"Die Schweinegrippe dominiert derzeit zwar die Schlagzeilen. Die latent steigende Verbreitung der Volkskrankheit Krebs sollte darüber nicht in den Hintergrund geraten." Mit diesem Appell eröffnete Monika Gerhardus, Präsidentin der Union Deutscher Heilpraktiker e.V. (UDH), das 5. Heilpraktiker-Symposium des hessischen Landesverbandes im Congress Park Hanau. Das diesjährige Schwerpunktthema "Prävention, Begleitung und Nachsorge bei Krebserkrankungen aus naturheilkundlicher Sicht" interessierte rund 250 Besucher, Heilpraktiker, naturheilkundlich arbeitende Ärzte und Therapeuten aus Hessen und Nordbayern.
"Mit Sorge beobachtet die Union Deutscher Heilpraktiker die aktuelle Rechtsprechung, bei der die ganzheitliche Sichtweise unseres Berufsstandes sukzessive untergraben wird", kritisiert Verbandspräsidentin Gerhardus. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hatte kürzlich ein Urteil (AZ: BVerwG 3 C) gefällt, das die Erteilung der Erlaubnis zur Ausübung der Heilkunde - bisher auf das Gebiet der Psychotherapie beschränkt auch auf die Physiotherapie erweitert. "Mit diesem Urteil wird die Entwicklung der Schulmedizin, den Menschen immer nur ausschnittsweise zu betrachten, auch auf unseren Beruf übertragen. Da sind wir dagegen. Die ganzheitliche Sicht ist und bleibt zum Wohle unserer Patienten unerlässlich, dafür stehen wir!"
Untersuchungen zeigen, dass die Eigenschaft des menschlichen Organismus, mehr oder minder wirkungsvoll Kräfte zur Selbstheilung zu mobilisieren, im vergangenen Jahrhundert sukzessive abnahm. "Eingangs des 20. Jahrhunderts waren akute Erkrankungen weit verbreitet. Heute sind es zu 90 Prozent chronische Krankheiten, darunter deutlich steigend die verschiedenen Arten von Krebs", konstatierte Dr. Hans-Peter Donate, Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin aus Fürth. Auslöser sind in erster Linie Umwelteinflüsse - neben der Atemluft, der Ernährung oder natürlichen und künstlichen Strahlenquellen vor allem auch Lärm, seelischer als auch psychischer Stress und der Genuss von Alkohol und Tabak. Wegen der langen Latenzzeiten wird Krebs als eine multikausale Erkrankung definiert, d.h. die eindeutige Feststellung der Entstehungsgründe ist auch mit modernster Medizin nicht zu leisten. Statistisch gesichert ist, dass sowohl der Tabakgenuss als auch die Ernährungsgewohnheiten bei einem Drittel der Erkrankungen direkten Einfluss auf die Entstehung haben. Dabei hat das Paracelsus-Prinzip, nach dem alles als Gift für den Menschen zu werten ist, es kommt lediglich auf die Dosis an, an Allgemeingültigkeit nicht verloren hat. Die Sterblichkeitsrate der jährlich 424.000 Krebs-Neuerkrankungen konnte zwar insgesamt auf 49 Prozent verringert werden, bei Lungenkrebs liegt sie aber noch bei 86 Prozent, bei Bauchspeicheldrüsenkrebs weiterhin sogar bei 100 Prozent.
Schon Hippokrates erkannte den Krebs als Krankheit. Naturheilkunde und Komplementärmedizin bieten mit ihrer Vielfalt von Therapeuten und Behandlungsmethoden sowie der ganzheitlichen Sichtweise von Gesundheit, Krankheit und Genesung eine Erweiterung und wertvolle Ergänzung der modernen Medizin. Die Schulmedizin bildet keinen direkten Zusammenhang zwischen dem Zustand des Immunsystems und der Entstehung von Krebs. Auch die Psyche wird nur wenig in Diagnose und Therapie mit einbezogen, aber die Behandlung eines Tumors wird gezielt erforscht. Die Naturheilkunde, wie sie der Heilpraktiker versteht, betrachtet den menschlichen Organismus dagegen ganzheitlich und sieht den Patienten mehr als aktiv Mitwirkenden denn als reinen Zuschauer seiner Behandlung.