Etwa jede dreiviertel Stunde nimmt sich in
Deutschland ein Mensch das Leben, so die zuletzt veröffentlichten
Zahlen des Statistischen Bundesamtes. "Der häufigste Grund für Suizid
ist eine Depression.", weiß Dr. Monika Weber, Fachärztin für
psychosomatische Medizin, Psychiatrie und Psychotherapie. Sie und die
ebenfalls niedergelassene Ergotherapeutin Renate Kintea, DVE
(Deutscher Verband der Ergotherapeuten e.V.) sind seit Jahren ein
eingespieltes Team und arbeiten eng zusammen, um Menschen mit einer
Depression zu helfen.
"Wir machen uns für Menschen mit Depression stark, das ist uns ein
persönliches Anliegen.", betonen die Ergotherapeutin Renate Kintea
und Dr. Monika Weber - wissend, dass etwa die Hälfte aller
Depressionen unerkannt bleiben. Daher machen beide immer wieder auf
das Thema aufmerksam und bitten auch Menschen aus dem Umfeld, den
Blick zu schärfen, genau hinzuhören.
Depression: Kommt oft als Chamäleon daher
Worauf können Außenstehende achten? Obwohl Depression eine
seelische Erkrankung ist, leiden manche Betroffene an körperlichen
Beschwerden wie Schlafstörungen, Magen- oder Kopfschmerzen. "Probleme
an der Wirbelsäule sind ebenfalls ein stark verbreitetes Zeichen.",
erklärt Dr. Weber und schätzt, dass etwa 30% der Patienten beim
Orthopäden psychosomatische Fälle sind. Aber auch bestimmtem
Verhaltensweisen können auf eine Depression hinweisen: Zieht sich ein
Mensch zurück oder geht seinen Hobbies nicht mehr nach, können das
sichtbare Zeichen von Antriebslosigkeit sein. Ebenso können kognitive
Probleme aus einer Depression entstehen. Die Ärztin Weber berichtet
von Fällen, in denen die Patienten unter verminderter Konzentration
und Aufmerksamkeit litten: "Einige befürchteten, an Alzheimer
erkrankt zu sein. Es kann vorkommen, dass Menschen sich deshalb das
Leben nehmen wollen. Ist es in Wirklichkeit eine Depression, legen
sich mit der Behandlung auch die Beschwerden."
Die Ergotherapeutin rät: ansprechen, was auffällt
"Wer solche Anzeichen sieht, darf, ja sollte das ansprechen.",
bestärken Weber und Kintea aufmerksame Menschen. Und geben Tipps für
einen zielgerichteten Umgang. Sie schlagen vor, im Gespräch in der
Beschreibung zu bleiben, also beispielsweise zu sagen: "mir fällt
auf, Du bist niedergeschlagen, du machst nichts mehr, du stehst immer
so spät auf, du kommst nachts nicht zur Ruhe" oder was eben zur
Situation der Person, die Anzeichen einer Depression zeigt, passt und
vorzuschlagen: "Lass das beim Arzt abklären.". Wann Ergotherapie,
wann Psychotherapie oder wann beides zusammen die bestmögliche
Therapieform ist, hängt vom Befinden des Einzelnen ab und davon, in
welcher Phase der Depression er sich befindet. Oft erleben
Ergotherapeuten, dass die Patienten mit einer Verordnung vom Arzt zu
ihnen kommen, bevor die psychotherapeutische Behandlung beginnt.
Beispielsweise, weil sie noch nicht für die Psychotherapie bereit
sind und zunächst stabilisiert werden müssen - eine klassische
Aufgabe für Ergotherapeuten.
Typisch für Ergotherapeuten: alle Bereiche beleuchten
Am Anfang einer jeden ergotherapeutischen Behandlung steht die
Befunderhebung; eine äußerst detaillierte Befragung, die vieles ans
Licht bringt. Ergotherapeuten finden so heraus, wo es im Einzelnen
hakt, wie die Freizeitgestaltung aussieht, ob derjenige berufstätig
ist und wie es dort läuft, wie es mit der Bewältigung des Alltags
aussieht, wie im Haushalt. "Dann taucht das auf, was bei keiner
anderen Disziplin so intensiv betrachtet wird.", hebt Renate Kintea
eine der Besonderheiten von Ergotherapeuten hervor und verdeutlicht,
was das im Einzelfall bei einer Depression bedeutet: Patienten, die
schon 14 Tage nicht mehr die Rollläden hochgezogen haben, bei denen
sich die leeren Getränkekisten in der Wohnung stapeln oder die das
Telefon schon länger ausgestöpselt haben. Und das, obwohl sie noch
jeden Tag zur Arbeit gehen und dort niemand etwas bemerkt.
