fit und munter - GeWINO evaluiert Modellprojekt Praxis für außerklinische Beatmung

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GeWINO evaluiert Modellprojekt Praxis für außerklinische Beatmung

Ein Hauch Freiheit für invasiv: Das GeWINO begleitet und evaluiert seit 2014 ein am AOK-eigenen Centrum für Gesundheit (CfG) durchgeführtes Modelprojekt zur häuslichen Betreuung von Beatmungspatienten
"Die wissenschaftliche Auswertung zeigt, dass optimal und interdisziplinär betreute künstlich Beatmete seltener ins Krankenhaus müssen", erläutert GeWINO-Geschäftsführer Prof. Dr.-Ing. Thomas P. Zahn. Zudem verringere sich die durchschnittliche Krankenhausaufenthaltsdauer bei diesen Patienten im Vergleich zu denen, die nicht in das Programm eingeschlossen sind. Diese und weitere positive Effekte der Praxis für außerklinische Beatmung haben in der Fachwelt Aufsehen erregt. Das Modellprojekt der AOK Nordost wurde von der Interdisziplinären Gesellschaft für Außerklinische Beatmung mit dem ersten Preis für das Beste Abstract ausgezeichnet. Das innovative Konzept soll langfristig nicht nur in Berlin, sondern auch in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern etabliert werden.

Nach Expertenschätzung sind in Deutschland 10.000 bis 25.000 Menschen auf invasive künstliche Beatmung angewiesen. Die Anzahl künstlich Beatmeter steigt und die AOK Nordost verzeichnete in den letzten vier Jahren einen durchschnittlichen Zuwachs dieser Patientengruppe in der ambulanten Versorgung von rund 7,6 Prozent. Künstliche Beatmung erfolgt ganztags oder nachts und ist bei schweren Formen chronisch obstruktiver Lungenerkrankungen und neuromuskulären Krankheiten, wie zum Beispiel Querschnittslähmung, nach einem Schlafanfall, bei fortgeschrittenem Morbus Parkinson oder Multipler Sklerose notwendig. Bis vor wenigen Jahren konnten die Patienten nur im Krankenhaus versorgt werden. "Mittlerweile können aber viele von der Intensivstation nach Hause entlassen und dort betreut werden", informiert der Studienleiter Dr. med. Eckehard Frisch, Pneumologe am CfG.

Viele künstlich Beatmete möchten in den eigenen vier Wänden und nicht im Krankenhaus oder in einer Pflegeeinrichtung betreut werden. "Häusliche künstliche Beatmung bedeutet für die Betroffenen mehr Lebensqualität, Privatsphäre und weniger Belastung für sie und ihre Angehörigen. Wenn ein Patient, der künstlich beatmet werden muss, von der Intensivstation nach Hause entlassen wird, ist das für die behandelnden Ärzte und das Pflegepersonal eine Herausforderung. In unserem Modellprojekt werden neue Versorgungskonzepte erprobt", erläutert Dr. Frisch. Dabei legt der Pneumologe Wert auf die enge Zusammenarbeit mit Hausärzten, Logopäden, Physiotherapeuten, Pflegediensten und Hilfsmittellieferanten. Eine optimale Betreuung von künstlich Beatmeten können nicht spezialisierte Teams oder Hausärzte kaum erreichen. Um die Versorgung der Betroffenen zu verbessern, hat die AOK Nordost im Januar 2014 im Centrum für Gesundheit die Praxis für außerklinische Beatmung eingerichtet. Hier arbeiten Pneumologen, Case-Manager, Atmungstherapeuten und beatmungserfahrene Krankenpfleger eng zusammen und haben bisher erfolgreich schon mehr als 250 Patienten versorgt. Weitere Informationen zum Gesundheitswissenschaftlichen Institut Nordost (GeWINO) der AOK Nordost - Die Gesundheitskasse - unter www.gewino.de

Interview mit Dr. med. Eckehard Frisch, Facharzt für Pneumologie, Centrum für Gesundheit (CfG), Berlin

Woran fehlte es vielen künstlich Beatmeten in der häuslichen Betreuung besonders häufig und woran lag das?
Die Versorgung tracheotomierter Menschen in der Häuslichkeit war ein mutiger Schritt der Pflegenden zusammen mit den Betroffenen und ihren Angehörigen. Vor allem der ärztliche Sektor war und ist auf die Versorgung von Patienten, die direkt von einer Intensivstation nach Hause entlassen werden nicht ausreichend vorbereitet.

Welche Erkenntnisse konnten Sie aus dem Modellprojekt bisher ableiten und wie verändern diese die Versorgung in der Praxis für außerklinische Beatmung im Centrum für Gesundheit (CfG) der AOK Nordost?
Zu Beginn fehlte es vor allem an einem "Schnittstellenkoordinator", der alle Fragestellungen erkennt und deren Lösung mit allen an der Versorgung Beteiligten moderiert und koordiniert. Dies hat dazu geführt, dass neben der Versorgung durch einen in der außerklinischen Beatmung erfahrenen Facharzt ein entsprechend geschulter Case Manager die Strukturen mit unterstützt.

Wie stellen Sie sich vor dem Hintergrund Ihrer bisherigen Forschungsergebnisse die Zukunft der außerklinischen Betreuung von künstlich Beatmeten vor?
Ähnlich wie bei der Versorgung schwerstkranker und sterbender Menschen in der Häuslichkeit sollte der Hausarzt die Möglichkeit haben, ein spezialisiertes Team, bestehend aus einem in der außerklinischen Beatmung erfahrenen Facharzt, einem Case Manager und einer spezialisierten Pflegefachkraft hinzuzuziehen. Somit würde eine optimale Versorgung dieser schwerstkranken Menschen zu Hause gewährleistet und es könnte ein Maximum an Lebensqualität in einer schwierigen Lebensphase erreicht werden.

Gabriele Rähse
Pressesprecherin
AOK Nordost - Die Gesundheitskasse
Telefon: 0800 265080- 22202*
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