Vielfältiges Programm mit namhaften Experten
Die Teilnehmer wurden durch Frau Susanne Klingmann, selbst Lipödempatientin, begrüßt. Das Programm umfasste neben dem Vorkommen des Lipödems, der Diagnose und Behandlung, die Dr. v. Lukowicz darstellte, auch die optimale Kompresssionsbestrumpfung, beschrieben von Sarah Mitic, Medizinproduktberaterin im Sanitätshaus Gottinger, und Sportmöglichkeiten mit der Diagnose Lipödem, aufgezeigt von Markus Kubista, Physiotherapeut bei Physiovital Kubista.
Zudem erklärte Dr. Sauter, plastisch-ästhetischer Chirurg bei „Ästhetik in München“, welche Methoden der Verbesserung der Hautqualität nach einer operativen Lipödembehandlung zur Verfügung stehen. Dr. Javier del Valle, Anästhesist in der Iatros Klinik München, zeigte auf, weshalb eine Vollnarkose die bessere Lösung bei einer chirurgischen Lipödembehandlung darstellt.
Welche Rolle Hormone, der Säure-Basen-Haushalt und Mikronährstoffe beim Lipödem spielen, erfuhren die Teilnehmer von der Allgemeinärztin Frau Graf-Lisy. Die Ernährungsmedizinerin Dr. v. Wichert erklärte zudem, wie die Ernährungsmedizin die Lipödemtherapie unterstützen kann.
Während und nach den Vorträgen sowie in den Pausen konnten die Teilnehmer Fragen stellen und Unklarheiten klären. Auch Mitglieder der LipLymph Selbsthilfe München standen den Teilnehmern beratend und unterstützend zur Seite.
Lipödem weitestgehend immer noch unbekannt
Wie viele andere Lipödem-Betroffene hat auch Susanne Klingmann einen langen Leidensweg hinter sich. Beleidigungen ihrer Mitmenschen und Unverständnis der Ärzte gehörten zu ihrem Alltag. Die Aussagen „Das ist vererbbar, da kann man nichts machen“ oder „Machen Sie mal Diät und Sport und nehmen ein paar Kilo ab, dann sehen wir weiter“ haben viele Betroffene von ihren Ärzten gehört. Häufig wird das Lipödem erst spät diagnostiziert, da immer noch Unwissen unter den Medizinern herrscht. Und das obwohl in etwa 10 Prozent aller Frauen von einem Lipödem betroffen sind. Der Informationstag sollte nicht nur aufklären, sondern Betroffenen auch Mut machen. Denn das Lipödem kann zwar nicht geheilt, aber immerhin gut behandelt werden.
Erfolgreiche Lipödembehandlung ist immer multimodal
Zwei verpfuschte Operationen bei einem Kölner Arzt brachten Susanne Klingmann in die Praxis von Dr. Dominik v. Lukowicz. Dieser weiß, dass Patienten auch leicht auf den falschen Arzt stoßen können, dem die nötige Erfahrung für eine erfolgreiche Lipödembehandlung fehlt. Denn das Lipödem wird zwar operativ mit einer Liposuktion behandelt, diese unterscheidet sich jedoch maßgeblich von der klassischen Fettabsaugung. Außerdem ist eine erfolgreiche Lipödembehandlung immer multimodal. „Der Weg einer guten Lipödemtherapie kann nur dank mehrerer Therapeuten bewerkstelligt werden“ unterstrich Dr. v. Lukowicz. Dazu gehören nicht nur plastisch-ästhetische Chirurgen und Allgemeinärzte, sondern auch Physiotherapeuten, Ernährungsmediziner und Phlebologen.
Fakten zum Lipödem
Das Lipödem ist eine Fettverteilungsstörung, die zu einer Disproportion zwischen dem Rumpf und den Extremitäten führt. Das heißt, dass Betroffene beispielsweise Kleidergröße 38 bei Oberteilen und 42 bei Unterteilen benötigen. Die Erkrankung ist chronisch, schreitet stetig fort und betrifft nahezu nur Frauen. In der Regel beginnt das Lipödem in einer Phase hormoneller Veränderungen, wie der Pubertät, einer Schwangerschaft, der Wechseljahre oder einer Hormontherapie. Es macht sich durch Fettgewebsvermehrungen bemerkbar, die sport- und diätresistent sind. Klassische Symptome des Lipödems sind außerdem Ödeme, die durch langes Stehen verstärkt werden, unerklärliche blaue Flecken und Schmerzen im betroffenen Areal – sowohl Spontan- und Ruheschmerzen als auch Druckschmerzen. Betroffen sind meist die Ober- und Unterschenkel, häufig auch die Ober- und Unterarme. Aber auch Gesäß, Hüfte, Bauch, Brust und Rücken können vom Lipödem betroffen sein.
Die Ursachen des Lipödems sind noch nicht gänzlich geklärt. Es wird angenommen, dass aus den defekten Lymphgefäßen vermehrt Lymphe austritt, die sich zwischen den Fettzellen ansammelt. Als Reaktion darauf agieren die Fettzellen wie ein Schwamm, nehmen einen Teil der Lymphe auf und schwellen an. Als Folge dessen drücken die vergrößerten Fettzellen auf Blut- und Lymphgefäße und erschweren somit den Abtransport der Lymphe zusätzlich. Schließlich werden die Fettzellen nicht mehr richtig ernährt und verhärten sich. Eine Therapie ist dann sehr erschwert.