Die Diabetesepidemie weitet sich stetig aus. In Deutschland sind bereits acht Millionen Menschen betroffen, die Dunkelziffer wird jedoch noch um einiges höher geschätzt. Der diesjährige Welt-Diabetestag am 14. November trägt das Thema "Diabetes Prevention and Education" (Diabetes Prävention und Aufklärung/Schulung), doch auch bei verstärkter Präventionsarbeit wächst der Bedarf an innovativen Konzepten für neue Medikamente. Denn durchschnittlich erfolgt die Diagnosestellung erst zehn Jahre nach Ausbruch der Krankheit im Körper, wenn sie dort bereits erhebliche Schäden an Zellen und Blutgefäßen angerichtet hat. "Prävention ist sinnvoll und wichtig, da sich gerade im Frühstadium der Krankheit viel durch Lebensstiländerungen bewirken lässt", erklärt Dr. Bernd Kuglin, Geschäftsführer des Profil Instituts für Stoffwechselforschung in Neuss. "Dennoch sollen natürlich alle einmal Betroffenen die bestmögliche Behandlung erhalten. Sonst können sich Folgeerkrankungen ausprägen, unter denen die Patienten leiden und die im Gesundheitssystem enorme Kosten verursachen", so der Mediziner weiter. Eine gute medikamentöse Behandlung mit effizienten Wirkstoffen sei im Endeffekt preisgünstiger als die Behandlung der Folgeerkrankungen von Diabetes.
Rund 90 bis 95 Prozent aller Diabetiker leiden unter Diabetes mellitus Typ 2. Diese Form der Stoffwechselkrankheit entsteht, wenn das Ansprechen des Körpers auf Insulin dauerhaft redu-ziert ist. Die Bauchspeicheldrüse muss in diesem Fall immer größere Mengen des Hormons Insulin produzieren, das den Zucker aus dem Blut in die Zellen transportiert. Die Zellen reagieren nach einiger Zeit immer weniger auf Insulin, so dass es an Wirkung verliert und folglich in immer größeren Mengen produziert werden muss. Irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem die Bauchspeicheldrüse nicht mehr genügend Insulin produzieren kann - und der Diabetes entsteht. Die Ursachen für diese Form der "Zuckerkrankheit" sind meist genetisch bedingt, werden aber durch Risikofaktoren wie Übergewicht, Bluthochdruck und Bewegungsmangel gefördert. Da Di-abetes Typ 2 erst nach einiger Zeit Symptome wie verstärkten Durst, häufiges Wasserlassen und Müdigkeit verursacht, erfahren die Patienten oft erst spät von ihrer Erkrankung, so dass kurzfristig eine medikamentöse Behandlung nötig wird.
Das Profil Institut ist weltweit führend bei Patientenstudien für Diabetesmedikamente. Aktuell ist das Unternehmen daran beteiligt, moderne Medikamente wie z.B. GLP 1-Inkretinmimetika zu entwickeln. Bei GLP 1-Inkretinen handelt es sich um Hormone im menschlichen Dünndarm, die eine mahlzeitenangepasste Insulinabgabe des Körpers bewirken. So wird der Blutzucker gesenkt, ohne das Unterzuckerungen auftreten. Inkretinmimetika ahmen diesen Effekt nach, was Typ 2-Diabetikern zu Gute kommt, da sich bei ihnen in der Regel eine verminderte Inkretin-Ausschüttung feststellen lässt. Der Vorteil dieser neuen Medikamente ist, dass sie nicht nur den Blutzuckerspiegel senken, sondern gleichzeitig auch den Appetit reduzieren und somit eine Ge-wichtsabnahme ermöglichen können. Altmodische orale Antidiabetika hingegen haben häufig eine deutliche Gewichtszunahme zur Folge.
Auch andere neue Therapie-Ansätze und Hilfsmittel sind für Diabetiker hilfreich, wie beispielsweise moderne Insulinpumpen mit Messfühlern für den Blutzuckerspiegel. Diese Pumpen kommen einer künstlichen Bauchspeicheldrüse immer näher, was die Versorgung mit Insulin betrifft. "Wenn wir gute Ansätze haben, können wir einiges erreichen. Es sind aber noch längst nicht alle Fragen zu diesen Systemen beantwortet", gibt Dr. Kuglin zu bedenken, "Wir wissen immer noch nicht alles über Entstehung und Verlauf des Diabetes, deswegen ist die Forschung nach wie vor äußerst wichtig. Denn je mehr wir über die Krankheit wissen, desto besser können wir fortschrittliche Therapien für die Patienten schaffen."