden. Die Fortschritte in der Medizin sowie die steigenden Antibiotikaresistenzen erfordern aber neue Wege im Umgang mit Infektionen – sowohl in der Behandlung, die interdisziplinär erfolgen muss, als auch in der Nachsorge, die gerade bei älteren Menschen immer wichtiger wird“, erläutert Prof. Nagel die Hintergründe der Klinikneugründung.
Gemeinsam mit einem Team aus neun Ärztinnen und Ärzten sowie 32 Pflegenden wird Prof. Oliver Witzke, Direktor der Klinik für Infektiologie, in über 30 Betten Patienten mit den verschiedensten Infektionskrankheiten behandeln: „Dazu gehören unter anderem HIV, Infektionen bei transplantierten Patienten sowie bei schweren internistischen Begleiterkrankungen und im Isolationsbereich auf unserer Station M-INF auch Infektionen mit TBC, MRSA, VRE und Tropenerkrankungen“, so Prof. Witzke. Darüber hinaus berät er mit seinem Team auch die anderen Kliniken des UK Essen: „Als Teil des WZI arbeiten wir eng mit Mikrobiologen, Virologen und Immunologen, den organspezifischen Internisten, Pädiatern, Dermatologen, zusammen. Diese gebündelten Kapazitäten und das damit verbundene Fachwissen stellen wir allen Kliniken zur Verfügung, um die optimale Versorgung der Patienten mit Infektionen sicherstellen zu können. Die Klinik für Infektiologie übernimmt so eine eigenständige, übergreifende Rolle – und ist damit einer der Vorreiter in Deutschland“, so Prof. Witzke weiter.
Ausdrücklich begrüßt wird die Einrichtung dieser neuen Klinik von der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (DGI). „Das Beispiel des UK Essen zeigt, dass es möglich ist, neue Strukturen zur besseren Versorgung von Infektionspatienten an deutschen Kliniken zu schaffen, wenn die Bereitschaft dazu und eine gute interdisziplinäre Zusammenarbeit vorhanden sind. Solche Initiativen sind auch an anderen Standorten unbedingt erforderlich, um den großen Bedarf an hoch kompetenter Patientenversorgung sowie an Aus- und Weiterbildung im Bereich der Infektionskrankheiten in Deutschland zu decken“, so Prof. Dr. Gerd Fätkenheuer, Präsident der DGI.
Für die Zukunft plant Prof. Oliver Witzke eine Vielzahl an Aktivitäten: „Neben der Diagnose und Therapie setzen wir vor allem auf die Prävention von Infektionskrankheiten. Daher wollen wir die Fortbildungsveranstaltungen für niedergelassene Ärzte und Klinikmitarbeiter intensivieren, die Bevölkerung z. B. zu multiresistenten Erregern informieren sowie Impfberatungen anbieten. Denn nur wer die Bedrohung kennt und einschätzen kann, weiß, wie er ihr am besten vorbeugen kann“, so Prof. Witzke abschließend.
Die Klinik für Infektiologie auf einen Blick
Klinikdirektor: Prof. Dr. Oliver Witzke
Beschäftigte: 48, davon 9 Ärzte und 32 speziell ausgebildete Pflegende
Betten: Über 30, davon 8 in Isolationszimmern der Sicherheitsstufe B+
Stationen: Zwei, M-INF I und M-INF II (beide in der Strahlenklinik)
Hinweis zum Bild:
Gaben heute die Eröffnung der Klinik für Infektiologie am UK Essen bekannt: Prof. Dr. mult. Eckhard Nagel (Ärztlicher Direktor), Prof. Dr. Ulf Dittmer (Direktor des
Instituts für Virologie), Prof. Dr. Oliver Witzke (Direktor der Klinik für Infektiologie), Prof. Dr. Jan Buer (Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen und Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie), alle UK Essen, und Prof. Dr. Gerd Fätkenheuer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie.