Das Problem im kränkelnden Gesundheitswesen ist
nicht der Patient, sondern das System. Davon ist die Freie
Ärzteschaft (FÄ) überzeugt. "Im Sachleistungssystem der Gesetzlichen
Krankenversicherung (GKV) bleiben die Patienten in völliger
Unkenntnis über die Kosten von Arztbesuchen", sagte FÄ-Vorsitzender
Wieland Dietrich am Donnerstag in Essen. "Nur mit einer
sozialverträglichen Selbstbeteiligung oder dem Prinzip der
Kostenerstattung wie in der Privaten Krankenversicherung (PKV) ließe
sich die Anzahl der Arztbesuche reduzieren."
Die Freie Ärzteschaft reagiert damit auf die Darstellung des
Vorstandschefs der Kaufmännischen Krankenkasse, Ingo Kailuweit, in
der "Bild"-Zeitung, die Patienten gingen doppelt so häufig zum Arzt
wie eigentlich nötig. Dietrich kontert: "Zum einen gibt es keine
validen Daten für diese Behauptung. Zum anderen kann man den
Patienten nicht pauschal vorhalten, unnötig zum Arzt zu gehen, ohne
den individuellen Grund für den Arztbesuch zu kennen." Außerdem
befördere das intransparente "Freibier"-Sachleistungssystem ja
geradezu die unbegrenzte Inanspruchnahme medizinischer Leistungen -
dafür könne der Patient aber nichts.
"Wenn man die Inanspruchnahme regulieren will, dann muss man eine
sozialverträgliche Selbstbeteiligung für Arztbesuche einführen",
fordert FÄ-Chef Dietrich. "Oder man führt die Kostenerstattung ein,
wie sie in der PKV üblich ist. Privatversicherte gehen deutlich
seltener zum Arzt. Das zeigt die tägliche Praxis seit Jahren."
Grundsätzlich müsse in einer liberalen Gesellschaft letztlich aber
dem einzelnen Patienten überlassen bleiben, ob ein Arztbesuch
notwendig und wie dringend dieser sei.
Dass Kostenbeteiligung die Zahl der Arztbesuche reduziert, habe in
der Vergangenheit die Praxisgebühr gezeigt. Dietrich erinnert: "Die
Praxisbebühr hat auch dafür gesorgt, dass die Notdienste nicht so oft
aufgesucht werden. Unser Vorschlag der sozialverträglichen
Selbstbeteiligung würde auch die überbordende Inanspruchnahme der
Notdienste drosseln. Im Unterschied zur Praxisgebühr müsste aber jede
Form der Selbstbeteiligung nicht nur in den Arztpraxen und anderen
ambulanten medizinischen Einrichtungen bezahlt werden, sondern auch
dort bleiben. Denn die Leistung erbringen die Ärzte und anderen
medizinischen Fachkräfte, nicht die Krankenkassen."
Ohnehin würden die Kassen etwas beklagen, was sie nicht einmal
etwas kostet. "In der GKV", erläutert Dietrich, "herrscht
Planwirtschaft mit einem Budget und Begrenzung der Ressourcen.
Letztlich geht eine vermehrte Inanspruchnahme medizinischer
Leistungen zulasten der Patienten und der Arztpraxen. Mehr Patienten
bedeutet mehr Arbeit für Ärzte und Assistenzpersonal, jedoch weniger
Behandlungszeit und weniger Termine für den einzelnen Patienten. Wenn
wir die ambulante Medizin auf einem sinnvollen, zukunftsfähigen
Niveau halten wollen, brauchen wir eine Systemänderung."
Über die Freie Ärzteschaft e.V.
Die Freie Ärzteschaft e. V. (FÄ) ist ein Verband, der den
Arztberuf als freien Beruf vertritt. Er wurde 2004 gegründet und
zählt heute mehr als 2.000 Mitglieder: vorwiegend niedergelassene
Haus- und Fachärzte sowie verschiedene Ärztenetze. Vorsitzender des
Bundesverbandes ist Wieland Dietrich, Dermatologe in Essen. Ziel der
FÄ ist eine unabhängige Medizin, bei der Patient und Arzt im
Mittelpunkt stehen und die ärztliche Schweigepflicht gewahrt bleibt.
Pressekontakt:
Daniela Schmidt, Tel.: 0176 49963803,
E-Mail: presse@freie-aerzteschaft.de
V .i. S. d. P.: Wieland Dietrich, Freie Ärzteschaft e.V.,
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