Die Verteilung der finanziellen Mittel im
Gesundheitswesen muss grundlegend korrigiert werden. Das fordert die
Freie Ärzteschaft (FÄ) angesichts der Diskussionen um das Umkodieren
von Diagnosen. "Mit dem sogenannten morbiditätsorientierten
Risikostrukturausgleich - kurz Morbi-RSA - hat der Gesetzgeber einen
eklatanten Systemfehler in das Gesundheitswesen eingebaut", sagte
FÄ-Vorsitzender Wieland Dietrich am Donnerstag in Essen. "Dass die
Gelder aus dem Gesundheitsfonds anhand von Diagnosen an die
gesetzlichen Krankenkassen verteilt werden, schafft Fehlanreize und
baut Druck auf."
Diesen Druck gäben die Kassen an Ärzte und Patienten weiter: Ärzte
würden aufgefordert, gewinnbringende Diagnosen zu dokumentieren. "Wer
das als Arzt nicht mitmacht", erläutert Dietrich, "setzt sich der
Gefahr von Arzneimittelregressen aus, da sich nach dem Gesetz die
Höhe der Verordnungskosten an den vom Arzt bestimmten Diagnosen
orientiert. Die Ärzte werden mit den Umkodierungen von Diagnosen
schlichtweg erpresst." Zudem beauftragten die Kassen Firmen, bei
Patienten anzurufen, damit sie wieder zum Arzt gehen und ihre
Diagnose in jedem Quartal aktenkundig wird. Das sei besonders
verwerflich, weil Termine und Ressourcen für wirklich Kranke
verlorengingen und die Patienten mit ihren Kassenbeiträgen ihre
eigene "Verkrankung" bezahlten, die ihnen künftig beruflich, sozial
oder versicherungsrechtlich erheblich schaden könne.
FÄ-Chef Dietrich betont: "Die Probleme mit dem Gesundheitsfonds
und dem Risikostrukturausgleich sind unseren Gesundheitspolitikern
seit Jahren bekannt. Karl Lauterbach trägt für deren Ausgestaltung
maßgeblich Mitverantwortung. Es ist ein Skandal, dass er erst jetzt
aufschreit, nachdem er selbst wie andere Politiker der Verschwendung
von Beitragsgeldern durch die Kassen über Jahre tatenlos zugesehen
hat. Die Gesundheitspolitik ist jetzt in der Pflicht, ihre
Konstruktionsfehler zu korrigieren. Das geht auch nicht durch mehr
Kontrollbürokratie bei den Diagnosekodierungen. Wir fordern die
Abschaffung des Morbi-RSA und eine Honorierung der tatsächlichen
ärztlichen Tätigkeit - und nicht für Diagnosecodes." Das funktioniere
bei der transparenten Abrechnung mit selbst zahlenden Patienten und
privat Versicherten reibungslos.
Über die Freie Ärzteschaft e.V.
Die Freie Ärzteschaft e. V. (FÄ) ist ein Verband, der den
Arztberuf als freien Beruf vertritt. Er wurde 2004 gegründet und
zählt heute mehr als 2.000 Mitglieder: vorwiegend niedergelassene
Haus- und Fachärzte sowie verschiedene Ärztenetze. Vorsitzender des
Bundesverbandes ist Wieland Dietrich, Dermatologe in Essen. Ziel der
FÄ ist eine unabhängige Medizin, bei der Patient und Arzt im
Mittelpunkt stehen und die ärztliche Schweigepflicht gewahrt bleibt.
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V .i. S. d. P.: Wieland Dietrich, Freie Ärzteschaft e.V.,
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