Bisher waren Personen männlichen Geschlechts gezwungen, ihre naturgegebene Testosteronausstattung hinzunehmen. Manche verfügten über beträchtliche Mengen des Sexualhormons, andere nicht. Es scheint so, dass Testosteron im maskulinen Wettstreit um körperliche Anziehungskraft und Zeugungsfähigkeit eine ausschlaggebende Rolle spielt. Althergebrachte Hormonersatzbehandlungen sind problematisch und riskant. Doch um die Jahrtausendwende kam Hilfe aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Ein US-amerikanisches Pharmaunternehmen brachte das begehrte Hormon unter dem Namen »AndroGel« erstmals als Salbe auf den Markt.
Kreiert wurde das Arzneimittel, das heute der Rezeptpflicht unterliegt, von der Firma Unimed. Schon durch jeweils ein- bis zweimaliges Einreiben über einen Zeitraum von mehreren Tagen wird ein Anstieg der endogenen Testosteronproduktion erreicht, die normalerweise im fortgeschrittenen Lebensalter oder aufgrund von Erkrankungen abflaut. In den USA verwenden Millionen männlicher Patienten, die unter einer zu geringen Eigentestosteronausschüttung leiden, künstlich hergestellte Abwandlungen des Sexualhormons. In den meisten Fällen sind die Präparate für die intramuskuläre Injektion im Ein- bis Dreiwochenrhythmus ausgelegt.
Das Hormon aus der Spritze wirkt anders als die körpereigene Variante. Es kann zu extremen Stimmungsschwankungen kommen: von Energieschüben, geistiger Schaffenskraft und unbändigem Sexualverlangen in den ersten Tagen nach der Verabreichung bis hin zu körperlicher Schwäche, Abgespanntheit und depressiven Verstimmungen im späteren Verlauf. Bislang galten Testosteronpflaster als Alternativmöglichkeit. Pflaster sind hinwiederum unbequem und fallen oft ab. Als gleichwertige Therapieform haben sie sich nicht etabliert. Die Testosteronsalbe wurde auf den Markt gebracht, um die konventionelle Standardtherapie mit einer schonungsvolleren, komfortableren Möglichkeit zu ergänzen.
Sobald ein Mann das Alter von ca. 30 Jahren erreicht, sinkt die Testosteronproduktion der Hoden langsam ab. Das ist ein vorhersehbarer Prozess, der gewöhnlich keiner Therapie bedarf. Die meisten Herren kamen in der Vergangenheit nie auf die Idee, ihre Testosteronwerte messen zu lassen. Unter Umständen hatte der abschreckende Gedanke an unangenehme Injektionen in diesem Zusammenhang eine nicht zu vernachlässigende Bedeutung, denn mit dem Aufkommen schmerzfrei anwendbarer Testosteronsalben stieg das Interesse schlagartig. Fachärzte berichten, dass immer mehr Personen mit unproblematischen Testosteronwerben versuchen, Rezepte für Testosteronpräparate in Salbenform zu erhalten.
Alternde Männer verspüren oft ein starkes Verlangen, die Schneidigkeit eines 20-Jährigen zurückzuerlangen. Zahlreiche Studien zeigen eine Korrelation der für dieses Alter typischen Eigenschaften wie Selbstvertrauen und Leistungskraft mit dem naturgegeben hohen Testosteronspiegel auf. Wissenschaftler warnen, dass testosteronsteigernde Präparate in frühen Jahren Akne, Gynäkomastie und eine Verzögerung des Skelettwachstums auslösen können. Im fortgeschrittenen Lebensalter steigt die Wahrscheinlichkeit, an einem Prostatakarzinom zu erkranken. Darüber hinaus begünstigt das Hormon das Wachstum bereits vorhandener Krebsgeschwüre. Noch ist vieles unerforscht, was die Rolle des Testosterons für die Abläufe im Körper des Mannes betrifft. Als erwiesen gilt einzig die Bedeutung der Substanz für das sexuelle Verlangen.