Vegan, glutenfrei oder ohne Kohlenhydrate und natürlich Bio.
Einfach nur satt werden reicht schon lange nicht mehr aus. Inzwischen
isst man aus Überzeugung - für den eigenen Lebensstil oder gegen
bestimmte Lebensmittel und deren Erzeugung. Aber lebt man damit
wirklich besser oder wird Ernährung immer mehr zur Ersatzreligion?
Darüber spricht Moderator Michael Steinbrecher im "Nachtcafé: Du
bist, was du isst!" u. a. mit dem Fernsehkoch Alfons Schuhbeck. Zu
sehen am Freitag, 18. November, 22 Uhr im SWR Fernsehen.
Ernährung als Statussymbol
Früher war der Sonntagsbraten noch das, was die Menschen zumindest
einmal die Woche am gemeinsamen Tisch vereinte. Heute zelebriert
jeder seine individuelle Art der Ernährung. Einladungen zum Essen
enden im Chaos, weil jeder eine Extrawurst braucht. Die einen
verzichten aufgrund von Unverträglichkeiten auf bestimmte
Inhaltsstoffe, die anderen essen aus Prinzip kein Fleisch oder lassen
tierische Produkte gleich ganz weg. Wieder andere verbringen mehr
Zeit damit, das was auf dem Teller liegt zu fotografieren und mittels
Smartphone zu verbreiten, als mit dem Essen selbst. Experten sagen
sogar, Ernährung werde mehr und mehr zum Statussymbol.
Die Gäste im "Nachtcafé":
Alfons Schuhbeck, Sternekoch Der bekannte Fernsehkoch Alfons
Schuhbeck ist leidenschaftlicher Genießer und kann aktuellen
Ernährungstrends nichts abgewinnen. "Anstatt gutes Essen zu genießen,
fallen die Menschen in eine Hysterie", regt sich Schuhbeck über das
Geltungsbedürfnis seiner Mitmenschen auf. "Jetzt stell'' dir vor, ich
bin jetzt auch Veganer und Laktose-Intolerant. Ist doch super, oder?"
Katrin Kasper, Veganerin
Katrin Kasper lebt absolut vegan: "Ich würde mir wünschen, dass
irgendwann kein Tier mehr leiden muss, nur damit wir es essen können,
oder die Haut anziehen." Fleischessen ist für sie eine anerzogene
Sucht, mit großen Nachteilen für die Tiere und die eigene Gesundheit.
Ihren Mann und die drei Kinder hat sie bereits von ihrer Lebensweise
überzeugt.
Uwe Knop, Ernährungswissenschaftler
Für Uwe Knop ist die Ernährung längst zu einer Art Ersatzreligion
geworden. "Am Beklopptesten sind die Leute, die auf alles Mögliche
verzichten und dann so tun, als wäre das gesund", sagt der
Ernährungswissenschaftler und Autor. Er rät, einfach auf den eigenen
Körper zu hören. "Und wenn der sagt, gib'' mir zehn Liter Cola, dann
ist das ebenso", so Knop.
Benedikt Stamm, isst fast ausschließlich Rohkost Bei Benedikt
Stamm und seiner Familie steht ausschließlich tierfreie und
ungekochte Rohkost auf dem Speiseplan. Selbst Obst gibt es nur
selten. "Wir haben festgestellt, dass wir mit dieser Ernährung viel
weniger Schlaf brauchen und zusätzlich energiegeladene Zeit
gewinnen", ist Stamm begeistert. Den überwiegenden Teil seiner
"Gorilla-Nahrung" baut er sogar selbst an.
Thomas Ellrott, Ernährungspsychologe
Der Ernährungspsychologe Thomas Ellrott stellt fest: Die
Beschäftigung mit der eigenen Ernährung liegt voll im Trend. Während
früher das Sattwerden und soziale Aspekte im Mittelpunkt standen,
"wird Essen für die Menschen heute zunehmend wichtig, um die eigene
Position und den Status in der Gesellschaft zu bestimmen", beobachtet
der Wissenschaftler.
Kristin Deppe, leidet an einer Lebensmittelunverträglichkeit
Kristin Deppe suchte lange Zeit nach der Ursache für ihre
Beschwerden, die immer nach dem Essen auftraten. Seit der Diagnose
Histaminintoleranz muss sie auf eine Vielzahl an Lebensmitteln
verzichten. "Eine Banane habe ich seit zig Jahren nicht mehr
gegessen. Rotwein, Camembert, das geht einfach nicht." Ihre
Lebensqualität ist trotz Einschränkungen deutlich gestiegen.
Daniel Wallerstorfer: Gene werden die Ernährung bestimmen Daniel
Wallerstorfer hat mittels Genanalyse sein individuelles
Ernährungsprofil erstellt. Wenn er abnehmen will, weiß er genau, was
er essen darf und auf was er besser verzichtet. "In Zukunft werden
wir uns bei der Ernährung an unseren Genen orientieren", ist der
Humangenetiker überzeugt. Nahrungsmittelintoleranzen oder Krankheiten
können so früher und eindeutiger erkannt werden.
"Nachtcafé: Du bist, was du isst!" am Freitag, 18. November, 22
Uhr im SWR Fernsehen.
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