INTERVIEW mit Jürgen Schenk, Chefentwickler für Elektrofahrzeuge
bei Mercedes-Benz Cars
Anmoderation:
Das Thema Elektro-Autos ist aktueller denn je: Jeder, der sich
künftig für ein strombetriebenes Auto entscheidet, bekommt 4.000 Euro
von Staat und Industrie dazu, für Hybride mit ergänzendem
Verbrennungsmotor gibt es 3.000 Euro Zuschuss. Wer sich ein Bild
davon machen will, wie alltagstauglich und leistungsfähig diese
Fahrzeuge mittlerweile wirklich sind, der sollte sich die Silvretta
E-Rallye angucken, die heute Nachmittag in Bregenz zu Ende geht. Rund
30 Elektro-und Hybridautos nehmen an der Rallye teil, die in diesem
Jahr zum bereits siebten Mal stattfindet. Die Fahrzeuge legen dabei
insgesamt 224 Kilometern und Steigungen von maximal 14,5 Prozent
zurück. Mit neuen Autos und damit der größten Flotte vertreten ist
Mercedes Benz. Wir haben mit Jürgen Schenk, Chefentwickler für
Elektrofahrzeuge bei Mercedes-Benz Cars, über die Entwicklung der
E-Autos und deren Zukunft gesprochen:
1. Herr Schenk, zum siebten Mal findet in diesem Jahr die
Sillvretta E-Rallye statt und Mercedes-Benz ist mit neun Fahrzeugen
vertreten. Welches davon ist denn das Beliebteste, sowohl hier bei
der Rallye, als auch bei den Kunden?
Bei den Kunden sind am beliebtesten im Moment die Plug-in
Hybriden. Hier auf der Rallye bemerken wir sehr eindeutig, dass die
Menschen den e SLS umringen, sie laufen dahin, wollen Bilder machen.
Es ist ein faszinierendes Auto, das ihnen gefällt. Für den Markt sind
aber unsere Plug-in Hybriden wichtig, das sind die Fahrzeuge, die man
auch in Massenproduktion herstellen kann. Und unsere B-Klasse
electric und die verschiedenen Plug-in Hybriden sind hier prominent
vertreten. Auch da laufen die Leute hin und sagen, gibt es das denn
schon, das wussten wir gar nicht. Es ist sehr schön, dass wir die
alle hier haben. (0''30)
2. Sie selbst sind bei der E-Rallye eine Strecke mit genau diesem
beliebtesten Auto, dem Mercedes-Benz SLS AMG Coupé Electric Drive,
gefahren. Wie war die Fahrt durch die Berge?
Sehr bewegend. Zu Anfang mussten wir und aufeinander einstimmen,
mein Fahrer, ich war der Co-Pilot, wir mussten erstmal lernen, wie
wir mit diesen Wertungsprüfungen umgehen. Dann haben wir uns zweimal
verfahren, was aber okay war, mit dem e SLS konnten wir die Zeit
wieder gutmachen. Und zum Schluss sind wir on time wieder
reingekommen, waren total überglücklich, alle Prüfungen irgendwie
bestanden, keine ausgelassen. Und da fühlt man sich dann auch als
Team wohl, da ist ja eine Anspannung in dem Team, und wenn man dann
hinten durchfährt und sagt, wir haben es geschafft, dann geht die
Spannung raus und es fühlt sich gut an. (0''40)
3. 2015 war der E-SLS der Gewinner der E-Rallye. Ein mittlerweile
echter Elektro-Klassiker, der seit 2010 mitfährt. Hat er auch dieses
Jahr wieder das Potential zu gewinnen?
Alle Autos haben bei dieser Rallye - das ist das Schöne - die
gleichen Chancen zu gewinnen. Es geht nicht darum, der Schnellste
oder der Wildeste zu sein, sondern der Präziseste zu sein. Diese
Präzision, die hier eingefordert wird, passt zu dem, wie wir sein
wollen und hängt immer davon ab, wie gut man sich mit der Technik
auskennt, hängt aber auch davon ab, wie gut der Co-Pilot mit dem
Piloten zusammenpasst und wie die zusammenspielen. Und da wir jedes
Jahr neu mischen, ist eine Überraschung immer gegeben, manchmal ist
es auch so, dass ein Nobody überraschend gut performt. Wir wissen
nicht, wie es ausgeht, wir sind uns aber sicher, dass wir Spaß haben
werden. (0''35)
4. Noch in den 1980er Jahren galten Hybrid- und Elektroautos als
uninteressant, heute braucht jeder Hersteller solche Modelle in
seinem Portfolio. Wo wird die Reise Ihrer Meinung nach noch hingehen?
Wir sehen eindeutig: Die Welt wird elektrischer werden. Wir könne
nicht genau sagen, wie schnell sie elektrischer wird. Wir werden ein
Angebot an Fahrzeugen entwickeln und produzieren. Die Entscheidung,
wann der Zeitpunkt gekommen ist, dass elektrisch immer
bedeutungsvoller wird, lassen wir unseren Kunden. Wir machen ein
breites Angebot und freuen uns, wenn die Kunden das Angebot ziehen,
dann wissen wir, dass wir gut waren in unserer Spezifikation. Wann
das richtig durchbricht können wir nicht genau vorhersagen, aber wir
sehen, es wird jedes Jahr kontinuierlich immer mehr und mehr. Wir
sehen auch den Trend dazu, dass durch die Energiespeichertechnik,
also durch die Batterien, die immer besser werden, die Reichwieten,
die man rein elektrisch fährt, immer größer werden. (0''40)
5. Und wie wichtig war dafür die Einführung der Kaufprämie für
Elektro- und Hybridautos?
Die Industrie kann natürlich einen Teil dazu tun. Wir können
Produkte liefern, die die Kunden haben wollen, um elektrisch zu
fahren, emissionsfrei zu fahren. Es gibt aber noch ein paar mehr
Aufgaben: Wir brauchen eine Infrastruktur und Energieversorgung - die
Energieversorgung aus Kohle ins Auto zu pumpen wäre auch nicht besser
-, wir brauchen auch eine Energiewende, wir brauchen regenerativen
Strom. Und aus diesem Mix "Was kann die Autoindustrie, was kann die
Energieindustrie und was kann ein politisches System an Forderungen,
an Regulierungen treffen", wird ein Ding draus. Wenn wir uns hundert
Jahre zurückversetzen, da gab es auch noch nicht überall eine
Tankstelle, da war es auch nicht so einfach, da musste man noch mit
Reservekanistern laufen. Da wollen wir nicht wieder hin. Und wir
sehen das jetzt als sehr angenehm, dass da jetzt eine Forderung
kommt, die insbesondere in die Infrastruktur geht, denn dann wird der
Kunde mühelos alle seine Strecken zurücklegen können, so muss es
sein. (0''50)
Abmoderation:
Jürgen Schenk, Chefentwickler für Elektrofahrzeuge bei
Mercedes-Benz Cars über die Bedeutung der siebten Silvretta E-Rallye,
die heute Nachmittag im Ziel in Bregenz zu Ende geht.
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