Als Arthrose bezeichnet man die Abnutzung eines Gelenks, das heisst den Gelenkverschleiß. Probleme verursacht der Knorpel, der bei Arthrose immer weniger wird. Die Knorpelschicht dient dem Gelenk eigentlich als „Puffer“ und Gleitschicht. Wird dieser Knorpel immer dünner, reiben die Knochen irgendwann direkt aufeinander. Der Patient leidet unter Schmerzen und Bewegungseinschränkungen.
Typisch ist bei Kniearthrose der „Anlaufschmerz“: Vor allem nach längerem Sitzen oder Liegen spürt der Patient ein schmerzhaftes Ziehen im Kniegelenk. Oft bereiten auch das Gehen und Stehen Probleme. Im späteren Stadium können die Beschwerden sogar im Ruhezustand auftreten.
Arthrose ist eine typische Erkrankung älterer Menschen. Denn mit zunehmendem Alter nutzt sich der Knorpel immer mehr ab. „Aber auch jüngere Menschen können bei übermäßiger oder falscher Belastung der Kniegelenke von einer Arthrose betroffen sein“, sagt Dr. Jürgen Walpert, Orthopäde und Kniespezialist der Klinik Fleetinsel Hamburg. Vor allem Achsenfehlstellungen wie X- oder O-Beine belasten die Gelenke ungleichmäßig und können zu einer vorschnellen Abnutzung der Knorpelschicht am Knie führen. Knorpelschäden am Kniegelenk treten auch häufig als Folge von Sportverletzungen auf. Besonders bei Sportarten wie Fußball, Handball oder Tennis kann sich infolge von großen Krafteinwirkungen ein Knorpelstück lösen. Entzündliche Erkrankungen oder Stoffwechselstörungen können ebenfalls die Ursache sein.
Ein Knorpelschaden sollte unbedingt möglichst früh behandelt werden – sonst kann er sich weiter verschlechtern. Im schlimmsten Fall ist irgendwann überhaupt keine Knorpelschicht mehr vorhanden. Die Knochen reiben direkt aufeinander.
Jetzt gibt es eine ganz neue Behandlungsmethode, um Knorpelschäden am Knie zu beseitigen: die Nanofrakturierung. Dr. Walpert erklärt: „Bei der Nanofrakturierung wird der Körper dazu gebracht, selbst Ersatzknorpel zu bilden. Dafür werden in der Knorpeldefektzone zahlreiche tiefe Löcher mit geringem Durchmesser gesetzt, man erzeugt gewünschte Mikroblutungen.“ Durch diese haarfeinen Risse und minimalen Durchbrüche kommt es zum Austreten von Knochenmarkstammzellen. Entwicklungsfähige Zellen aus dem Blut setzen sich fest. Innerhalb der nächsten zwei bis drei Monate wandelt sich der Blutkuchen in Faserknorpel um. Dieser füllt nach und nach den Knorpeldefekt auf. Auf diese Weise kann der geschädigte Bereich wieder überdeckt werden. Der Patient ist schmerzfrei und kann sich wieder normal bewegen.
Bei der Nanofrakturierung sind die „Bohrlöcher“ tiefer und schmaler
Die Nanofrakturierung gilt als Weiterentwicklung der sogenannten Mikrofrakturierung. Bei der Mikrofakturierung werden Instrumentarien eingesetzt, die den Defekt lediglich bis zu einer Tiefe von 3 Millimeter perforieren. Bei der Nanofrakturierung hingegen wird eine spezielle, längere Einmalnadel eingesetzt, die dem Operateur eine Perforierung des Knochens bis zu einer kontrollierten Tiefe von 9 Millimeter ermöglicht. Dr. Walpert: „Die Nanofrakturierung erzielt im Vergleich zur Mikrofrakturierung eine bessere Defektausfüllung mit hyalinartigem Gewebe. Es wird somit eine verbesserte Knorpeloberflächenrekonstruktion erzielt. Dies hat zur Folge, dass in einem höheren Umfang die ursprüngliche Gelenksituation wiederhergestellt werden kann.“
Die Nanofrakturierung wird in der Regel arthroskopisch durchgeführt. Die neue Methode wird noch nicht von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Eine Nachfrage lohnt aber immer.