Heidelberg, 27.10.2009: Der Weg zu einer nachhaltigen Gesundheit muss von einem kontinuierlichen Dialog begleitet werden. Das war eine der Kernaussagen von Dr. Rainer Wild im Rahmen der Eröffnungsfeier des Life Science Dialogue Heidelberg. Die Veranstaltung bildete den Auftakt zu einer neuen Diskussionsreihe der Dr. Rainer Wild-Stiftung und des Schweizer Think Tanks W.I.R.E. zur Zukunft von Gesundheit, Medizin und Ernährung. Vor rund 100 geladenen Gästen im Heidelberger Schloss referierten namhafte Experten über Chancen und Herausforderungen, die sich aus Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft für unsere Gesellschaft ergeben.
Künftig werden sich im kleinen Kreis Experten aus Wissenschaft und Praxis über Trends und Herausforderungen in den so genannten Life Sciences unter besonderer Berücksichtigung der Ernährung austauschen. So sollen beispielsweise bestehende Annahmen und Forschungsergebnisse aus der Medizin, Ernährungswissenschaft, Pharmazie und Wirtschaft diskutiert und deren Bedeutung für die gesellschaftliche Entwicklung hinterfragt werden. "Unser Anspruch dabei ist, Zukunft ein Stück weit begreifbar zu machen", erklärte Dr. Rainer Wild in seiner Eröffnungsrede. "Auch wenn es schwierig ist, nachhaltige Aussagen über die künftige Entwicklung zu treffen, enthebt uns dies nicht der Pflicht, alles dafür zu tun, die richtigen Weichen für die Zukunft zu stellen."
Der Life Science Dialogue Heidelberg biete hierfür einen geeigneten Rahmen, dessen war sich auch Eric G. Sarasin, Mitglied der Geschäftsleitung der Bank Sarasin & Cie AG, Basel, sicher. Auf der Grundlage des kontinuierlichen Dialogs gelte es, die Chancen der Forschung und Entwicklung für eine nachhaltige Gesundheit transparent zu machen. "Das Ziel muss doch lauten, die Möglichkeiten, die sich daraus ergeben, zu nutzen", gab Sarasin zu bedenken. "Nur so lässt sich Nachhaltigkeit für eine gute Zukunft nachkommender Generationen sicherstellen."
Dreiklang anstatt Dreikampf
Ein fachübergreifender Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis sei mehr denn je notwendig. Diese Ansicht vertrat auch Dr. Arend Oetker, geschäftsführender Gesellschafter der Dr. Arend Oetker Holding GmbH. Denn bestehende Verhältnisse könnten nur dann verändert werden, wenn Dinge in Bewegung gesetzt werden. Besonderes Augenmerk widmete Oetker der Interaktion zwischen Wirtschaft, Politik und Wissenschaft, den damit verbundenen Investitionen sowie den rechtlichen Rahmenbedingungen. "Momentan beobachte ich immer noch einen Dreikampf zwischen den Akteuren. Wir sollten alles daran setzen, dass aus diesem Dreikampf ein Dreiklang wird", so die Forderung Oetkers. Nur wenn alle Beteiligten bereit seien, ihren Teil zum Fortschritt beizutragen, könnten die Möglichkeiten, die die Life Sciences eröffnen, auch voll ausgeschöpft werden.
Digitalisierung von Mensch und Umwelt
"Wir müssen verstehen, dass Zukunft nicht linear bestimmt werden kann", so eine Aussage von Dr. Stephan Sigrist, Leiter des Think Tanks W.I.R.E. (Web for Interdisciplinary Research & Expertise) und Kooperationspartner des Life Science Dialogue Heidelberg. Es sei daher unverzichtbar, sich mit den maßgeblichen Faktoren, die Ernährung und Gesundheit künftig beeinflussen, zu beschäftigen. Seiner Ansicht nach seien das vor allem vier Faktoren: Erstens die Überalterung der Gesellschaft, wodurch sich das Krankheitsspektrum ändern werde. Zweitens zeichne sich ein Fortschritt in der präventiven Biomedizin ab, der Diagnosemöglichkeiten vereinfachen werde. Unter medizinischen Aspekten sei drittens die Digitalisierung von Mensch und Umwelt zu berücksichtigen. Die Stichworte lauteten hier Telemedizin und Robotik. Als vierten und letzten Faktor nannte Sigrist die Ökonomisierung des Gesundheitssystems.
Virtuelle Pest als Modell einer Schweinegrippe-Epidemie
Inwiefern digitale Welten wichtige Anhaltspunkte für die Erforschung von Krankheiten und Epidemien liefern, beantwortete Dr. Nina Fefferman vom Center for Discrete Mathematics and Theoretical Computer Science der Rutgers University (USA). Ihrer Meinung nach lieferten Computernetzwerke ableitbare Verhaltensmuster. So geriet 2005 in der Online-Welt von "World of Warcraft" eine virtuelle Pest außer Kontrolle, steckte die Figuren von Millionen von Spielern an und entvölkerte sogar ganze Orte. Die Reaktionen der Spieler könnten Fefferman zufolge als Modell dafür dienen, wie Menschen sich bei einer wirklichen Epidemie, beispielsweise der Schweinegrippe, verhalten würden. Bei "World of Warcraft" erstreckten sich diese von selbstloser Hilfsbereitschaft bis hin zur Flucht.
Nächste Generation von Medikamenten
Das Thema Gesundheit geht eng mit der Entwicklung von Wirkstoffen und Arzneien einher. Die Erforschung und Entwicklung hochwirksamer Medikamente muss effizienter werden. Dieser Ansicht ist Prof. Dr. Dario Neri vom Institut für Pharmazeutische Wissenschaften der ETH Zürich. Zwar sei die Zahl der zugelassenen Medikamente über die letzten Jahre hinweg konstant geblieben, die Forschungskosten seien dagegen sukzessive gestiegen. Die Zukunft der medikamentösen Therapie liege - anstelle des bisherigen Gießkannenprinzips - in der gezielten Wirksamkeit am Krankheitsherd. Die verabreichten Mengen können so reduziert und viele Nebenwirkungen vermieden werden.
Life Science Dialogue Heidelberg:
- Interdisziplinärer Expertendialog
- Schnittstelle zu Wirtschaft, Politik und Gesellschaft
- Herausforderungen angehen, Zusammenhänge aufzeigen, Zukunft gestalten
- Life Science Dialogue Heidelberg ist eine Kooperation Dr. Rainer Wild-Stiftung, Heidelberg und dem Schweizer Think Tank W.I.R.E., ein Verbundprojekt der Bank Sarasin, des Collegium Helveticum der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) und der Universität Zürich