Über- oder Unterversorgung? In
Deutschland könnte es ab 2020 zu einem Mangel an Krankenhausbetten
kommen, wenn die gegenwärtige Entwicklung anhält. Wie der Deloitte
Health Care Indicator 2016 zeigt, wurden 2014 mehr Menschen als je
zuvor stationär behandelt. Gleichzeitig stieg die absolute Anzahl der
Tage, die Patienten im Krankenhaus verbrachten. Gefallen ist hingegen
die durchschnittliche Verweildauer pro Patient im Krankenhaus.
Bestehen derzeit noch Überkapazitäten, so würde der aktuelle Trend
etwa im Jahr 2020 zu einem Gleichstand von Angebot und Nachfrage
führen - danach droht Unterversorgung. Bis zu 23.000 Betten könnten
dann fehlen. Treiber sind Volkskrankheiten wie Rückenprobleme und
Herzinsuffizienz. Außerdem steigt die Geburtenrate hierzulande wieder
an. In einzelnen Bundesländern werden auch in vier Jahren noch
Überkapazitäten bestehen, während in anderen (Hamburg, Brandenburg
und Hessen) schon heute Mangel herrscht. Die Studie wurde in
Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Frank Schmitz, Professor für
Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule Rhein-Waal, erstellt.
"Zunächst mag eine sinkende Überkapazität durch einen steigenden
Bedarf an Behandlungsfällen nicht unbedingt bedenklich erscheinen.
Aus Patientensicht ist die Versorgung gut. Sollte sich die aktuelle
Tendenz zu mehr Fallzahlen jedoch auch in den nächsten Jahren halten
und regional eine Unterkapazität resultieren, müssen die
Verantwortlichen jedoch schon heute Strategien entwickeln, um die
Versorgung in bestimmten Regionen sicherzustellen", erklärt Dr.
Gregor Elbel, Leiter Life Science & Health Care bei Deloitte.
Rekordverdächtiger Anstieg der Fallzahlen
Die deutschlandweit etwa 2.000 Krankenhäuser müssen eine
flächendeckende Versorgung sicherstellen. Allerdings müssen die
Kapazitäten immer wieder an den Bedarf angepasst werden. Zurzeit ist
zu beobachten, dass die Zahl der Behandlungsfälle zwar zunimmt, die
Verweildauer pro Patient aber sinkt. So erhöhten sich die Fallzahlen
2014 gegenüber dem Vorjahr um 2 Prozent auf 196 Millionen. Die Zahl
aller Belegungstage stieg lediglich um 0,5 Prozent auf 146,3
Millionen. Im Schnitt verbrachten die Patienten nur noch 7,45 Tage
(zuvor: 7,56) im Krankenhaus.
Zunahme von Geburten, Herzinsuffizienzen und Rückenproblemen
Maßgebliche Treiber dieser Entwicklung waren zum einen die wieder
ansteigende Geburtenrate, zum andern aber auch der starke Anstieg von
Patienten mit Herz- und Rückenproblemen. So stiegen die Fälle von
Herzinsuffizienz zwischen 2013 und 2014 von 396.000 auf 488.000 um
knappe 10 Prozent. Bei den Rückenschmerzen erhöhte sich die Fallzahl
um 9,2 Prozent auf 224.000.
Bedarfsadäquates Angebot in vier Jahren?
Unabhängig von Schwankungen und dem Einfluss unvorhergesehener
Ereignisse wird sich die Zahl der stationären Fälle bis 2020 auf 21,4
Millionen und bis 2030 um weitere 1,5 Millionen erhöhen. Die
Belegungstage steigen in diesem Zeitraum um 154,6 beziehungsweise 162
Millionen. Maßgeblich dafür ist auch und vor allem die demografische
Entwicklung. Dabei wird insbesondere der Anteil neurologischer Fälle
zunehmen. Auch in den Bereichen Augenheilkunde und Innere Medizin
wird es zu deutlich mehr Fällen kommen, während
Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Strahlenheilkunde und Geburtshilfe nahezu
stagnieren.
Angleichung bis 2020 - Unterschiede in den Ländern
Die Überkapazitäten verteilen sich regional unterschiedlich. Bei
einer Soll-Auslastung von 85 Prozent liegt die entsprechende Rate auf
Bundesebene bei 4,5 Prozent, was etwa 22.000 Betten entspricht. Bei
einer Entwicklung, wie der Health Care Indicator prognostiziert, wäre
dieser Überhang bis 2020 abgebaut - noch einmal zehn Jahre später
würden bei gleichbleibendem Angebot sogar 23.000 Betten fehlen. Genau
das ist bereits heute in Hamburg, Brandenburg und Hessen der Fall,
während Rheinland-Pfalz und Thüringen auch 2020 noch ein starkes
Überangebot aufweisen werden.
"Dass die stationäre Behandlung einen derartigen Zuwachs aufweisen
würde, war kaum abzusehen. Was aber bedeutet die Tatsache, dass mehr
Menschen die medizinischen Dienste von Krankenhäusern in Anspruch
nehmen, dort jedoch durchschnittlich eine kürzere Zeit als bislang
verbringen? Welche Trends könnten die Entwicklungen in der nahen
Zukunft beeinflussen - und wie kann das Angebot in den einzelnen
Bundesländern besser auf den Bedarf abgestimmt werden? Die
Beantwortung dieser Fragen wird in Zukunft das Gesundheitssystem
weiter beschäftigen, damit eine bedarfsgerechte Versorgung auch
künftig gewährleistet ist", resümiert Elbel.
Die komplette Studie finden Sie unter http://ots.de/MjqjF zum
Download.
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