Mithilfe ergotherapeutischer Methoden: Positives verstärken...
Ergotherapeuten gehen gerne motivationsstärkend vor. Sie
veranschaulichen den Patienten mit der individuell passenden Methode,
was sie alles bewältigen, obwohl sie, typisch für das Krankheitsbild
der Depression, das Gegenteil von sich denken und behaupten. So kann
es beispielsweise helfen, alle Betätigungen in einem Wochenplan zu
erfassen, zu zeigen, dass keine Leere herrscht, sondern die Übersicht
mit Aktivitäten gefüllt ist. Und gemeinsam zu schauen: Was müsste
noch gemacht werden? Beispielsweise die Post der letzten Wochen
öffnen? Ergotherapeuten bieten auch praktische Hilfe an, der Patient
darf die Post mitbringen. Oder sie helfen, im Haushalt einen Anfang
zu finden und initiieren, dass aufgeschobene Aufgaben erledigt
werden. Und zwar so, dass sie gelingen können, der Patient sich als
kompetent wahrnimmt.
... und Gefühle beleben
Je nach Situation und auch, weil manche Patienten mit einer
Depression ihr Empfinden nicht in Worte fassen können, halten
Ergotherapeuten zudem ein breites Spektrum an handwerklichen oder
ausdruckszentrierten Methoden bereit. Wer meint, hierbei gehe es um
eine Art Zeitvertreib, der täuscht sich. Depression ist eine
seelische Erkrankung und das Ziel ist, die Seele zum Aufleben
anzuregen. Und Möglichkeiten zu finden, Gefühle wie Freude (wieder)
zu erleben oder Aggression auszudrücken, etwa beim körperlichen
Einsatz. Am Beispiel von handwerklichem Arbeiten erklärt die
Ergotherapeutin, wie das funktioniert: "Wenn wir am Ende der Stunde
gemeinsam reflektieren, sagen mir meine Patienten, wie sie sich am
Anfang der Stunde wahrgenommen haben. Vielleicht haben sie sich
anfangs gar nicht gespürt oder waren besonders traurig. Wir sprechen
darüber, wie die Stunde verlaufen ist, was gelungen, was
schiefgelaufen ist und wie sich das alles angefühlt hat. Hat es den
Patienten vielleicht wütend gemacht, als beispielsweise beim
Speckstein bearbeiten ein Stück abgesprungen ist? Und konnte er mit
seinem Ärger umgehen? Konnte er umdenken, die Figur neu gestalten?
Hat er nach der Wut Freude verspürt, weil er eine Idee entwickelt
hat? Und in Summe feststellt: Ich habe etwas empfunden?
In Summe: Gesamtsituation von Menschen mit Depression verbessern
Renate Kintea und Dr. Monika Weber betreuen Patienten mit
unterschiedlichen Schweregraden. Meist ineinandergreifend, oft -
gerade bei den sehr schweren Fällen - mit Schwerpunkt auf dem
ergotherapeutischen Part. "Auch wenn es mitunter ein langwieriger
Prozess ist:" fassen die Psychotherapeutin und die Ergotherapeutin
zusammen "Wir bringen unsere Patienten mit einer Depression durch
unsere Zusammenarbeit dahin, dass sich die körperliche und emotionale
Symptomatik verbessert und sie einen anderen Zugang zu sich und der
eigenen Lebensgeschichte finden."
Informationsmaterial zur Ergotherapie erhalten Interessierte bei
den Ergotherapeuten vor Ort; diese sind über die Therapeutensuche im
Navigationspunkt "Service" des DVE (Deutscher Verband der
Ergotherapeuten e.V.) auf www.dve.info zu finden. Zur Kampagne der
Ergotherapie geht es hier entlang: www.volle-kraft-im-leben.de
Pressekontakt:
Angelika Reinecke, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit des DVE e.V.
Telefon: 033203 - 80026, E-Mail: a.reinecke@dve.info
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