Das Thema Doping ist im Sport von hoher medizinischer und juristischer Relevanz. In der Gesellschaft gilt der Streben nach Höchstleisungen als Selbstverständlichkeit. Die Werbeversprechen der Pharmaindustrie, die durch chemische Hilfsmittel das Erreichen dieser Ideale zu vereinfachen behauptet, sind schwer zu widerlegen. Bemühungen um eine verbesserte Konsumentenaufklärung haben im Kampf gegen den Arzneimittelmissbrauch nicht zum Erfolg geführt. Sogar ein Hobbysportler, der keinerlei Wettkampfambitionen hegt, verfügt heute durch diverse Online-Portale über einen Zugang zu Aufputschmitteln und anabole Steroide – ohne Arztgespräch, Beratung oder Rezept.
Bis in die 1980er-Jahre fand Anabolikamissbrauch de facto nur im internationalen Spitzensport statt. Vor allem Wettkampfathleten in den Disziplinen des Kraftsports, des Bodybuildings und der Leichtathletik nutzte die synthetischen Hilfsmittel. Gleichzeitig begann in der Filmindustrie, ausgehend von Hollywood, eine bis heute anhaltende Verschiebung des maskulinen Schönheitsideals hin zu einer bis ins unnatürliche übertriebenen Muskularität. Schauspieler wie Arnold Schwarzenegger und Sylvester Stallone prägten zunehmend die ästhetischen Vorstellung von Menschen beiderlei Geschlechts über das idealtypische Aussehen eines männlichen Körpers. Actionfiguren und Comic-Helden folgten dem Trend. Barbies Ken wurde allmählich mit immer kräftigeren Muskeln ausgestattet. Kirk Alyn, der Protagonist der ersten Supermanverfilmung von 1948, wirkt im Vergleich mit Henry Cavill in Batman v Superman: Dawn of Justice (2016) wie ein magersüchtiger Schmachtlappen. Vornehmlich Kinder und Teenager sind bestrebt, dem Beispiel prominenter Idole nachzueifern. So wird die besorgniserregende Tatsache nachvollziehbar, dass schon Ende der 1980er-Jahre knapp 7 % von mehreren tausend befragten US-High-School-Schülern über Erfahrungen mit Anabolika verfügten. Rund ein Drittel dieser Jugendlichen dopte nicht aus sportlichen Gründen, sondern aufgrund einer erhofften Verbesserung des äußeren Erscheinungsbildes.
Konsumenten, die ohne Rezept Steroide online kaufen, neigen ebenso oft zum Missbrauch anderer Wirkstoffe. Gehirndoping mit Ritalin, Stimmungsaufhellung mit Antidepressiva und Gewichtsreduktion mit Clenbuterol sind unter Steroidanwendern um ein Vielfaches gebräuchlicher als in der restlichen Bevölkerung. Oft verfügen diese Personen nur über ein bruchstückhaftes Halbwissen zu Wirkmechanismen, Risikofaktoren, Nebenwirkungen und Gegenanzeigen der verwendeten Medikamente. Untergrundliteratur wie das „Schwarze Buch“ von D. Sinner trägt ebenfalls ihren Teil zur Verharmlosung illegaler Substanzen und zur gefährlichen Halbbildung ihrer Anwender bei. Eine umfassende Auswertung von Websites, wo man anabole Steroide online bestellen kann, führte zu dem Ergebnis, dass die Hälfte der Anbieter den Steroidgebrauch verharmlost bzw. aktiv bewirbt. Nur in Einzelfällen gibt es sachkundige Informationen zu Risiken, Nebenwirkungen und Absetzplänen.
Auf dem grauen Markt angebotene Anabolika sind oftmals extrem kostspielig. Schon eine einzige Anwendung, in Szene-Kreisen verharmlosend als „Kur“ bezeichnet, stellt eine erhebliche finanzielle Belastung für den Kunden dar. Einen Überblick über die zurzeit gängigen Präparate und die preisliche Ausgestaltung findet man unter nachfolgendem Link. Der Verweis dient ausschließlich der Dokumentation. Er ist nicht als Aufforderung zum Kauf anaboler Steroide oder anderer Dopingmedikamente zu verstehen.
