Die Zahngesundheitsstatistik in Deutschland ist erschreckend: Mehr als 10 Mio. Schneide-, Backen- oder Eckzähne müssen jedes Jahr wegen Karies und Parodontitis gezogen werden. Das entspricht einer Zahnreihe von fast 100 Kilometern, die der Zahnfäule oder Entzündungen des Zahnfleischs und der Kieferknochen von Jung und Alt geopfert werden muss. Und mehr noch, 99 Prozent der erwachsenen Deutschen haben Karies oder leiden unter Parodontose. Bereits zum Schulanfang haben 80 Prozent der bundesdeutschen Kinder schon ein "Loch" im Zahn. Es gibt keine Krankheit, die weltweit so verbreitet ist.
Den Zusammenhang zwischen Mundgesundheit und allgemeiner Befindlichkeit machte der jüngste Tag der Zahngesundheit Ende September unter dem Motto "Gesund beginnt im Mund - krank sein oftmals auch" als knappe Botschaft publik. Unser Lebensstil, Zucker und eine schlechte Mundhygiene sind dabei die Hauptgründe, dass die uns naturgegebenen 32 Zähne so anfällig sind.
Unsere Zähne kommen nicht nur bei den Mahlzeiten, sondern zusätzlich bei den so beliebten wie zuckerhaltigen Snacks und Softdrinks mehrmals täglich mit Nahrungsmitteln in Kontakt, welche die Ansammlung von Bakterien begünstigen, die den Zahnschmelz schädigen und Mineralstoffe herauslösen. Da kommt die Zahnpflege meist nicht mit: "Die Entstehung von Karies wird von unterschiedlichen Faktoren begünstigt, ungenügende Zahnhygiene ist aber eine der wichtigsten Ursachen der Zahnfäule", weiß Dr. Désirée Burg, Zahnärztin der Gemeinschaftspraxis Dr. Burg, Dr. Schmelzer & Partner in Idar-Oberstein, aus eigener Praxis.
Neue kariöse Defekte treten besonders zwischen dem 4. und 8. sowie zwischen dem 11. und 17. Lebensjahr auf, da in diesen Altersphasen viele neue Zähne durchbrechen und Mängel bei der Mundhygiene auftreten. Etwa ab dem 55. Lebensjahr wird die Karies an den Wurzeloberflächen zum Hauptproblem, weil diese durch alters- oder krankheitsbedingte Abbauvorgänge am Zahnhalteapparat immer mehr freiliegen. Gingivitis und Parodontitis sind dabei die häufigsten Formen der Parodontopathien. Ob sich aus einer Gingivitis eine Parodontitis entwickelt, hängt von der Art der vorhandenen Bakterien und der Reaktion des Immunsystems ab. Bei der Parodontitis entstehen durch Knochenverlust Zahnfleischtaschen zwischen Zahn und Zahnfleisch, die im fortgeschrittenen Stadium zur Zahnlockerung führen. Als Spätfolge droht ähnlich wie bei der Karies der Zahnverlust.
"Die vierte Deutsche Mundgesundheitsstudie aus dem Jahr 2006 belegte immerhin, dass Prävention und gute zahnärztliche Versorgung in Deutschland Früchte tragen", konstatiert Dr. Burg. Regelmäßige Zahnarztbesuche zur Kontrolle der Mundgesundheit, aber auch ein stärkeres eigenverantwortliches Bewusstsein der Menschen für Zahn- und Mundhygiene, fördern die Früherkennung.
Im Anfangsstadium können beide Krankheiten - Karies und Parodontose - noch ausheilen, im fortgeschrittenen Zustand jedoch kann nur noch der Eingriff des Zahnarztes helfen, etwa durch eine Füllungstherapie bzw. durch operative Maßnahmen.