Das sogenannte Fußnetz, das von nordrheinischen Ärzten und Spezialisten entwickelt wurde, ist im Sommer in der Region Nordschwarzwald in Baden-Württemberg übernommen worden. Im Fußnetz arbeiten Ärzte, Pflegedienste, Schuhmacher und Podologen (spezielle Fußpfleger mit zweijähriger Ausbildung) zusammen, um Diabetikern, die unter dem diabetischen Fuß-Syndrom (DFS) leiden, möglichst schnell und umfassend zu helfen. "Wir sind sehr an Übertragungen auf andere Regionen interessiert und unterstützen solche Initiativen so gut wie möglich", erklärt Dr. Dirk Hochlenert, Mitglied des Berufsverbandes der diabetologischen Schwerpunktpraxen in Nordrhein (BdSN) und Mitinitiator des Fußnetzes. "Durch ein hohes Maß an Strukturvorgaben und Transparenz ist das Modell des Fußnetzes für eine Übertragung auf andere Regionen konzipiert", so der Diabetologe weiter. Es sei schließlich wenig sinnvoll, die Versorgung der DFS-Patienten im Rheinland zu optimieren, ohne auch den Diabetikern im Rest der Republik die Vor-teile dieser abgestimmten Behandlung zu Gute kommen zu lassen.
Das diabetische Fuß-Syndrom tritt vor allem auch bei Typ-2-Diabetikern auf. Bei dieser Erkrankung bilden sich Geschwüre oder Ermüdungsbrüche am Fuß. Ursache für das DFS sind meist Durchblutungsstörungen und/oder ein vermindertes Schmerzempfinden durch Nervenschäden aufgrund des Diabetes. Jedes Jahr erkranken in Deutschland rund 230.000 Menschen am DFS, bei 30.000 Patienten führt die Krankheit zur Amputation von Zehen, Füßen oder dem ganzen Bein. Hier schafft die verbesserte Versorgung im Fußnetz Abhilfe. 2005 wurde das Netzwerk Diabetischer Fuß Köln und Umgebung in Köln, Düsseldorf und Leverkusen gegründet und ist mittlerweile auch in anderen Regionen innerhalb des Rheinlandes weit verbreitet. Insbesondere kooperieren in diesem Netzwerk ambulant und stationär tätige Diabetologen, Chirurgen, Gefäßspezialisten und Radiologen zum Wohle der Patienten, die so ohne lange Wege und Wartezeiten von der spezialisierten Wundbehandlung profitieren können. Die Patienten führen eine Befundmappe mit allen wichtigen Unterlagen zu ihrer Behandlung mit sich, die sie den beteiligten Ärzten, Pflegern oder Schuhmachern vorlegen können. "So sind alle Beteiligten über die einzelnen Behandlungsschritte informiert und die Patienten werden aktiv mit einbezogen", erklärt Dr. Hochlenert.
Das Model ist erfolgreich: Das Kölner Fußnetz hat einen Qualitätsbericht veröffentlicht, aus dem hervorgeht, dass dort im Vergleich zum Bundesdurchschnitt nur bei einem Sechstel der Patienten Amputationen oberhalb des Knöchels erforderlich werden. Insgesamt sinkt die Wahrscheinlichkeit einer Amputation auf 25 Prozent im Vergleich zur Versorgung außerhalb des Netzes. Außerdem kommt es dank des Netzwerkes zu weniger Krankenhausaufenthalten, einer verrin-gerten Sterblichkeitsrate und weniger Krankschreibungen. Der wahrscheinlich erheblichste Effekt ist der Rückgang schwerer Fälle in der Region. Hausärzte, die beginnende Schäden früh entdecken, führen die Patienten ohne Zeitverlust einer spezialisierten Versorgung zu, so dass fortgeschrittene Stadien immer seltener auftreten. "Diese Erfolge zeigen, dass die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Krankenkassen und Ärzten sowie zwischen Hausärzten und Fachärzten den Boden für innovative Konzepte bereitet", freut sich Dr. Hochlenert, "Unsere Region hat hierdurch eine Vorreiterstellung erlangt, was die verbesserte Patientenversorgung betrifft. Wir würden uns sehr freuen, wenn künftig noch mehr Regionen das Fußnetz übernähmen, um ihren Patienten die gleichen Vorteile zu ermöglichen."