Ärzte verschreiben älteren Patienten seltener
Medikamente, die für sie ungeeignet sind oder sogar gefährlich werden
können. Darauf weist der AOK-Bundesverband aus Anlass des
Internationalen Tages der Patientensicherheit am 17. September hin.
Er steht in diesem Jahr unter dem Motto "Gemeinsam Medikationsfehler
vermeiden".
Nach einer Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK
(WIdO) ist der Anteil der AOK-versicherten Patienten ab 65 Jahren,
die mindestens ein für sie potenziell riskantes Medikament von der
sogenannten Priscus-Liste erhielten, von 29 Prozent im Jahr 2006 auf
knapp 19 Prozent im Jahr 2015 gesunken. "Wir freuen uns, dass sich
die Medikationssicherheit für die Patienten verbessert, und
engagieren uns dafür, dass sich dieser Trend weiter fortsetzt", sagt
Martin Litsch, Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes.
Gleichzeitig gewinnt das Thema Polymedikation an Bedeutung: So stieg
der Anteil der AOK-versicherten Patienten ab 65, die fünf oder mehr
Wirkstoffe im Quartal verschrieben bekamen, von 49 Prozent im Jahr
2006 auf etwa 55 Prozent im vergangenen Jahr.
Die AOK unterstützt niedergelassene Ärzte in vielen Regionen
Deutschlands auf Wunsch dabei, potenziell gefährliche Kombinationen
von Medikamenten bei älteren Versicherten zu erkennen. Das WIdO hat
für entsprechende Auswertungen die Software "pharmPRO" entwickelt,
die unter anderem Analysen zu den Themen Polymedikation,
Wechselwirkungen oder Priscus-Arzneimittel für ältere Patienten
möglich macht. Mehr als 100 speziell geschulte Beratungsapotheker der
AOKs bieten Ärzten mit Unterstützung von "pharmPRO" eine kostenlose
Beratung zu Qualität und Wirtschaftlichkeit der von ihnen
verschriebenen Arzneimittel an. Dieser Service wird von vielen Ärzten
positiv bewertet: So gaben bei einer Befragung der beratenen Ärzte im
Bereich der KV Westfalen-Lippe knapp 80 Prozent der Teilnehmer an,
dass ihnen die Beratung helfe, die Qualität ihres
Verordnungsverhaltens zu verbessern.
In ihren Beratungsgesprächen stützen sich die AOK-Apotheker auf
die Analyse der Verschreibungen des jeweiligen Arztes. Mit "pharmPRO"
lassen sich die Verordnungsdaten eines Vierteljahres in der Regel
sechs bis acht Wochen nach Quartalsende tabellarisch oder grafisch
aufbereiten. Dabei wird zum Beispiel die Verschreibung von
Medikamenten analysiert, die auf der Priscus-Liste stehen. Diese
Liste ist unter Leitung von Experten der Universität Witten/Herdecke
entwickelt worden und enthält 83 Wirkstoffe, die für ältere Menschen
potenziell ungeeignet sind und unter Umständen sogar gefährlich sein
können.
Mit der verpflichtenden Einführung des Medikationsplans zum 1.
Oktober 2016 wird das Thema Polymedikation noch stärker in den Fokus
rücken: Patienten, denen mindestens drei Medikamente gleichzeitig
verordnet werden, erhalten dann durch ihre behandelnden Ärzte einen
Medikationsplan in Papierform. Nach Berechnungen des WIdO werden
nahezu 20 Millionen Versicherte der gesetzlichen Krankenkassen einen
Anspruch auf einen Medikationsplan haben. Das entspricht einem Anteil
von mehr als 28 Prozent aller 70 Millionen GKV-Versicherten.
Nach Angaben des Aktionsbündnisses Patientensicherheit (APS) sind
etwa 5 Prozent der Krankenhauseinweisungen auf unerwünschte
Arzneimittelwirkungen zurückzuführen. Eine norwegische Studie hat
zudem gezeigt, dass 18,2 Prozent der Todesfälle im Krankenhaus auf
ein oder mehrere Medikamente zurückgeführt werden können. Das
Aktionsbündnis hat das Thema Medikationssicherheit daher in den
Mittelpunkt des 2. Internationalen Tages der Patientensicherheit
gestellt. Der AOK-Bundesverband gehört zu den Gründungsmitgliedern
des APS.
Hinweis an die Redaktionen: Eine Grafik zur WIdO-Auswertung finden
Sie zum Download unter www.aok-presse.de
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Peter Willenborg
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