Santa Cruz de Tenerife/Frankfurt, 19. November 2009. Das erstaunliche Leben des letzten Universalgelehrten Alexander von Humboldt endete vor 150 Jahren in Berlin. Nicht nur Deutschland feiert deshalb das Humboldtjahr, sondern auch Teneriffa ehrt einen der größten Wissenschaftler des 19. Jahrhunderts. Der Grund: Die Insel des ewigen Frühlings war seine erste Station auf dem Weg zu einer fünfjährigen Ameri-ka-Forschungsreise, die er von La Coruña aus mit der Fregatte Pizarro antrat.
Der Student der Viadrina-Universität in Frankfurt/Oder war getrieben von Forscher-drang und Reiselust und ahnte als Vordenker einer globalisierten Zeit bereits damals voraus, wie die Zukunft Teneriffas aussehen könnte: Er berichtete, dass der Naturalist Anderson den europäischen Ärzten raten würde, ihre Kranken und Erholung Suchen-den auf die Insel Teneriffa zu schicken, wegen des außerordentlichen milden und gleichförmigen Klimas der Kanaren.
Eine Woche auf Teneriffa: Die Entdeckung der Geobotanik
„Gestern Nacht kam ich vom Pik zurück. Welch ein Anblick! Welch ein Genuß!”
So erlebte Alexander von Humboldt seine Besteigung des Pico de Teide im Juni des Jahres 1799. Der jetzige Nationalpark rund um den Vulkan war nur eine seiner Sta-tionen auf Teneriffa. Hier entdeckte er eine bis dahin nicht erkannte Besonderheit: die Gesetze der Geobotanik. Während seines einwöchigen Aufenthalts, ausgefüllt mit zahlreichen wissenschaftlichen Untersuchungen, bereiste er auch den Wallfahrtsort Candelaria und besuchte den Botanischen Garten (Jardin Botanico) in Puerto de la Cruz, der bereits 1788 angelegt wurde. Auf seinem Abstieg in das fruchtbare Tal von Tacoronte, beschrieb er Teneriffa als “ein herrliches Land, ich habe bisher nichts Majestätischeres gefunden”.
Stationen des deutschen Reisegenies auf Teneriffa
Einen spektakulären Ausblick auf das üppige Orotava Tal hatte Humboldt auf dem Ritt von Tacoronte in Richtung Teide. Die einzigartige Schönheit des „Balkons von Teneriffa“ beschrieb er als “anziehendes, durch die Verteilung von Grün und Fels-massen so harmonisches Gemälde”. Diesen einmaligen Blick können Reisende auf der Fahrt von La Orotava zum östlichen Ortsteil La Cuesta de la Villa von vielen Stel-len aus nachvollziehen.
Begeistert war Humboldt auch von dem bereits vor mehr als 230 Jahren geschaffe-nen Orchideengarten “Sitio Litre” in Puerto de la Cruz. Auf Einladung des Besitzers Archibald Little besuchte der Botanikpionier das Kleinod, das bis heute rund ums Jahr von 9.30 - 14.30 Uhr geöffnet ist. (Camino Sitio Litre, 38400 Puerto de la Cruz, Tele-fon 0034-922 38 24 17)
Das Haus seiner Gastfamilie auf Tenenriffa kann heute als “Hotel Marquesa” in Puer-to de la Cruz besucht werden. Die stilvolle Eingangshalle zeugt noch heute vom Glanz des 19. Jahrhunderts und seiner Entdecker. (Calle Quintana, 11-13 Puerto de la Cruz. Telefon 0034-922383151; http://www.hotelmarquesa.com/aleman/inicial.htm.)
Druckfrisch: “Alexander von Humboldt. Seine Woche auf Teneriffa 1799”
Genaueres über von Humboldts Woche auf Teneriffa erfahren Interessierte im histo-rischen Reisebericht von Alfred Gebauer, das vor wenigen Tagen im Zech-Verlag er-schienen ist. Mit Originaltexten, Fotos und Zeichnungen versehen, ist dieses Buch für alle Teneriffa- und Humboldt-Fans ein Muss.