fit und munter - Amerikanischer Junge mit Leukämie darf Hoffnung haben

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Amerikanischer Junge mit Leukämie darf Hoffnung haben

Fabienne Braun ist seit drei Jahren bei der Stefan-Morsch-Stiftung typisiert – Typisierung hat immer nachhaltige Wirkung
„Gänsehaut am ganzen Körper“ hatte Fabienne Braun als sie erfuhr, wer der Empfänger ihrer Knochenmarkspende ist: ein neunjähriger, an Leukämie erkrankter Junge aus Florida in den USA. Das ist auch heute noch „ein unbeschreibliches Gefühl“, sagt die 26-jährige Tiefenthalerin (Kreis Bad Dürkheim) und hofft, dass „der kleine Mann“ noch „ein langes Leben vor sich hat“. Dies ist das vorläufige, gute Ende einer Geschichte, die vor fast drei Jahren mit dem Typisierungsaufruf „Hilfe für Franz“ in Worms ihren Anfang nahm.

2013 hatten Familie, Freunde und Arbeitskollegen von Franz H., einem fünffachen Familienvater aus Mörsfeld bei Worms zusammen mit der Stefan-Morsch-Stiftung und dem DRK Blutspendedienst Rheinland-Pfalz und Saarland eine zweitägige Typisierungsaktion organisiert. Unter dem Motto „Giro sucht Hero“ wurde für das an Osteomyelofibrose leidende Vorstandsmitglied der Sparkasse Worms-Alzey-Ried ein Stammzellspender gesucht. Eine solche Typisierungsaktion hat immer nachhaltige Wirkung – das zeigt das Beispiel von Fabienne Braun.

Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland 11.000 Menschen an bösartigen Blutkrankheiten wie der Leukämie oder der Osteomyelofibrose. Oft ist dann eine Stammzelltransplantation die letzte Chance, um das Leben des Patienten zu retten.
Die Suche nach einem passenden, genetisch identischen Spender ist aufwendig, denn nicht immer sind Familienmitglieder geeignet. Die Stefan-Morsch-Stiftung aus Birkenfeld hat es sich seit 30 Jahren zur Aufgabe gemacht, in ganz Deutschland über die Krankheit sowie die Hilfe zu informieren und junge Menschen für die Registrierung als potenzielle Stammzellspender zu werben

Fabienne Braun ging vor drei Jahren zusammen mit ihrer Schwester zur Typisierung in der Schalterhalle der Bank. Sie erfuhr wenig später, dass sie leider nicht für „Franz“ als Spenderin in Frage kommt. „Ehrlich gesagt, war das Thema damit vorerst für mich erledigt“, gibt die Bereitschaftspolizistin, die in Enkenbach-Alsenborn (Kreis Kaiserslautern) arbeitet, unumwunden zu.

Die damals gesammelten genetischen Gewebemerkmale der Spender waren jedoch nicht verloren, sondern wanderten über die Stammzellspenderdatei der Stefan-Morsch-Stiftung anonymisiert ins Zentrale Knochenmarkspender-Register für Deutschland (ZKRD). Dort laufen alle Daten für die Spendersuche zusammen. Im März 2016 fand das System eine mögliche Übereinstimmung. Und so wurde Fabienne Braun vom Anruf der Stiftung vor einigen Wochen überrascht. Ein Mitarbeiter erklärte ihr, dass einige Werte mit denen eines Patienten übereinstimmen. Um festzustellen, ob sie wirklich der genetische Zwilling für den Erkrankten ist, wird eine weitere Blutprobe gebraucht.
Doch richtig fassen konnte die 26-jährige das immer noch nicht. Sie weiß, dass die Trefferwahrscheinlichkeit bei rund 30 Prozent liegt. Im April dann erhielt sie die Gewissheit, dass sie tatsächlich als Spenderin für einen ihr unbekannten Patienten in Frage kommt. „Ein großartiges und zugleich beängstigendes Gefühl.“ Nach der umfassenden Information der Stefan-Morsch-Stiftung über das weitere Vorgehen, die Chancen und Risiken, hielt die Polizistin bei sich zuhause in Tiefenthal erst einmal Familienrat.

Sie sollte in einer Spezialklinik Knochenmark spenden. Dabei wird der Beckenkamm unter Vollnarkose punktiert und Knochenmark durch die Punktionsnadel abgesaugt. Diese Methode wird seit mehr als 30 Jahren routinemäßig angewandt - vor allem, wenn Kinder die Empfänger sind. Die erste Vollnarkose ihres Lebens machte Fabienne Braun zu schaffen und sie beriet sich mit ihrem Partner, der Familie und Freunden. „Der Gedanke, einem Menschen die Chance auf Leben zu geben, hat schließlich die Bedenken weggewischt.“ Nach der eingehenden Voruntersuchung kam das „Go“ – und der Empfänger wurde für die Transplantation vorbereitet, das heißt sein Immunsystem wurde durch Chemo und/ oder Bestrahlung heruntergefahren oder komplett ausgeschaltet. Könnte zu diesem Zeitpunkt die Transplantation nicht stattfinden, wäre das für den Patienten lebensgefährlich. „Das war meine größte Angst, dass mir vor der Operation noch irgendetwas zustößt und ich nicht spenden kann.“

Aber alles verlief gut. Zur Knochenmarkentnahme in der Wiesbadener Klinik begleitete sie ihr Partner. Nach einer Nacht und einem Tag im Krankenhaus durfte die Polizistin wieder nach Hause – noch etwas schwach, aber glücklich. „1,208 Liter Knochenmarkflüssigkeit hat der Arzt mir entnommen“, erzählt Fabienne Braun. Erst jetzt erfährt sie, dass der unbekannte leukämiekranke Empfänger ein neunjähriger Junge aus Florida ist. „ich bekam am ganzen Körper Gänsehaut“, erinnert sie sich. „Ich drücke ganz fest die Daumen, dass der Junge die Spende annimmt.“ Und sie hat auch schon eine kleine Glückwunschkarte – anonym natürlich – geschickt.
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