Das Sprunggelenk wird im Alltag und beim Sport stark belastet. Zum Glück ist seine Struktur dafür ausgelegt: Das obere Sprunggelenk besteht aus drei Knochen: Schienbein, Wadenbein und Sprungbein. Stabilisiert wird es durch Sehnen und Bänder.
Zwischen den Gelenkknochen liegt eine weiche Schicht aus Gelenkknorpel. Der Knorpel wirkt als Puffer, schützt das Gelenk und sorgt für eine reibungslose Bewegung. Nutzt sich der Knorpel ab, reiben die Knochen aufeinander. Und das tut weh. Bei einem weiter fortschreitenden Knorpelschaden klagen manche Patienten dann bereits schon beim alltäglichen Gehen über Schmerzen. Für sie ist an sportliche Belastungen wie Joggen oder Radfahren nicht mehr zu denken.
Mediziner unterscheiden zwischen einem lokalen Knorpelschaden am Sprunggelenk und einem generellen Gelenkverschleiß (Arthrose). Während lokale Knorpelschäden meist jüngere Menschen betreffen, stellt die Arthrose eine Erkrankung älterer Menschen dar. Auch die Ursachen sind unterschiedlich: Ein lokaler Knorpelschaden entsteht meistens aufgrund einer Verletzung: Typischer Unfallhergang ist das Umknicken des Fußes. Dr. Jürgen Walpert, Orthopäde der Klinik Fleetinsel Hamburg: „Durch die Gewalteinwirkung entsteht ein Druck auf verschiedene Anteile des Knorpels. Einquetschungen und Risse können entstehen. In der Folge wird das Sprunggelenk falsch belastet und der Knorpel nutzt sich schneller ab.“ Knorpelschäden können aber auch aufgrund einer Instabilität der Bänder im Sprunggelenk oder durch eine Fehlstellung verursacht werden. Dabei kommt es bei jedem Schritt zu kleinen, ungewollten Verschiebungen im Sprunggelenk, die zu einer andauernden Überbelastung der beteiligten Strukturen führen. Im Gegensatz zu einem lokalen Knorpelschaden entsteht der Gelenkverschleiß aufgrund einer natürlichen Abnutzung mit zunehmendem Alter.
Jetzt gibt es eine neues Therapie-Verfahren für Patienten mit großen lokalen Knorpelschäden: die AMIC-Methode. Die Buchstaben stehen für Autogene Matrixinduzierte Chondrogenese. Es handelt sich um ein schonendes biologisches Verfahren zur Behandlung von Knorpeldefekten. Dr. Walpert: „Dieses neuartige Verfahren greift auf die Selbstheilungskräfte des Körpers zurück. Dabei werden zum einen Stammzellen aus dem Knochen¬mark freigesetzt, zum anderen die Zellen mit Hilfe einer speziellen Kollagenmatrix zur Bildung von knorpelartigem Reparaturgewebe angeregt.“
Und so funktioniert das AMIC-Verfahren: Zuerst untersucht der Arzt das Sprunggelenk von innen. Dazu führt er durch einen kleinen Hautschnitt eine Kamera ein. Mit diesem sogenannten Arthroskop erkennt er die Größe des Knorpelschadens. Als nächster Schritt entfernt er das beschädigte Knorpelgewebe. Dann bohrt der Arzt im Defektbereich feine Kanäle in den Knochen (Mikrofrakturierung). Dadurch füllt sich der Defekt mit Blut, Zellen und anderen körpereigenen Bestandteilen. Dann wird eine Kollagenmatrix passgenau zugeschnitten und mit Fibrinkleber auf der Defektstelle fixiert. Dr. Walpert: „Diese Matrix besteht aus einem zweischichtigen Geflecht natürlicher Kollagenfasern. Während die obere, kompakte Schicht als Schutz dient, begünstigt die untere, durchlässige Schicht das Anwachsen der eingewanderten Zellen und somit die Bildung des Ersatzknorpels.“ Die Matrix löst sich während der Heilungsphase langsam auf und muss deshalb später nicht operativ entfernt werden.
Die Vorteile des neuen Verfahrens: Der Eingriff erfolgt minimal-invasiv. Dadurch wird nur wenig Gewebe in Mitleidenschaft gezogen und der Patient ist schneller wieder fit. Außerdem kann bei der AMIC-Methode - im Gegensatz zu anderen Knorpelverfahren, bei denen in der Regel zwei Operationen notwendig sind - mit einem einzigen Eingriff der Knorpelschaden behandelt werden.
Schon wenige Tage nach dem Eingriff darf der Patient aufstehen und mit Gehhilfen die ersten Schritte machen. Dabei bleibt das operierte Bein in einem festen, stiefelartigen Stützschuh (Orthese). Die Orthese sollte der Patient rund sechs Wochen tragen. Anschließend beginnt die Physiotherapie. Schrittweise wird nun die Belastung des Sprunggelenks gesteigert. Nach drei Monaten können sportliche Aktivitäten mit geringer Belastung wie Radfahren oder Schwimmen wieder aufgenommen werden. In der Regel ist der Patient dann nach sechs Monaten voll belastbar.
Das neue Verfahren eignet sich für größere Knorpeldefekte von mindestens zwei mal zwei Zentimetern, die bis auf den Knochen reichen. Vor allem sportliche Menschen, die anschließend das Training wieder in vollem Umfang aufnehmen möchten, profitieren von der AMIC-Methode.