Am 14.9. veranstaltete die Bundesinnung der
Hörgeräteakustiker (biha) bereits zum dritten Mal den jährlichen
"Tinnitus-Tag". Rund 150 Hörakustiker aus dem Bundesgebiet nahmen an
der Fachtagung in Frankfurt am Main teil. Diesjähriges Spezialthema
war die Geräuschüberempfindlichkeit (GÜ), lat. Hyperakusis.
Hochrangige Referenten aus Lehre und Praxis führten mit ihren
Fachvorträgen in das Thema ein und stellten Behandlungsansätze vor.
Gabriele Gromke, Vizepräsidentin der biha, begrüßte und stellte
fest: "Wenn eine Geräuschüberempfindlichkeit mit Stress, Angst und
Vermeidungsverhalten einhergeht, müssen Schritte ergriffen werden,
Symptome und Ursachen zu behandeln. Das geht nur interdisziplinär."
Prof. Dr. Gerhard Goebel, ehem. Chefarzt der Schön Klinik
Roseneck, stellte die medizinischen Grundlagen für Hyperakusis vor.
Bereits Siegmund Freud erkannte 1892 das Symptom und nannte es
"Gehörhyperästhesie". Heute wird das Gebiet immer noch umfassend
erforscht. Längst steht fest, dass Hyperakusis keine Einbildung ist,
sondern ein komplexes System von Auslösern dahintersteht. Drei Arten
der Hyperakusis gibt es, jede bedarf eines anderen
Behandlungsansatzes, aber für alle stellt Stress eine wesentliche
Komponente dar als Auslöser.
Dr. Petra Brüggemann, leitende Psychologin des Tinnitus-Zentrums
Charité Mitte, sagt, zehn Prozent der Deutschen seien von einer
Hyperakusis betroffen. 90 Prozent von ihnen leiden zusätzlich unter
einem Tinnitus, der wiederum oft mit einer Hörminderung auftritt.
Deutlich stellte sie den Stress-Teufelskreis heraus, der daraus
entsteht und den man durchbrechen muss. Der Hörakustiker ist durch
seine hochqualitative Ausbildung in der Anamnese, die individuelle
Anpassung von Hörgeräten und Tinnitusnoisern, gepaart mit hohem
psychologischen Wissen, der ideale Partner bei der interdisziplinären
Behandlung der von Hyperakusis und Tinnitus betroffenen Menschen.
Brigitte Seefeld, in ihrem Hörakustik-Meisterbetrieb selbst
täglich im Kontakt mit Tinnitus-Patienten, zeigte Fallbeispiele auf
und machte allen Teilnehmern des Tinnitus-Tags Mut, denn die Erfolge
überzeugten: Die Minderung eines Tinnitus um 50 Dezibel gibt dem
Betroffenen ein vollständig neues Lebensgefühl. Auch hier steht die
Durchbrechung des Teufelskreises an erster Stelle. Dabei ist der
Ansatzpunkt - wie bei einer Hörsystemversorgung - bei jedem
Betroffenen höchst individuell und das interdisziplinäre
Zusammenwirken essentiell.
Über den Tinnitus-Tag
Die biha hatte 2013 eine Leitlinie zur Tinnitus-Versorgung
verabschiedet, die erstmals einheitliche Qualitätsstandards in der
Tinnitus-Versorgung festlegte. Parallel zur Leitlinie wurde der
"Tinnitus-Tag für Hörakustiker" ins Programm aufgenommen. Die erste
reine Fort- und Weiterbildungsveranstaltung für Hörakustiker speziell
zur Tinnitus-Versorgung ist seit drei Jahren ein fester Bestandteil
der Aktivitäten der Bundesinnung. Der Tinnitus-Tag findet jährlich in
Frankfurt am Main statt.
Hintergrund zum Hörakustiker-Handwerk
In Deutschland gibt es etwa sechs Millionen Menschen mit einer
indizierten Schwerhörigkeit. Tendenz steigend. Schwerhörigkeit zählt
zu den zehn häufigsten gesundheitlichen Problemen.
Mit circa 6.000 Hörakustiker-Betrieben und rund 14.500
Hörakustikern versorgt das Hörakustiker-Handwerk etwa 3,5 Millionen
Menschen in Deutschland mit qualitativ hochwertigen, volldigitalen
Hörsystemen. Die Bundesinnung der Hörgeräteakustiker KdöR (biha)
vertritt die Interessen der Hörakustiker in Deutschland.
Pressekontakt:
Bundesinnung der Hörgeräteakustiker
Dr. Juliane Schwoch
schwoch@biha.de