85 Tausen Mal hätten die Ärzte im Jahr 2008 an einer der 329 Studien teilgenommen, 2009 ist die Anzahl der teilnehmenden Ärzte um fünf Prozent gestiegen. Bei diesen Studien, die schon lange umstritten sind, beobachten Ärzte die Wirkung neuer Mittel an ihren Patienten, sehr oft, ohne deren Wissen.
Solch ein Arzt erhält für jeden teilnehmenden Patienten 10 bis 1000 Euro, sagt Müller. Das liege oft über den Dokumentations- und Schulungskosten, die sich ein Arzt erstatten lassen dürfe. Die Hersteller hätten 2008 rund eine Milliarde Euro Umsatzzuwachs mit den entsprechenden Arzneien erzielt. Laut der KBV dürfte mittlerweile in diesem Jahr jeder vierte der knapp 150.000 Kassenärzte an solchen Studien beteiligt sein, Mehrfachteilnahmen gingen als jeweils einzelne Fälle in die Statistik ein.
Zum Beispiel war John Rengen 30 Jahre Top-Verkäufer in der Pharma-Industrie und in dieser Zeit gehörte es zu seinen Aufgaben, Gutachter zu bestechen um die Zulassung von neuen Medikamenten durchzubringen. Im Gespräch mit Jo Conrad erzählte er, dass ihm erst bewusst wurde, wie gefährlich dieses in der Pharma-Industrie gängige Verfahren ist und irgendwann die eigene Gesundheit betreffen kann, als sein eigener Sohn geimpft werden sollte.