fit und munter - Prävention, Sucht, Gendermedizin, Lohngleichheit

fit und munter

Prävention, Sucht, Gendermedizin, Lohngleichheit


"Der hohe Nutzen sinnvoller Prävention wird leider
immer noch unterschätzt", erklärte Dr. Heidemarie Lux,
Vizepräsidentin der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK). Im Juli
2015 trat das Präventionsgesetz (PrävG) in Kraft, ein vorläufiges
Resümee offenbare aber noch Verbesserungsmöglichkeiten. So tritt der
Arzt in wichtigen Bereichen des PrävG nicht so in Erscheinung, wie
man das aufgrund seines Präventionspotenzials erwarten würde. Ärzte
sind zum Beispiel nicht in der "Nationalen Präventionskonferenz"
vertreten und an der Erarbeitung einer nationalen
Präventionsstrategie ist eine Teilnahme von Ärzten nicht vorgesehen.
"Die Ansätze der Politik in der Präventionspolitik sind gut, aber sie
greifen zu kurz", stellte Lux fest. Ärztinnen und Ärzte könnten und
sollten in der Prävention eine zentrale und sinnvolle Rolle spielen
und als Präventionsmanager motivieren und beraten. Dafür gebe es eine
Reihe von Beispielen die zeigen, wie gut Präventionsaktionen mit
Beteiligung von Ärzten funktionieren. Es sei unverständlich, wieso
auf der einen Seite 500 Millionen Euro für Präventionsmaßnahmen aus
den Krankenkassentöpfen ausgegeben werden, und auf der anderen Seite
werde das vorhandene und nachgewiesene Präventionspotenzial der Ärzte
nicht besser genutzt. Bei Präventionsaktionen klappt die Kooperation
mit dem Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege und
dem Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie
und Integration recht gut. So unterstützte die BLÄK zum Beispiel die
Aktionen "Sonnen mit Verstand", "Vom Jungen zum Mann - gesund
erwachsen werden", "Psychische Gesundheit von Kindern und
Jugendlichen", "Bayern gegen Darmkrebs" oder die "Bayerische
Impfwoche" mit dem Schwerpunkt Masernimpfung. "Obwohl die
Zusammenarbeit mit den Ministerien gut funktioniert und die
Bayerische Landesärztekammer viele Aktionen auch finanziell
unterstützt, wurden wir Ärztinnen und Ärzte nicht an der
Landesrahmenvereinbarung zur Umsetzung der nationalen
Präventionsstrategie beteiligt. Das ist schade und ich kann nur
hoffen, dass hier noch ein Umdenken stattfinden wird", meinte Lux.

Schmerzmittel und Sucht

Schmerzmittel können Fluch und Segen zugleich sein. Sie lindern
Schmerzen, haben aber auch ein gewisses Suchtpotenzial. Die BLÄK hat
deshalb diese Problematik beim 15. Suchtforum im April 2016 in
München thematisiert. "In den Medien wird oft berichtet, dass in
Deutschland zu viele Opiate verordnet und dadurch unnötig
Abhängigkeiten geschaffen werden. Da bin ich ganz anderer Ansicht: In
Deutschland werden nicht zu viele Opiate verordnet, in Deutschland
werden Opiate teilweise den falschen Patienten verordnet", erklärte
Lux. Gerade bei Schmerzmitteln sei es sehr wichtig, dass die Ärztin
oder der Arzt die Medikation laufend überprüfe und kontrolliere, ob
eventuell eine niedrigere Medikamentendosis ausreichen würde.
"Wichtig ist auch, dass Opiate wieder angemessen und ärztlich
überwacht ausgeschlichen werden. Bei einer engmaschigen Betreuung und
Überwachung der Schmerzpatienten lässt sich die Medikamentendosis
häufig ohne Beeinträchtigungen reduzieren", erläuterte Lux. Auf der
anderen Seite erhielten gerade Tumorpatienten oft sogar zu wenig
Schmerzmittel. Deshalb sollten Ärzte bei Schmerzpatienten sehr genau
hinschauen, was im Einzelfall indiziert sei und die Indikation auch
regelmäßig überprüfen. Das Suchtforum wird am 2. Dezember 2016 in
Nürnberg im Rahmen des Bayerischen Fortbildungskongresses (BFK)
wiederholt.

Gendermedizin

Frauen und Männer haben verschiedene Risikofaktoren für die
Entstehung von Krankheiten und sie unterscheiden sich auch bei
Krankheitsverläufen und Behandlungsmethoden. So sprechen Männer
beispielsweise auf viele Medikamente anders an als Frauen. Männer
benötigen vor allem Herzmedikamente, während Frauen am häufigsten
Medikamente gegen Beschwerden, die das Nervensystem betreffen,
verordnet bekommen. Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, wie wichtig
es ist, das Geschlecht in die medizinische Bewertung
miteinzubeziehen. Lux forderte deshalb, dass geschlechtsspezifische
Aspekte in der Prävention, Diagnostik und Therapie mitberücksichtigt
werden müssen: "Die Medizin darf nicht mehr davon ausgehen, dass eine
Therapie für Frau und Mann gleichermaßen passt."

Teilzeit in der ärztlichen Weiterbildung und Lohngleichheit

Junge Ärztinnen und Ärzte brauchen in der ärztlichen Weiterbildung
Verlässlichkeit und passende Rahmenbedingungen. Lux forderte dafür
Strukturen, damit auch Teilzeit in der Weiterbildung noch mehr
bedarfsgerecht umgesetzt wird. Bayern sei eines der Länder, das die
Weiterbildung in Teilzeit in einem bestimmten Umfang bereits
ermögliche. Ärztinnen und Ärzte können sich bis zur Hälfte der
vorgesehenen Mindestweiterbildungszeit eine Teilzeitbeschäftigung im
Umfang von mindestens zwölf Wochenarbeitsstunden anerkennen lassen.
Auch im niedergelassenen Bereich sei eine Flexibilisierung der
Strukturen notwendig. Zum Beispiel sollten sich Ärzte eine Stelle
teilen können, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu
gewährleisten. In diesem Zusammenhang wies Lux darauf hin, dass es
selbstverständlich sein sollte, dass Ärztinnen und Ärzte für die
gleiche Leistung den gleichen Lohn erhalten. Leider sei das in vielen
Bereichen immer noch nicht der Fall.



Pressekontakt:
Bayerische Landesärztekammer
Pressestelle
Dagmar Nedbal
Mühlbaurstraße 16
81677 München
Telefon: 089 4147-268
Fax: 089 4147-202
E-Mail: presse@blaek.de
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