25. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie (FOBI) 2016
Die Hauterkrankung Schuppenflechte (Psoriasis) geht mit schmerzenden, schuppenden und stark juckenden Hautstellen einher und sorgt dafür, dass Psoriatiker häufig gesellschaftlich ausgeschlossen werden – etwa zwei Millionen Deutsche sind von dieser chronisch entzündlichen Hauterkrankung und ihren sozialen Folgen betroffen. Anläßlich der 25. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie (FOBI) gehen am 27. Juli 2016 in der Münchener Innenstadt Betroffene mit einer Straßenaktion im Rahmen der bundesweiten Aufklärungs-Kampagne „Bitte berühren“ an die Öffentlichkeit.
Egal ob im Schwimmbad, beim Einkaufen oder zu Hause mit dem Partner und der Familie: Schuppenflechte-Betroffene erfahren aufgrund der starken Hautveränderungen in unzähligen Situationen Zurückweisung und Ablehnung von ihrem sozialen Umfeld. Dabei spielt nicht nur der Ekel Nicht-Betroffener eine große Rolle, sondern auch die Unwissenheit vieler Hautgesunder: Nach wie vor ist der Mythos, Schuppenflechte sei eine ansteckende Krankheit, weit verbreitet. Nicht zuletzt führt diese Annahme dazu, dass Betroffene sich für ihre schuppende, teils blutende Haut schämen und sich zurückziehen: „In öffentlichen Verkehrsmitteln war es mir besonders peinlich. Ich hatte damals noch starke Psoriasis an der Kopfhaut und habe mich ständig gefragt‚ sehen die das? Man hat Angst und auch das Gefühl, dass die Leute von einem weg rücken oder einen komisch ansehen, was dazu geführt hat, dass ich lieber zu Hause geblieben bin“, so Sarah S., 18 Jahre alt, die seit ihrer Kindheit an Schuppenflechte leidet. „Die Krankheit stellt für viele eine enorme Belastung dar: Die betroffenen Hautstellen schmerzen zum Teil so stark, dass Berührungen unangenehm sind. Anderseits sehnen sich die Betroffenen nach unbefangenem Körperkontakt. Viele Betroffene haben sogar Angst davor, Fremden die Hand zu geben, weil sie fürchten, dass ihr Gegenüber sich ekelt“, schildert die in München ansässige Dermatologin Dr. Hortensia Pfannenstiel ihre Erfahrungen. Ihr 44-jähriger Patient Christian M. berichtet: „Die Psoriasis ist bei mir kurz nach der Volljährigkeit ausgebrochen und wurde immer schlimmer. Ich hatte die Schuppenflechte sogar im Gesicht, was den Alltag, z.B. auf der Arbeit, stark einschränkt. Seitdem war ich bei viele Ärzten und habe unzählige Therapien ausprobiert. Erst vor ungefähr zwei Jahren habe ich dann gemeinsam mit meiner Ärztin eine neue Therapiemöglichkeit gefunden, die mir wirklich hilft.“
Gemeinsam mit Frau Dr. Pfannenstiel und weiteren Münchener Patienten wird Christian M. auch an der Straßenaktion am 27. Juli 2016 in der Münchener Innenstadt teilnehmen. Im Mittelpunkt stehen dort Pantomime-Darsteller, die verschiedene Berührungs-Situationen darstellen und Passanten in ihre Performance involvieren. Sie zeigen auf künstlerische Art und Weise das Spannungsfeld zwischen Nähe und Distanz auf – beispielsweise nähern sie sich langsam einander an, schrecken zurück, halten sich die Hände vor das Gesicht, möchten nicht gesehen werden. Sie stellen dar, wie unangenehm es Psoriasis-Patienten ist, von allen angesehen zu werden – und wie wichtig Berührungen für jeden sind. Währenddessen werden die Passanten vor Ort zusätzlich über die Erkrankung informiert.
Hautärzte und Patientenselbsthilfeorganisationen möchten mit der Aktion gemeinsam nicht nur über die Erkrankung informieren, sondern auch Betroffenen Mut machen, sich ihrer Erkrankung zu stellen und mit einem Hautarzt über geeignete Therapien zu sprechen. „Viele Betroffene wissen noch nicht, dass sich heute gemeinsam mit dem Hautarzt selbst in schweren Fällen eine geeignete Therapie finden lässt. Innerhalb weniger Wochen können Patienten eine sichtbare Besserung der Symptome erwarten“, so Dr. Pfannenstiel. „Wenn sich die Haut gebessert hat, können Betroffene auch ihr Berührungsleben wieder viel mehr genießen. Das schafft für sie eine neue Lebensqualität.“
Besonders wirksam sind moderne, innerlich wirkende Therapien, denn sie greifen in fehlerhafte Abwehr-Reaktionen des Körpers ein: Sie hemmen gezielt Botenstoffe oder Enzyme, die Entzündungen auslösen oder unterbrechen. „Wenn nach zwölf Wochen Therapie keine sichtbare Besserung eintritt, sollten Betroffene offen mit dem Hautarzt über Therapieumstellungen sprechen“, empfiehlt Dr. Ralph von Kiedrowski, Spezialist für Schuppenflechte und Mitglied des BVDD-Vorstands.
Die Straßenaktion findet am 27. Juli 2016 an in der Münchener Innenstadt, Neuhauser Straße, Höhe des Richard Strauss Brunnens (Hausnummer 8) in der Zeit von 10 - 12 Uhr und von 14 - 18 Uhr statt. Betroffene und ihnen Nahestehende finden unter www.bitteberuehren.de weitere Informationen sowie einen spezialisierten Hautarzt in ihrer Nähe.