Wiesbaden, 14.11.2009 - Schon eine minimale Verletzung wie eine Schnittwunde beim Fußnägel schneiden oder ein kleines Druckgeschwür kann sich beim Diabetiker zu einer nicht heilenden, chronischen Wunde entwickeln. Siebzig Prozent der in Deutschland durchgeführten Amputationen an Fuß oder Bein sind Folge von Durchblutungsstörungen und Sauerstoffmangel in diabetischen Wunden. "Trotz intensiver ärztlicher Behandlung sind die Amputationsraten in den letzten zwanzig Jahren unverändert geblieben", stellte der Vorstand des Verbandes Deutscher Druckkammerzentren e.V. (VDD), der Traunsteiner Arzt Dr. med. Christian Heiden, anlässlich eines Pressegesprächs zur Jahrestagung des VDD am 14. November 2009 in Wiesbaden fest. "Die hyperbare Sauerstofftherapie, HBO, kann eine große und zudem wirtschaftliche Hilfe sein, diese Raten zu verringern."
Die Behandlung einer chronischen Wunde erfordert eine präzise Koordination aller medizinischen Maßnahmen und beteiligten Ärzte und Therapeuten im Zusammenspiel mit dem betroffenen Diabetiker. Basis ist die optimale Blutzuckereinstellung mit Hilfe einer diätetischen und medikamentösen Behandlung. Wenn beim Diabetiker eine Wunde am Fuß trotz ärztlicher Behandlung dreißig Tage nicht heilt, sollte zusätzlich die Hyperbare Sauerstofftherapie (HBO) erwogen werden. Die rechtzeitige Anwendung der HBO bewirkt eine erhöhte Sauerstoffversorgung. Die bessere Durchblutung führt zur Heilung chronischer Wunden, wodurch sich einen anbahnende Amputation vermeiden oder zumindest begrenzen lässt.
Gegen die Resignation: Diabetiker brauchen komplexe Therapie-Angebote zur Vermeidung von Amputationen
Die HBO ist bei tiefen Wunden wissenschaftlich gründlich erforscht und belegt. Schon 2008 wurde sie vom Gemeinsamen Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen bei der stationären Behandlung zur Therapie von gesetzlich Versicherten zugelassen. Trotzdem unterbleibt oft der Einsatz dieser wirkungsvollen Behandlungsmethode. Der Grund liegt vor allem darin, dass die Fallpauschalen zwar den Aufwand des Krankenhauses vergüten, die Kosten für eine HBO aber nicht enthalten. Zusätzliche Mittel wurden bis jetzt leider nicht bewilligt.
Die Folgen und Folgekosten des Verlusts eines Fußes oder eines Unterschenkels sind indes immens: wiederholte Prothesenerneuerung, lange Wundbehandlungs-Serien, erneute Krankenhausaufenthalte sowie der Verlust an Mobilität reduzierten dramatisch die Lebensqualität. Kein Diabetiker möchte im Rollstuhl altern. Offene Wunden sind ein permanentes Gesundheitsrisiko, verursachen Schmerzen und zermürben den Lebenswillen des Kranken.
Der Vorstand des Verbandes Deutscher Druckkammerzentren e.V. (VDD), der Traunsteiner Arzt Dr. med. Christian Heiden, kann die gegenwärtige Situation nicht verstehen, in der vermeidbare Operationen bzw. Amputationen als Schicksal akzeptiert werden. "Diabetiker sollten auf die Ausnutzung aller Therapiemöglichkeiten drängen." Dazu gehört auch die HBO.
Wer trägt die Kosten? Beim Diabetischen Fußsyndrom ist die HBO immer wirtschaftlich
"Allein die Ersparnis an Verbandkosten und Besuchen durch die Sozialstationen bringt die geschätzten Kosten einer HBO-Behandlung mit ca. 6.000 Euro locker wieder herein", so der Arzt. "Wenn es gelingt, die in aller Regel mehrstufig ablaufenden Operationen beim Diabetischen Fußsyndrom zu vermeiden, entstehen mit der Anwendung höchstens 10 % der sonst notwendigen Behandlungs- und Behandlungsfolgekosten; dabei ist die höhere Lebensqualität des Diabetikers bei einer geheilten Fußwunde noch mit keinem Cent berücksichtigt." Allerdings muss das Gewebe noch die Chance der Regeneration haben. "Die Heilungschancen durch die HBO können jederzeit präzise beurteilt werden."
Voraussetzungen für die Behandlung mit HBO beim diabetischen Fuß sind:
1.Nicht heilende Wunde trotz Standardbehandlung seit mehr als 30 Tagen
2.Entlastungsmaßnahmen sind durchgeführt
3.bestmögliche Diabeteseinstellung erfolgt
4. Gefäßrekonstruktionsmöglichkeiten geklärt und ggf. durchgeführt
5. Voruntersuchung durch den Druckkammer-Arzt (tcPO2-Messung)
6.Weiterbehandlungsmöglichkeit für Standardtherapie während der HBO ist sichergestellt.
Michael Kemmerer, Geschäftsführer des VDD, sieht gute Voraussetzungen für eine Zusammenarbeit mit den Kostenträgern: "Ich bin überzeugt, dass die Versicherungen Kosten sparen wollen und gleichzeitig damit gutes tun möchten." Private Versicherungen und die Beihilfe übernehmen die Kosten der HBO. Für alle Patienten ist eine vorherige Anfrage bei den Kostenträgern Standard. Weitere Informationen im Internet unter www.vdd-hbo.de.