fit und munter - Stellungnahme der Hochschule Fresenius zur empfohlenen Verlängerung der Modellklausel in den Therapiestudiengängen / "Wir wären gezwungen, in einem Schwebezustand zu verharren"

fit und munter

Stellungnahme der Hochschule Fresenius zur empfohlenen Verlängerung der Modellklausel in den Therapiestudiengängen / "Wir wären gezwungen, in einem Schwebezustand zu verharren"


Die Hochschule Fresenius zeigt sich enttäuscht und
entsetzt über die Empfehlung der Bundesregierung, die Modellphase in
den Studiengängen Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie um zehn
Jahre zu verlängern. Ein solcher Schwebezustand würde die
Professionalisierung in diesen Berufen auf lange Sicht zurückwerfen
und darüber hinaus die internationale Wettbewerbsfähigkeit der
deutschen Therapeutenausbildung gefährden. Der Bundestag wird im
September erstmals darüber beraten. Eine Entscheidung muss bis Sommer
2017 getroffen werden.

Die Bundesregierung hat am 17. August in ihrer Kabinettssitzung
den Bericht des Bundesgesundheitsministeriums zu den Evaluationen der
Modellstudiengänge Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie sowie
Hebammenkunde angenommen und sich den darin enthaltenen Empfehlungen
des Ministeriums angeschlossen. Obwohl alle Auswertungen
übereinstimmend zu dem Ergebnis kommen, dass die
berufsqualifizierenden Studiengänge in den Gesundheits-fachberufen
sich bewährt haben und deshalb auf Dauer wünschenswert und machbar
sind, zieht das Ministerium daraus einen völlig unverständlichen
Schluss: Die Modellphase soll um weitere zehn Jahre verlängert
werden. Das ist wie: ein gutes Zeugnis erhalten und trotzdem
sitzenbleiben.

"Wir, die wir diese Studiengänge seit Jahren erfolgreich anbieten,
sind über diese Empfehlung entsetzt und enttäuscht", sagte die
Dekanin des Fachbereichs Gesundheit & Soziales, Prof. Dr. Birgit
Schulte-Frei, selbst Professorin für Physiotherapie. "Wenn das
tatsächlich umgesetzt wird, würde das den Hochschulen, den Lehrenden
und den Studierenden erheblichen Schaden zufügen. Mit einer
Verlängerung der Modellklausel, zumal um zehn Jahre, wäre eine Chance
vertan, die Studiengänge jetzt in den Regelbetrieb der Hochschulen zu
überführen und die ohnehin dringend reformbedürftigen Berufsgesetze
an die hochschulische Ausbildung anzupassen. Wir wären gezwungen, in
einem Schwebezustand zu verharren und das Studium auf viele Jahre
weiterhin mit zum Teil sehr hinderlichen und qualitätsmindernden
Einschränkungen durchzuführen. Das wäre für alle Beteiligten sehr
frustrierend."

Deutschland würde sich mit einer solchen Entscheidung
international ins Abseits stellen: Überall in Europa werden
Therapeutinnen und Therapeuten an Hochschulen ausgebildet. Die
Schweiz mit ihrem auch in Deutschland hoch anerkannten
Berufsausbildungssystem hat vor zehn Jahren trotzdem konsequent auf
eine Akademisierung der Gesundheitsfachberufe umgestellt. Überall hat
sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass die zunehmende Komplexität im
Gesundheitssystem und der sich verändernde Versorgungsbedarf
Kompetenzen erfordern, welche nur in einem Hochschulstudium
vermittelt werden können.

Das Bundesgesundheitsministerium hingegen sieht den Mehrwert einer
akademischen Ausbildung gegenüber einer Fachschulausbildung noch
nicht hinreichend belegt. Anders übrigens als in der Pflege: Im neuen
Pflegeberufereformgesetz ist eine akademische Erstausbildung
ausdrücklich und unstrittig vorgesehen. Bei den Hebammen soll es
sogar eine Vollakademisierung geben - weil eine EU-Richtlinie dies
vorsieht. "Warum will die Politik die Therapieausbildung davon
ausnehmen?", fragte Prof. Dr. Schulte-Frei. "Warum reichen die
Evaluationsergebnisse in der Pflege und in der Hebammenkunde offenbar
aus, um reguläre Studiengänge einzuführen - nicht aber in der
Physiotherapie, Ergotherapie oder Logopädie?"

Möglicherweise fürchtet man im Bundesgesundheitsministerium, dass
es nicht möglich ist, die für die Einführung von Regelstudiengängen
notwendige umfassende Reform der Berufsgesetze zeitlich bis zum
Auslaufen der Modellklauseln Ende 2017 zu realisieren. Dabei
enthalten die Evaluationen der Modellstudiengänge dazu konkrete
Vorschläge, die auch im Bericht des Ministeriums aufgeführt sind. Auf
deren Grundlage könnte man gemeinsam mit den Hochschulen und
Berufsverbänden rasch zu verwertbaren Ergebnissen gelangen. Die
Entscheidung über die Zukunft der primärqualifizierenden
Gesundheitsstudiengänge wird im Parlament getroffen. "Wir haben daher
die Hoffnung und auch die Erwartung, dass die Bundestagsabgeordneten,
insbesondere im Gesundheitsausschuss, die positiven
Evaluationsergebnisse zum Anlass nehmen, die Modellklauseln
abzuschaffen, statt sie zu verlängern, und somit reguläre
Studiengänge zu ermöglichen."

Über die Hochschule Fresenius

Die Hochschule Fresenius mit ihren Standorten in Frankfurt am
Main, Hamburg, Idstein, Köln, München und den Studienzentren in
Berlin, Düsseldorf und New York gehört mit mehr als 11.000
Studierenden zu den größten und renommiertesten privaten Hochschulen
in Deutschland. Praxisnahe, innovative und zugleich auf die
Anforderungen des Arbeitsmarktes ausgerichtete Studien-inhalte,
kleine Studiengruppen, namhafte Kooperationspartner sowie ein
umfangreiches Alumni Netzwerk sind nur einige der vielen Vorteile der
Hochschule Fresenius. Mit ihrem Stammhaus in Idstein bei Wiesbaden
blickt die Hochschule Fresenius auf eine mehr als 168-jährige
Tradition zurück. Seit 1971 ist die Hochschule als staatlich
anerkannte Fachhochschule in privater Trägerschaft zugelassen und
bietet in den Fachbereichen Chemie & Biologie, Design, Gesundheit &
Soziales, onlineplus sowie Wirtschaft & Medien Ausbildungs-, Studien-
und Weiterbildungsangebote an. Neben Bachelor- und Masterprogrammen
in Vollzeit bieten die fünf Fachbereiche auch berufsbegleitende und
duale Studiengänge an. Im Herbst 2010 wurde die Hochschule Fresenius
für ihr "breites und innovatives Angebot an Bachelor- und
Master-Studiengängen", "ihre Internationalität" sowie ihren
"überzeugend gestalteten Praxisbezug" vom Wissenschaftsrat
institutionell akkreditiert. Im April 2016 hat der Wissenschaftsrat
die Hochschule Fresenius für weitere fünf Jahre reakkreditiert.

Website: www.hs-fresenius.de



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